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Wirkung der Hochkonjunktur: Der Sozialausschuss besichtigte die Otto-Schule, weil es mit den Renovierungen nicht so recht voranging. Die Verzögerungen entstanden, weil in den Sommerferien, die für derartige Arbeiten bestens geeignet waren, wegen Urlaubszeit keine Handwerker zu bekommen waren. Die Berufsschule I sollte bis August neue Fenster bekommen. Die beauftragte Firma ließ verlauten, bis Jahresende sei an einen Einbau überhaupt nicht zu denken. Der Fürther Stadtausschuss für Leibesübungen verteilte 45.000 DM an die Fürther Vereine. Am meisten erhielt der TV Fürth 1860 mit 3900 DM, am wenigsten der 1. Automobilclub Fürth mit 60 DM. Die Stadt stellte außerdem für Leistungs- und Nachwuchsschwimmer einen Schwimmlehrer für das Hallenbad ein. Ein 27-jähriger spanischer Gastarbeiter geriet im Hof der Grüner-Brauerei zwischen eine rollende Zugmaschine und den Anhänger. Er wurde dabei tödlich verletzt. Ein Fürther Transportarbeiter fand beim Bananensortieren am Großmarkt eine giftige Vogelspinne. Mit Handschuhen fing er das behaarte Krabbeltier. Der Frankfurter Zoo zeigte Interesse und so schickte man das gefährliche Insekt in einem Einmachglas per Straßentransporter zu Prof. Dr. Grzimek nach Frankfurt. Donnerstag, 6. November 1969 Ausstellungswechsel im Foyer des Fürther Stadttheaters. Nun waren Werke der Künstler Karl Dörrfuß, Hermann Luschner und Franz Nüssel zu bewundern. Bürgermeister Dr. Karl Meyer eröffnete die Ausstellung. Bei einem nächtlichen Großfeuer in der Fürther Kläranlage entstand ein Schaden in Höhe von 50.000 DM. Eine Holzabrichthalle mit Sägen und Maschinen wurde dabei vernichtet. Die Brandursache blieb unbekannt. Die Südstadt-Bürgerversammlung im kleinen Saal der „60er Turnhalle“ entwickelte sich zu einer Marathonsitzung. Hauptsorgen der Südstädter war der Krach der US-Panzer, die wie vorsintflutliche Drachen mit ihren Auspuffgasen auch die Luft verpesteten. Ferner die vermeintlich falsche Streckenführung der neuen Buslinie 77, der Gestank der Hornfabrik am Lohnertsportplatz und die seit vielen Jahren geforderte Bedürfnisanstalt. Die Unfallbilanz für Oktober: Ein Verkehrstoter bei insgesamt 246 Unfällen. Von 68 verletzten Personen mussten 25 ins Krankenhaus eingeliefert werden. Beulenträchtigster Wochentag war der Freitag mit 57 Unfällen. Freitag, 7. November 1969 Die Ortsgruppe Fürth der DLRG zog für das abgelaufene Jahr Bilanz: Durch die Eröffnung des Fürther Hallenbades erstreckten sich die Aktivitäten erstmals auf das ganze Jahr. In neun Lehrgängen lernten 520 Personen das Schwimmen. An vier Lehrgängen für Rettungsschwimmer beteiligten sich 60 Leute. Bei 1500 Wachstunden konnte zwölfmal erste Hilfe geleistet werden. Hervorgehoben wurde die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Fürther Bäderamt. Das Industrie- und Handelsgremium Fürth nahm Stellung zum Standort eines möglichen weiteren U-Bahnhofs in Fürth. Aus Sicht der Geschäftswelt favorisierte man eine U-Bahnstation „Freiheit“. Eine Lösung mit dem Standort „Hauptbahnhof“ wurde abgelehnt. Die Kosten für eine U-Bahn-Verlängerung von der Stadtgrenze her schätzte man auf etwa 80 Mio DM. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Attraction“ mit Anita Sanders (Admiral), „Oswalt Kolle: Zum Beispiel Ehebruch“ in der 7. Woche, „The wilde Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ mit William Holden und Robert Ryan (City) sowie „Sancho – dich küsst der Tod“ mit Sean Flynn (Park). Samstag, 8. November 1969 Wie vom Donner gerührt waren die Fürther Stadträte, als sie hörten, dass Heizung und Technikgebäude des Fürther Krankenhauses über eine Million Mark teurer kamen. Auch die Kosten des Wirtschaftsgebäudes kletterten von 7,1 auf nun 7,7 Mio DM. Ein Fass ohne Boden! Und dies waren nur vorläufige Endsummen. Im Stadtrat zoffte man sich wieder: DFU-Stadtrat Riedel bezeichnete in einer Rede NPD-Stadtrat Dr. Mertens als „Faschisten“ und hielt auch nach einer Rüge durch den Sitzungsleiter daran fest. Dr. Mertens verlangte einen Protokollauszug der Sitzung, um seinen Banknachbarn zu verklagen. Die Versicherung der Fränkischen Pelzindustrie Märkle & Co setzte 15.000 DM Belohnung für denjenigen aus, der Hinweise zum Auffinden der gestohlenen Pelze im Wert von 243.000 DM geben kann. Die Fürther St. Pauls-Kirche erfuhr eine Innenrenovierung. Die Neugotik erhielt Farbe. Dadurch verwandelte sich die bisher flächig wirkende Kirchenhalle durch genau abgestimmte Kontraste in einen gegliederten Raum. Für Pfarrer Röhring war die Decke architektonisch „davongeflogen“. Die CFK stellte im Café Fenstergucker das neue Faschings-Prinzenpaar vor. Das „original“ Fürther Ehepaar Freudner aus der Hardstraße wollte als Marlies I. und Helmut I. das närrische Zepter während der Konfettisaison 1970 schwingen. Montag, 10. November 1969

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