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Montag, 22. Oktober 1973 Die Bundesrepublik wurde von Schneefällen überrascht. In der Region kam es daher zu zahlreichen Auffahrunfällen. Verstärkt wurden die Verkehrsstörungen im Bereich Nürnberg/Fürth durch lange Kolonnen von Militärfahrzeugen, die auf dem Rückweg vom „Reforger“-Manöver in ihre Garnisonen waren. Die Stadt Fürth beabsichtigte, ein neues Gewerbegebiet zu erschließen. Dafür hatte man die Stadelner Flur ausersehen, genannt „Wäsig“. Für 2,1 Mio DM sollte dieses Gebiet zwischen Erlanger Bahnlinie und der Verbindungsstraße nach Kronach erschlossen werden. Da aber der FSV Stadeln sein Sportgelände dafür nicht hergeben wollte, nahm man wieder Abstand von dem Vorhaben. Der „Wäsig“ spielte Jahre später nochmals eine Rolle, als die SpVgg nach einer neuen und billigeren Heimat suchte. Die „Werner-Prießnitz-Union“ feierte ihr 21-jähriges Bestehen. Das Großhandels-Möbelhaus an der Würzburger Straße hatte sich auf Markenmöbel spezialisiert. Firmenchef Prießnitz spendierte für die AWO 3000 DM und für die eigene Belegschaft ein Gästehaus am Chiemsee, in dem jeder Firmenangehörige jährlich 25 Tage Urlaub verbringen durfte. Gefeiert wurde im eigenen Bierzelt zu den Klängen des Conny-Wagner-Sextetts. Die SpVgg verlor das Derby im Nürnberger Stadion vor nur 16.000 Zuschauern gegen den Club mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Detsch. Damit verschlechterte man sich auf Rang dreizehn der Tabelle. Dienstag, 23. Oktober 1973 Bei Grundig wurden die Farbfernsehgeräte zum großen Renner. Mehr als 52% des gesamten Umsatzes entfielen im Geschäftsjahr 1972/73 auf Farbe und Schwarzweiß. Im Vergleich zum Vorjahr erzielte man 31% mehr Verkaufserlös. Der Jahresüberschuss belief sich auf 58,3 Mio DM. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Grundig mit 1,7 Mrd DM Umsatz. Noch überlebte man blendend trotz japanischer Konkurrenz. Eine Feuerwehrübung der Freiwilligen Feuerwehren aus Burgfarrnbach, Unterfarrnbach und Atzenhof geriet zum Hindernislauf. Es wurde ein fiktiver Brand im Burgfarrnbacher Schloss angenommen, doch alle Zufahrten blieben verrammelt und versperrt. Der Schlosshausmeister weigerte sich mit der Standhaftigkeit eines Kastellans, das Tor zu öffnen oder Schlüssel herauszurücken. Der dritte Volkswandertag der Sektion Fürth des Deutschen Alpenvereins wurde ein großer Erfolg. Trotz Regens und böigem Wind nahmen 4300 Volksläufer daran teil. Manche kamen sogar mit Hund und Kinderwagen. Für die große 20-km-Tour durch den Stadtwald gab es am Ende eine Kupfermedaille mit Goldrand zur Belohnung. Das „Waldheim Sonnenland“ kam in der Hochrechnung für 1973 auf 11.000 Übernachtungen. Man beherbergte echte Sioux-Indianer ebenso wie Berliner Ferienkinder. Die große Masse der Übernachtungen ergab sich aus den Aufenthalten von Schulklassen aus allen Ecken der Bundesrepublik. Mittwoch, 24. Oktober 1973 Der Katholische Kaufmännische Verein (KKV) „Mercator“ blickte auf 50 Jahre seines Bestehens zurück. Viele katholische Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung waren in die St.-Heinrichs-Kirche nach Fürth gekommen. Weihbischof Wiesend hielt die Ansprache, im Berolzheimerianum kam es anschließend zu einer Feierstunde. Im Mittelpunkt stand das ökonomische Handeln unter ethischen Grundsätzen, wie es sich die Mitglieder in der Praxis zu Eigen machten. Reiner Most, Pächter des Nürnberger Mautkellers, hatte nach dem Derby die Mannschaften von Club und SpVgg zu einem versöhnlichen Umtrunk und kaltem Büfett eingeladen. Doch ohne offizielle Absage war die siegreiche Nürnberger Elf der Einladung ferngeblieben. So labten sich allein die Kleeblättler an der doppelten Menge. Trotz gestiegener Benzinpreise, höheren Reparaturkosten und angehobenen Versicherungstarifen liefen in Fürth die Neuanmeldungen bei der Zulassungsstelle der Stadt wie bisher. Auf die Fürther Haushalte umgerechnet kam 1972 auf 3,5 Einwohner ein Kraftfahrzeug. (1955 kam ein Auto auf 14,6 Einwohner!) Donnerstag, 25. Oktober 1973 Im Vorort Burgfarrnbach herrschte ein „Schach-Krieg“: Die Vorstandschaft des TSV 1898 erlaubte es den Aktiven ihrer Schachabteilung nicht, eine Fusion mit dem Schachclub Grundig einzugehen, da dies die Auflösung der Schachabteilung zur Folge hätte. Die Spieler selbst fühlten sich in Burgfarrnbach vom Verein nicht genügend unterstützt. Der Schachclub Grundig stand finanziell wesentlich besser da. Ergebnis: Die Fusion war trotz aller Satzungstricks nicht mehr aufzuhalten. Der evangelische Arbeiterverein Fürth beging sein 100-jähriges Bestehen. Die Festpredigt hielt Kreisdekan Rieger. Nach einer Totenfeier traf man sich dann bei Kaffee und Kuchen im Vereinslokal in der Pfisterstraße. Mit Bedauern musste man feststellen, dass der Arbeiterverein nicht mehr über die Stoßkraft früherer Jahre verfügte. Für die Zukunft sah es nicht gut aus, konnte man doch soziale Probleme mit dem Arbeiterverein heute nicht mehr lösen. Freitag, 26. Oktober 1973

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