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für seine Tätigkeit bei Grundig gab er mit 250.000 DM an, Max Grundig korrigierte den Betrag in seiner Vernehmung später auf 500.000 DM. Daneben betrieb Schäfer eine Steuerkanzlei. Er bestritt, je den offiziellen Titel "Generaldirektor" erhalten zu haben. Dies sei eine Erfindung der Presse. Die Herbstsonne und die Kinder strahlten um die Wette: Die Stadt Fürth hatte wieder ein paar hundert Kinder aus dem Waisenhaus, dem Jugendhaus Lindenhain und dem Sozialamt zu einem kostenlosen Kirchweihbummel eingeladen, den die Schausteller wieder gestiftet hatten. Für die Kinder wurde der Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Donnerstag, 10. Oktober 1968 Sie stürmten zugunsten der "Lebenshilfe". Die Mannschaft des Rathauses kickte gegen das Team des Bauamtes. Unter der Leitung von Richard Gottinger führte OB Scherzer den Anstoß aus. Das Palazzo Vecchio gewann mit 3:1. Bei einer Umfrage unter den Schaustellern zum Kirchweihschluss hörte man unterschiedliche Kommentare. Manche Budenbesitzer hatten sich mehr versprochen, andere verzeichneten eine kräftige Umsatzsteigerung. Die Gastwirte bedauerten die Regentage an den Anfangstagen der Kirchweih. Die Einzelhändler betonten, dass besonders der zweite Sonntag hielt, was man sich versprach. Fazit: Keine neuen Rekorde, aber auch kein Misserfolg. Freitag, 11. Oktober 1968 Im Prozess gegen den Grundig-Manager Josef Schäfer wurde erstmals der Konzernherr selbst vernommen. Er hielt den Prozess so überflüssig wie einen Kropf. Grundig behauptete, von der Kriminalpolizei zu einer Anzeige gegen Schäfer gezwungen worden zu sein. Es kam noch zu keiner Erörterung einzelner Punkte der Anklage. OB Kurt Scherzer wurde in das Präsidium des Deutschen Städtetages berufen. Er war damit das vierte bayerische Stadtoberhaupt, das in das oberste Gremium des kommunalen Spitzenverbandes gewählt wurde. Ein Vertrauensbeweis für seine kommunalpolitische Tätigkeit. Der Stadtrat entschied endgültig über den künftigen Standort des Erweiterungsbaus der Soldnerschule: Der Hardhöhe-Festplatz wurde für den Schulneubau geopfert. 12 Klassenzimmer mit einer mittigen Aula sollten entstehen. Stadtrat Dörfler wehrte sich mit Händen und Füßen, aber der Stadtrat entschied mit 29:10 Stimmen für den Standort Hardhöhe-Festplatz. Samstag, 12. Oktober 1968 Der "Prüfungsverband öffentlicher Kassen" legte ein Gutachten vor, das die Fürther Stadträte erboste: Der Regionalligaverein SpVgg Fürth wurde darin wie ein Verein der Bundesliga als gewerbsmäßiges Unternehmen bezeichnet. Damit war der Beschluss der Stadträte falsch, der SpVgg ein zinsloses Darlehen für den "laufenden Unterhalt" in Höhe von 33.000 DM zukommen zu lassen. Also wieder Rolle rückwärts durch das Rechnungsprüfungsamt. Traurige Kunde für die Stadträte: Fast jedes Jahr hatte es im Herbst so eine kleine Aufstockung des Etats gegeben, woraus man dann einen sogenannten "Nachtragshaushalt" erstellte. Wünsche gab es genügend, doch die nachträglichen Einnahmen waren 1968 zu gering, als dass es zu einem Nachtragshaushalt gereicht hätte. Die neue "Ludwigbrücke" entstand auf dem Reißbrett: Vorgesehen war die doppelte Breite als bisher. Die bisherige alte Ludwigsbrücke aus Stein stammte aus dem Jahr 1840 und wurde 1927 renoviert. Jetzt sollte in zwei Bauabschnitten eine völlig neue Brücke mit bequemen Fußgängerwegen entstehen. Montag, 14. Oktober 1968 Ein amerikanischer Pfarrer wandelte auf Löhes Spuren, weil er eine Arbeit über Wilhelm Löhe schrieb. Der in der von fränkischen Einwanderern gegründeten Stadt Frankenmuth geborene Pastor betreute eine Löhe-Gemeinde in Bay City am Michigansee. Als ihm ein Amtsbruder an der Löhebüste vor der St. Michaelskirche Einzelheiten über Löhe erklärte, schüttelte plötzlich ein Enkel Löhes dem amerikanischen Pfarrer die Hand. Der Enkel hatte zufällig einem Gottesdienst beigewohnt. Seit 7. Oktober war die Vacher Straße wegen Kanalbauarbeiten in Höhe der "Monteith-Barracks" für ein halbes Jahr gesperrt. Die Autofahrer schimpften, Der Weg nach Atzenhof wurde durch die Umleitung um 10 km länger. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Schauspiel "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer sowie die Komödie "Die Kaktusblüte" von Barillet-Gredy, beide Vorstellungen als Wiederholung in der jeweilgen Besetzung. Ferner als Gastspiel des Schweizer Theaters Basel die Komödie "Der Schwierige" von Hugo von Hoffmannsthal, u.a. mit O.W. Fischer und Immy Schell. Die SpVgg gewann beim ASV Fürth ein Privatspiel mit 4:0, ohne jedoch überzeugen zu können. Tore für Fürth durch Bösl (2), Klier und Ebenhöh. Dienstag, 15. Oktober 1968

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