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Der „Aprilscherz 1971“: Die FN berichteten vom versehentlichen Abriss des altehrwürdigen Schulamtes in der Königstraße. Im Rahmen der Altstadtsanierung hätte das Bauamt der Abbruchfirma irrtümlich einen schriftlichen Auftrag dazu erteilt. Proteste der Beschäftigten gegenüber den an der Abrissbirne Beschäftigten wären deshalb vergeblich gewesen. Die Fusion der Bayerischen Staatsbank mit der Bayerischen Vereinsbank zeigte erste expansive Früchte: Die jüngste Zweigstelle nach der Fusion eröffnete in Stadeln an der Fürther Straße 3. Auf 174 qm Schalterhalle sorgten ab sofort ein Zweigstellenleiter und drei Angestellte für die Abwicklung von Geld- und Kreditgeschäften. Allroundwitzereißer Heinz Schenk war Garant für Gaudi beim „Äppelwoi“ im dichtgedrängten Fürther Geismannsaal. Der „Blaue Bock“ hatte in Fürth Station gemacht und das Fürther Publikum war kaum zu halten. Bei der TV-Liveübertragung wollte man sich doch von der besten Seite zeigen. Schließlich regnete es „Bembel“, als der Chor der SpVgg Fürth „La Montanara“ intonierte. Neue Methoden in der Trainingsgestaltung praktizierten die Leichtathleten des TV Fürth 1860: Statt eines langen Trainingscamps im Sommer wurden nun mehrere auswärtige Wochenend-Trainingseinheiten angesetzt. Diesmal bereitete man sich mit Sprints und Langläufen auf Burg Feuerstein für die Bayerischen Waldlaufmeisterschaften vor. Freitag, 2. April 1971 General George S. Patton verabschiedete sich von Fürths OB Scherzer. Der berühmte Kommandeur der 4. USPanzerdivision verließ Fürth, um im amerikanischen Fort Knox ein Amt zu übernehmen. Sein Nachfolger in Fürth wurde Colonel K.J. Miller. Die Stadt Fürth handelte illegal unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Waffen: Hinter verschlossenen Türen kam es doch tatsächlich zu heftigen Kontroversen, als aus dem Theaterfundus Säbel, Lanzen, Helme und Rüstungen aus Umbaugründen an den Mann gebracht wurden. Ein Säbel kostete 10 DM, ein Helm 3 DM. Alle Teile wurden zum Versicherungswert an privat abgegeben. Der Ärger entstand deshalb, weil die meisten Teile von städtischen Bediensteten aufgekauft und nicht den Bürgern in einer Art Auktion angeboten wurden. Die Stücke lagen teilweise seit Jahrzehnten ungenutzt im Theaterfundus an der Bäumenstraße 27. Dieses Haus wurde jetzt abgerissen. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Variationen der Liebe, II. Teil“ mit Inge und Sten Hegeler (Admiral), „Walt Disney: König der Grizzlies“ (Bambi), „Django“ mit Franco Nero (City) sowie „Herrscher der Insel“ mit Geraldine Chaplin und Charlton Heston (Park). Samstag, 3. April 1971 Mit Karl Leupold wurde ein großer Mäzen des Fürther Sports im Alter von 70 Jahren zu Grabe getragen. Dem lebensfrohen Maschinenbau-Fabrikanten aus der Fürther Königstraße kam es dabei nicht auf den Vereinsnamen an. Wer zu ihm kam, ging selten mit leeren Händen. Gar mancher Vereinsvorstand erinnerte sich an gern gegebene Schecks mit vier- und nicht selten fünfstelligen Beträgen. Die Fürther Taxis wechselten ihre Wagenfarbe: Noch waren die ehrwürdigen schwarzen Limousinen in der deutlichen Mehrheit, aber am Taxistand an der Fürther Freiheit parkten schon die ersten beiden hellelfenbeinfarbenen Wagen. Ein Bundesgesetz sah eine Übergangsfrist von fünf Jahren für den Farbwechsel vor. Grund des Farbwandels: Den Taxichauffeuren wurde es in den schwarzen Autos im Sommer zu heiß. Sie selbst wollten eine helle Farbe. Beim „Aero-Club Fürth“ gab es dieses Jahr nur eine sechswöchige Winterpause. Obwohl kein besonderes Flugwetter herrschte, schaffte man bis jetzt schon 367 Starts und eine Gesamtflugzeit von 87 Stunden. Zwei Wochen gaben die Motorsegler des Clubs außerdem am Nürnberger Flughafen ein Gastspiel. Sie starteten dort 127-mal zwischen den riesigen Boeings. Der Aero-Club Fürth gründete außerdem eine Abteilung für passive Mitglieder und Förderer. Montag, 5. April 1971 Wenige Wochen vor der geplanten Hochzeit erwürgte ein 32-jähriger Arbeiter seine sieben Jahre ältere Verlobte in der gemeinsamen Wohnung in der Fürther Schillerstraße 23. Der Täter ließ anschließend die Polizei verständigen und sich widerstandslos festnehmen. Das Motiv des Gewaltverbrechens war Eifersucht. Über 700 Jungen und Mädchen wurden am Wochenende in Fürth konfirmiert. Bei milden sonnigen Temperaturen riefen die Glocken zum „göttlichen Mahl“, die Speiselokale hinterher zum „weltlichen Mahl“. Der Hof des Quelle-Kaufhauses an der Fürther Freiheit geriet zum Eldorado für Campingfreunde. Alles was den Camping-Urlaub angenehmer machte, war dort aufgebaut. Von Schlauchbooten in 18 Größen bis zu Wohnwagen (jetzt mit TÜV-Plakette) konnten sich die Camping-Freaks über alle Details informieren. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Wedel. Damit belegte man Rang fünf der Tabelle. Der Traum vom zweiten Platz und dem Erreichen der Aufstiegsrunde zur Bundesliga hatte sich damit erledigt.

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