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Michaels-Kirche. In knapp 60 Minuten ließ Archivdirektor a.D. Dr. Schwammberger sechs Jahrhunderte wieder lebendig werden. Sein lebhaftes Bedauern galt dem aus der Dürer-Werkstatt stammenden aus der Kirche entfernten Altar, der noch heute die Salvator-Kirche in Nördlingen schmückt. Mittwoch, 13. Oktober 1971 Pfarrer Bogner von der St.-Michaels-Kirche führte die „Hochzeit auf Tonkonserve“ ein. Gegen Gebühr konnte man sich die Hochzeitspredigt ab sofort auf Tonband mit nach Hause nehmen und in ruhigen Stunden noch einmal anhören. Am Dienstag gehörte die Kirchweih den Kindern. Bei viel Sonnenschein erlebten die Kinder aus dem Heim St. Michael jede Menge Kirchweihfreuden. Die Schausteller sorgten wie in den Vorjahren für kostenlose Karussellfahrten und Süßigkeiten. Chaos bei der Fürther Fachoberschule: Der seit 1969 existierende jüngste Spross in der Fürther Schullandschaft erlebte wiederum einen unerwarteten Zustrom. Unterrichtet wurden die mittlerweile 250 Schüler in den Berufsschulen I und II sowie in Räumen der Bildungsstätte für Frauenarbeit in der Pfisterstraße. Manche Schüler mussten täglich dreimal wandern. Die Klassenräume an den beiden Berufsschulen waren nur deshalb zu verwenden, weil an den Hauptschulen das 9. Schuljahr eingeführt wurde und deshalb ein „Leer-Jahrgang“ für einige freie Räume an der Fichten- bzw. Theresienstraße sorgte. Donnerstag, 14. Oktober 1971 Fazit: Trotz Kaiserwetters saß 1971 auf der Fürther Kirchweih das Geld nicht mehr so locker wie in den Vorjahren. Die Besucher stöhnten vielfach über angehobene Preise, die Schausteller berichteten von kleineren Gewinnmargen. Waren 17 zugelassene Schießbuden nicht auch umsatzschädlich? Ein riesiger Kran stand eingepfercht in der schmalen Bäumenstraße. An seinem 53 m langen Ausleger schwebten 24 m lange Stahlkonstruktionen durch die Lüfte. Es handelte sich dabei um die Stahlträger für das neue Bühnenhaus des Stadttheaters. Das hydraulische 100-Tonnen-Ungetüm war damals der modernste Kran der Welt. Für seinen Einsatz in Fürth wurde er extra aus München in die Kleeblattstadt gebracht. Das Problem „Fußgängerüberweg an der Heilstättenstraße“ erregte die Gemüter im Stadtwesten. Vertreter der DKP griffen zur Selbsthilfe und pinselten einen provisorischen Zebrastreifen auf die Fahrbahn. Dies führte zu Verdruss. Die Feuerwehr musste anrücken und mit einem scharfen Wasserstrahl die „alte Ordnung“ wieder herstellen. Freitag, 15. Oktober 1971 Grausiger Fund im Fürther Stadtwald: Bei der Turmruine der Alten Veste fanden spielende Kinder ein Skelett. Der Schädel wies Gewalteinwirkungen auf, deshalb leitete die Landpolizei Ermittlungen ein. Das Alter des Skeletts wurde auf 25 Jahre taxiert. Das Fürther „Conny Wagner Sextett“ kam von einer 16-tägigen Tournee in die Heimatstadt zurück. Man gastierte in Mannheim, Saarbrücken, Kaiserslautern, Köln, München, Düsseldorf und Berlin. Für die Band regnete es Angebote aus ganz Europa. Mit ihrer Show und ihrem Sound hatten sie genau in die Herzen des Publikums gezielt. Die Catcher des Bremer Promoters Nicola Selenkowitsch gastierten im Fürther Geismannsaal. 12 Tage kämpften die modernen Gladiatoren um eine Pseudo-“Europameisterschaft“. Mit von der Partie waren u.a. Jean Breston (Belgien) mit 167 kg, Killer Kowalski (USA), „Eierkopf“ Strogoff (UdSSR), Saturski (Berlin), Scheich Tannous (Syrien) und der 163 kg wiegende Otto Wanz (Österreich). Im Fürther Filmangebot zur Monatsmitte u.a.: „Die tollen Tanten schlagen zu“ mit Ilja Richter, Rudi Carell, Theo Lingen und Gunther Philipp (Admiral), „Liebesmarkt in Dänemark“ mit Jutta Albrecht und Hans-Walter Clasen (Bambi), „Little Big Man“ mit Faye Dunaway und Dustin Hoffman (City) sowie „Der Vampir von Schloss Frankenstein“ mit Waldemar Wohlfahrt und Patricia Loran (Park). Samstag, 16. Oktober 1971 Die Verbotsschilder in Burgfarrnbach fielen: Der Schlosspark wurde der Öffentlichkeit übergeben. Dazu wurde das unansehnliche Schmiedeeisentor am Haupteingang entfernt. Böse Zungen behaupteten, der Schlosspark sei nur geöffnet worden, um den Burgfarrnbachern den Teilverlust ihres „Schmalholzes“ schmackhaft zu machen. Sieben Nürnberg-Fürther Landwirte wandten sich hilfesuchend an die Stadt Fürth: Ihnen gehörte der gesamte Wiesengrund an der Pegnitz mit insgesamt 7,31 Hektar Wiesenflächen, die Bevölkerung Fürths ruiniere jedoch diesen Grundbesitz rücksichtslos. Sogar mit Mopeds fuhr man abseits der Wege durch die Wiesen. Die jährlichen Schäden wären für die Landwirte unzumutbar. Man forderte Verbotsschilder und verstärkte Kontrollen durch die Fürther Stadtpolizei. Hoffnung für die Anwohner der Hardhöhe: Die Donnerbrücke über den Kanal sollte bald leiser werden. Dazu wurde eine Spezial-Baufirma mit der Versteifung der Stützbleche beauftragt. Bis November wollte man die Arbeiten abschließen. Bei der Stadt herrschte Skepsis über den Erfolg der Maßnahme, konnten damit doch nur die dumpfen

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