Seite:Kuntermann 1968.pdf/49

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Bei den Fürther Stadtmeisterschaften im Tennis gewann Gudrun Roschmann (TV Fürth 1860) bei den Damen und Peter Hüttig (Grün-Weiß Fürth) bei den Herren. Die SpVgg und Hessen Kassel trennten sich im Ronhof vor 3200 Zuschauern unentschieden 1:1. Das Tor für Fürth erzielte Bösl. Damit belegte man Rang acht der Tabelle. In fünf Spielen hatte man gerade mal zwei Tore erzielt! Kein Zweifel, Fürth fehlte ein Torjäger. Dienstag, 17. September 1968 In Sichersdorf im lebte damals der älteste Bürger in Stadt und Landkreis Fürth. Der frühere Bahn- und Streckenarbeiter Lambert Nowak feierte seinen 100. Geburtstag. Er stammte aus dem Sudetenland. Auf der Flucht 1945 starben ihm seine Frau und eine Tochter. Seit 1909 war er bei der Eisenbahn beschäftigt, seit 1930 pensioniert. Er rauchte täglich seine Pfeife und trank einen Schoppen Wein. Das grässliche Gebimmel hatte ein Ende! Der Stadtrat beschloss die Einstellung des Glockengeläuts vom Fürther Rathausturm. Einer der fünf Lautsprecher war defekt geworden. Eine Reparatur einschließlich Austausch der nicht sauber aufeinander abgestimmten Porzellanglocken hätte 15.000 DM gekostet, Glockentöne per Tonband mit reparierten Lautsprechern 4000 DM. Kein Ruhmesblatt, kein kultureller Rückschritt! Einfach die Stille des Mittags genießen. Die Lage an der Soldnerschule wurde immer prekärer: In 27 Klassenzimmern wurden 39 Klassen unterrichtet, für das nächste Schuljahr rechnete man mit 42 Klassen. Eine Erweiterung der Schule wäre in zwei Bauabschnitten möglich. Der erste Abschnitt könnte sehr schnell gebaut werden, da das benötigte Grundstück der Stadt gehörte. Da das Grundstück für den zweiten Erweiterungsbau jedoch im Eigentum einer Privatperson stand, die aber unter keinen Umständen verkaufen wollte, musste sich die Stadt von einem Erweiterungsbau schmerzhaft verabschieden. Mittwoch, 18. September 1968 Die Stadträte begaben sich auf eine Informationsfahrt zur Kanal-Zukunft. Als ergrimmte Kanalgeschädigte zogen sie frühmorgens aus, als Kanalbegeisterte kehrten sie abends zurück. Von den brutalen Eingriffen der Großbaustellen in das Landschaftsbild war wenig zu sehen. Kein Zweifel, die Rhein-Main-Donau AG verstand es, Besichtigungen so effektvoll zu arrangieren, dass wenige Schönheiten des fertigen Kanals und die üppige Bewirtung im Vordergrund standen. Donnerstag, 19. September 1968 Der Bestand an Wohnungen hatte sich im Landkreis Fürth gegenüber der Vorkriegszeit beachtlich erhöht. Wurden 1939 im gesamten Landkreis 9217 Normalwohnungen gezählt, waren es zum 1. Januar 1968 schon 25 713. Trotzdem reichte auch dieser Bestand noch nicht. Übermäßig verheißungsvoll war der Auftakt nicht: Nur 20 Fürther interessierten sich für das VHS-Theatergespräch mit Chefdramaturg Leegard und Oberspielleiter Huber. Gottseidank sollten noch mehr derartige Veranstaltungen im Berolzheimerianum stattfinden. Freitag, 20. September 1968 Ein musikalisches Lustspiel auf der Bühne des Fürther City-Kinos musste ausfallen, da sich die Fläche dafür als zu klein erwies. Die enttäuschten Fans erhielten ihr Eintrittsgeld für "Ein Engel namens Schmitt" zurück, während sich die Hauptdarsteller Edith Hanke und Eislaufstar Hans Jürgen Bäumler in der Aischgründer Karpfenstube bei Würstchen und Zwetschgenwasser über das ausgefallene Gastspiel trösteten. Etliche Verehrerinnen des Eislaufstars warfen noch einen Blick auf ihr Idol. Die Japaner auf dem Vormarsch in der Bundesrepublik: Ab sofort konnten die Fürther jetzt Fahrzeuge der Marke "Honda" an der Shell-Tankstelle Würzburger Straße 25 (Scheuerlein) kaufen. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: "Oswald Kolle - das Wunder der Liebe, 2. Teil" mit Michael Maien und Petra Perry (City), "Jerry Cotton - Fall Nr. 7: Der Tod im roten Jaguar" mit George Nader (Admiral), "Die Nichten der Frau Oberst" in der 5. Woche (Bambi) sowie "Der Bulle" mit Jean Gabin (Park). Samstag, 21. September 1968 Gegenseitig zog man die Klage zurück: Die Stadt stellte das Verfahren gegen den NPD-Stadtrat Dr. Mertens wegen Sachbeschädigung ein. Man hatte ihm vorgeworfen, städtische Flächen unbefugt beklebt zu haben. Umgekehrt verzichtete Dr. Mertens auf die Verfolgung seiner Klage gegen die Stadt Fürth, da OB Kurt Scherzer ihn am 26. Januar von einer Sitzung ausgeschlossen hatte. Als Begründung gab er an, dass er durch seine politische Betätigung so stark in Anspruch genommen sei, dass er keine Zeit für diese Klage habe. So hatte man sich wieder lieb. Schulraumnot an der Ebert-Schule: Für 154 Abc-Schützen waren drei (!) Klassen gebildet worden. Da es für sie keine festen Klassenzimmer gab, standen die Schüler jeden Morgen vor dem Gebäude und wurden dann auf

49