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Freitag, 3. Oktober 1969 Gratulanten aus nah und fern drängten sich in der Genossenschaftswohnung in der Dr.-Schumacher-Str. 7, um MdL Fritz Gräßler (SPD) zum 65. Geburtstag zu gratulieren. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport machten dem populären Fürther ihre Aufwartung. Sichtlich bewegt nahm „der Mann aus dem Volk“ die Glückwünsche entgegen. Nachdem das Fürther Tierheim am Espan schon seit längerer Zeit der neuen Schnellstraße zum Opfer gefallen war, wurde nun in der Nürnberger Stadenstraße 145 ein provisorischer Barackenbau als neue Bleibe auf Zeit in Betrieb genommen. Um „auf den Hund“ zu kommen, mussten als Fürther Anteil schon mal 25.000 DM investiert werden. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Oswalt Kolle : Zum Beispiel Ehebruch“ in der 2. Woche (Admiral), „Walt Disney: Das Dschungelbuch“ (Bambi), „Dr. med. Fabian – Lachen ist die beste Medizin“ mit Hans Joachim Kulenkampff und Maria Perschy (City) sowie „Herzblatt“ mit Georg Thomalla und Mascha Gonska (Park). Samstag, 4. Oktober 1969 Wollten die Fürther die von ihnen seit Jahrzehnten geforderte Südstadt-Buslinie doch nicht? Seit Inbetriebnahme täglich stets das gleiche Bild: Der Busfahrer der Linie 77 war zugleich auch der einzige Fahrgast. Nur vor Unterrichtsbeginn und in der Mittagszeit nutzten Schüler, die das Hardenberg- oder das Helene-Lange-Gymnasium besuchten, den Bus. Ansonsten gondelte der Bus der Linie 77 mit leeren Sitzplätzen durch den Fürther Süden. Die Eltern von Schülern des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums waren verbittert: Seit Jahren wurde über den Standort eines Neubaus diskutiert, jetzt schien mit der Zuweisung des nachbarlichen Helmschulhauses alles erledigt zu sein. Es fehlten weiterhin Fachräume sowie eine Turnhalle. Man wandte sich deshalb mit einer Resolution in scharfer Tonart an OB Scherzer nach dem Motto: „Ein paar frisch getünchte Wände allein tun es nicht“. Im Feierabendhaus Rummelsberg feierte der beliebte Sanitätsrat Dr. Enslin seinen 90. Geburtstag. Der bekannte Arzt übte 54 Jahre lang in Fürth eine Praxis als Augenarzt aus. Erst 1960 beendete er seine Tätigkeit. Nebenher war er auch ein anerkannter Insektenforscher. Weit über einhundert Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Insektenkunde bewiesen seinen Hang zu wissenschaftlicher Tätigkeit und peinlicher Gründlichkeit. Montag, 6. Oktober 1969 Ganz Franken gab sich zum Kirchweihauftakt ein Stelldichein rund um den Fürther Rathausturm. Blitzschnell hatten die Humpenstemmer die Plätze im Geismannsaal erobert und die Eröffnungsmaß gelupft. Die Bierhähne liefen auf Starkstrom. OB Scherzer dirigierte den Bayerischen Defiliermarsch, eröffnete die Tage des Frohsinns und alsbald bummelten Zehntausende bei herrlichstem Wetter auf Tuchfühlung durch die Fürther Kirchweih. Leider zeigte die Gaudi bereits zu Beginn auch ihre Schattenseiten: In den Gaststätten ging es teilweise hoch her. Stark angeheiterte Gäste gingen mit Messern, Stühlen und Bierkrügen aufeinander los. Gustav Noel, der unermüdliche Motor des Verkehrsvereins Fürth, feierte seinen 70. Geburtstag. Sein Verein gab ihm zu Ehren einen Empfang im „Schwarzen Kreuz“. Hinter allem, was in Fürth oder Mittelfranken mit Fremdenverkehr, Straßenbahn, Omnibus oder Bahn zu tun hatte, stand damals der Name Noel. OB Scherzer und viele Weggefährten gratulierten. Schutzhelm, Wasserwerfer und Dienstmützen waren ausnahmsweise nicht gefragt, als die Gewerkschaft der Polizei im Geismannsaal ihr Herbstfest abhielt. Beim „Bunten Abend“ waren trotz Parkverbots in der Alexanderstraße jede Menge Autos abgestellt und OB Scherzer, Polizeidirektor Mielsch und andere Lokalprominenz darauf bedacht, nicht durch Abwesenheit zu glänzen. Der GdP-Landesvorsitzende beklagte sich über die enorme Fehlstellensituation der Polizei in Bayern. Pro Jahr schieden 1200 Polizeikräfte aus, aber Nachwuchs war nur wenig in Sicht. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Schauspiel „König Johann“ von Friedrich Dürrenmatt (nach Shakespeare), u.a. mit Astrid Jacob, Hildegard Krost, Barbara Thummet, Paul Bösiger, Horst Breitenfeld und Karl Hüls. Ferner die Operette „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kalmann, u.a. mit Anni Coty, Monika Kral, Birgit Sarata, Alfons Graf, Karl Mikorey und Karl Nowak. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor nur noch 3500 Zuschauern gegen Kickers Stuttgart mit 1:3. Das Tor für Fürth schoss Perras. Damit belegte man weiterhin Platz 19 der Tabelle. Unter den Fans gärte es! Dienstag, 7. Oktober 1969 Heiß diskutiert: Wo sollte eines Tages die künftige U-Bahn-Endstation gebaut werden? Die Stadträte sollten in Bälde darüber entscheiden, ob am Fürther Hauptbahnhof oder an der Fürther Freiheit die Pegnitzpfeile enden sollten. Wegen der Streckenführung würde sich die Fürther Freiheit besser anbieten, doch die Fachleute tendierten mehr zur Entscheidung für den Bahnhofsplatz, um die Anbindung zur Bahn optimal herstellen zu können und um sich die Möglichkeit eines späteren unterirdischen Parkhauses an der Fürther Freiheit nicht verbauen zu lassen.

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