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Montag, 1. September 1969 Die Unterfürberger hatten doch noch Glück gehabt mit dem Wetter. Während es vor der Dorfkirchweih noch tagelang regnete, überstrahlte die Sonne das Kirchweihwochenende. Das Bier floss in Strömen unter der 22-mhohen Kärwa-Fichte. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim VfR Mannheim sang- und klanglos mit 0:3. Nur Torwart Löwer verdiente sich eine gute Note. Damit belegte man den 19. (vorletzten) Platz der Tabelle. Dienstag, 2. September 1969 Im Fußball hatte die Regionalliga Süd erstmals seit ihrem Bestehen eine „englische Woche“ (Spieltage Mittwoch und Sonntag) hinter sich gebracht. Für drei Vereine verlief das Experiment katastrophal. Mannheim, Regensburg und die SpVgg Fürth waren die einzigen Clubs, die keinen einzigen Punkt holten. Zirndorf wurde ab sofort von „Grünröcken“ beherrscht. Die Zirndorfer Stadtpolizei wurde jetzt offiziell in den Verband der Landpolizei eingegliedert. Finanzielle und sachliche Gründe (Erhöhung der Schlagkraft!) waren für den Übergang maßgebend gewesen. Zur gleichen Zeit wurde übrigens die Nebenstelle Stein vom Inspektionsbereich Fürth geschluckt. Mittwoch, 3. September 1969 Immer wieder blieben amerikanische Armeefahrzeuge in der Unterführung Schwabacher Straße beim Berolzheimerianum (heute Comödie) stecken. War es Nachlässigkeit der Fahrer oder konnten die GIs die angegebenen 3,60 m Höhe nicht richtig umrechnen? Zur Sicherheit brachte die Stadtverwaltung daher ein Schild mit der Aufschrift „11,6 feet“ an. Die Partnerschaft mit der schottischen Stadt Paisley sollte sich nach Meinung der Fürther Stadträte nicht in gegenseitigen Besuchen der „Stadtoffiziellen“ erschöpfen. Vielmehr sollte die gesamte Bürgerschaft dem Anliegen gerecht werden. An erster Stelle stand der Schüler- und Jugendaustausch, sodann die Förderung der kulturellen Beziehungen. Aber auch die Fürther Wirtschaft sollte in die Pflicht genommen werden, boten sich doch Spielwaren und Rundfunkgeräte als Spenden für das schottische Waisenhaus an. Donnerstag, 4. September 1969 Der Befehlshaber im Wehrbereich VI (Bayern), Generalmajor Dr. Stangl, verabschiedete sich im Fürther Rathaus von OB Kurt Scherzer. Dr. Stangl trat ab Oktober sein Amt als Chef des Bundeswehr-Personalamts in Bonn an. Hoffentlich konnte er mit seinem Abschiedsgeschenk, dem Geschichtslexikon „Fürth von A bis Z“, in Bonn etwas damit anfangen. FDP-Vorsitzender Walter Scheel tourte im Wahlkampf durch die fränkischen Gaue. Im Rathaus wurde er von OB Scherzer und örtlichen FDP-Vertretern zu bundespolitischen Gesprächen und Zigarrengenuss empfangen. Mit Verspätung, denn eine von pflichteifrigen Beamten durchgeführte polizeiliche Radarkontrolle in der Erlanger Straße brachte den minutiös berechneten Zeitplan des FDP-Wahlkämpfers etwas durcheinander. Freitag, 5. September 1969 Einige Preise vom damaligen Fürther Wochenmarkt (Angaben in Pfennigen pro 500g, Stück oder Bund): Blaukraut 35 – 40; Blumenkohl 40 – 80; Endiviensalat 35 – 40; Bohnen 60 – 70; gelbe Rüben 35 – 40; Gurken 30 – 50; Kartoffeln 20 – 30; Kopfsalat 35 – 40; Kohlrabi 25; Äpfel 40 – 100; Grapefruit 90; Aprikosen 120 – 150; Bananen 90 – 100; Weintrauben 100 – 150; Schwarzbeeren 150; Zitronen 35 – 45; Champignons 400; Pfirsiche 100 – 180; Orangen 90 – 150; Renekloden 30 und Zwetschgen 40 – 80. Ein sechsjähriger Ausbildungsweg fand ein Ende: 13 junge Krankenschwestern des Fürther Stadtkrankenhauses hatten ihr Examen bestanden und bekamen von Oberschwester Elfriede Köppe als Zeichen der Anerkennung die Broschen mit dem Kleeblattemblem angeheftet. Prominenz von Stadt und Krankenhaus stand zur Gratulation an. Trotzdem herrschte weiter „Schwesternmangel“. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Grimms Märchen von lüsternen Pärchen“ (Admiral), „Ekel“ mit Catherine Deneuve (Bambi), „Fahr zur Hölle, Gringo“ mit Telly Savalas und Janet Landgard (Park) sowie „Heintje – ein Herz geht auf Reisen (City). Samstag, 6. September 1969 Die Stadt bereitete sich auf die Bundestagswahl vor. Während durch Zuzüge die Zahl der Wahlberechtigten im Landkreis seit Jahren anstieg, registrierte man in der Stadt Fürth noch 67.824 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger. (Vier Jahre vorher waren dies noch über 71.000.) 38.670 Frauen hatten jetzt ein erdrückendes Wahlübergewicht. Keine andere Großstadt in der Bundesrepublik wies einen so hohen Anteil an weiblichen Wählern auf.

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