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Eine neue Form der „Bürgernähe“ praktizierte Stadtrat Walter Pavlicek am verkaufsoffenen Samstag. Bei schönstem Wetter verlegte das „entfant terrible“ der Fürther SPD seine Sprechstunde in die Fürther Fußgängerzone. Über Publikumsinteresse brauchte er sich nicht zu beklagen. Donnerstag, 11. August 1977 Erstmals war beim Gesellschaftsball der SpVgg der „Kleeblatt-Marsch“ ertönt. Jetzt wurde der vom Nürnberger Alfred Schafitel komponierte Marsch im Studio Nürnberg auf Band aufgenommen. Den Text dazu hatte Mundartdichterin Erika Jahreis geschrieben. Ab jetzt ertönte der Marsch bei allen Heimspielen des Kleeblatts quäkend über die Tribünenlautsprecher. Gar mancher heutige Ronhofbesucher wird sich sicher noch daran erinnern: „Hipp,hipp, hurra und toi, toi, toi ...“ Hatte man für den Bau einer künftigen Fürther Stadthalle bisher mit 15 Mio DM gerechnet, so schnellte der Ansatz jetzt auf 27 Mio DM hoch. Diese neue Kostenschätzung wurde dem Förderantrag der Stadt für die Aufnahme des Projekts in das neue „Programm für Zukunftsinvestitionen“, der an die Regierung von Mittelfranken ging, zugrunde gelegt. Die Stadt Fürth ging mittlerweile von 6300 qm Baufläche und einem Volumen von 60.000 Kubikmetern aus. Freitag, 12. August 1977 Der Bau des neuen „Quelle-Kaufhaus“ an der Fürther Freiheit ging in die Endphase. Der gewaltige Komplex hatte die Ausmaße 100 mal 55 Meter erreicht. Allein die technischen Einrichtungen verschlangen etwa 10 Mio DM. Mit dem täglich benötigten Strom hätte man eine Kommune mit 5000 Einwohnern versorgen können. 165 km Leitungen waren im Innern verlegt. Radarsicherungen spürten eventuelle Einbrecher auf und zeigten der Polizei sogar an, welchen Weg sie genommen hatten. Jetzt begann man mit der Schulung der knapp 500 Mitarbeiter und fieberte der Eröffnung entgegen. Im Kunstschaufenster der Commerzbank an der Rudolf-Breitscheid-Straße waren Aquarelle des Fürther Malers Günter Ernst Wich zu sehen. Die FN sprachen von „südländischen Impressionen, die mit duftiger Monochromie die Konturen in eine reizvolle schwebende Stimmung auflösen“. Samstag, 13. August 1977 Düstere Aussichten: SpVgg-Schatzmeister Max Wiesmeier gestand vor der Presse, dass die vor einiger Zeit angeleierte Spendenaktion nur 21.000 DM gebracht hatte. Mit 100.000 DM hatte man gerechnet. Der Verein pfiff auf dem letzten Loch, da der Zuschuss der Stadt Fürth in Höhe von 100.000 DM zweckgebunden in Reparaturen und Verbesserungen der Vereinsanlage floss. Für das Überleben des Vereins brauchte man durchschnittlich 6600 Zuschauer pro Heimspiel, aber die kamen nicht. Montag, 15. August 1977 Die evangelisch-lutherische Auferstehungskirche im Fürther Stadtpark wurde jetzt mit einem Gerüst umgeben. Bis zum Jahresende 1977 wollte man die Außenrenovierung durchgeführt haben. Da ein Sandstrahlgebläse den Sandstein angreifen würde, hatte man sich entschieden, die Außenfront nur mit Dampf zu waschen. Schallöffnungen und Turmabdeckungen wurden danach erneuert. Der Himmel verdunkelte sich über Fürth in Minutenschnelle und ein Wolkenbruch ergoss sich über dem Stadtgebiet. Die Straßenbahn fuhr mit wahren Bugwellen daher und die Feuerwehr musste nach dem Ende des Sommergewitters zahlreiche Keller auspumpen. Der neue Pausenhof zwischen den alten und neuen Gebäudeteilen am Schulzentrum Tannenplatz war jetzt nahezu fertig. Es liefen die letzten Schotterarbeiten. An den Enden zwischen Otto-Seeling-Promenade und Sigmund-Nathan-Straße war der Hof mit Betonmauern eingefasst. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern gegen den Freiburger FC mit 6:2. Tore für Fürth durch Heinlein (3), Lambie (2) und Unger. Damit belegte man nach zwei Spielen Platz acht der Tabelle. Dienstag, 16. August 1977 Die Flutbrücke in Fürth wurde saniert. Drei Wochen lang kam es zu endlosen Staus der Autos, weil die Übergangskonstruktion (zwischen Brücke und Kammermauer), die Widerlager sowie der Fahrbahnbelag erneuert werden mussten. Die Straßenbahnlinien 1 und 7 wurden dabei ab Fürther Freiheit durch VAGBusse ersetzt, die über die Nordspange fuhren, um den Staus halbwegs zu entgehen. Bei Erdarbeiten in der Dr.-Mack-Straße am Tor 2 der Grundig-Werke wurde eine 75-kg-Sprengbombe gefunden, freigelegt und vom Sprengkommando Feucht entschärft. „Stempel-Eckstein“ Ecke Schwabacher- und Marienstraße kannte damals jeder Fürther. Seniorchef Jakob Eckstein feierte nun seinen 80. Geburtstag. Täglich stand er noch in seinem Laden. Der Träger des

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