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Bei kaltem, aber prächtigem Herbstwetter wartete der Reitclub Burgfarrnbach mit seiner Fuchsjagd 1977 auf. Mit etlichen auswärtigen Gästen startete man vom Burgfarrnbacher Schloss aus über Rothenberg und Seukendorf in den Fürther Stadtwald. In der Halle des TSV 1898 Burgfarrnbach fand dann der abendliche Hubertusball statt, bei dem auch das Jagdgericht unter Stadtrat Rittler tagte. Kaum einer der Teilnehmer kam dabei „ungeschoren“ davon. Vor Gymnasien tauchten immer mehr Flugblätter mit antijüdischen und nazistischen Hetzparolen auf. Eine „Deutsch-Völkische Gemeinschaft“ forderte in den Mitteilungsblättern, die den Schülern in die Hand gedrückt wurden, „Die Wahrheit für Deutschland“, die „Brechung der Macht des Volksfremden“ sowie die „Wiedererrichtung des Großdeutschen Reiches“. Man erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Stadttheater Fürth: „Orchestre National de France“, Konzert. Montag, 24. Oktober 1977 Im längsten und teuersten Rechtsstreit, in den die Stadt Fürth je verwickelt war – der Prozessflut um das nie gebaute Parkhaus auf der Hardhöhe – kam es zu einer spektakulären neuen Zuspitzung: Prozessgegner Theo Kauper, der verhinderte Parkhausbauherr, hatte in einem Flugblatt OB Scherzer als „den größten Gesetzes- und Verfassungsbrecher“ genannt, „der je in der BRD den Frack eines Oberbürgermeisters trug“. Als Reaktion ließ Fürths Rechtsreferent Alfred Fischer der Presse eine Dokumentation der gerichtlichen Auseinandersetzung um das Parkhausobjekt zugehen, in dem u.a. ein älteres Gutachten Kauper bei seinem Handeln verminderte Zurechnungsfähigkeit zubilligte. (Ein wesentlich gründlicheres Gutachten hatte Kauper später dagegen überdurchschnittliche Intelligenz bescheinigt, was Fischer jedoch in dem Presseartikel unterschlug). Deshalb erstattete Kauper jetzt Strafanzeige gegen den städtischen Rechtsreferenten Fischer wegen „Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung“. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 4200 Zuschauern gegen FV Würzburg 04 mit 3:0. Tore für Fürth durch Schäfer, Unger und ein Eigentor Würzburgs. Damit belegte man Rang neun der Tabelle. Stadttheater Fürth: „Niemandsland“, Schauspiel von Pinter (Münchner Tournee). Dienstag, 25. Oktober 1977 Die Fürther Jäger feierten mit einer stimmungsvollen „Hubertusmesse“ in der überfüllten Christopheruskirche den Auftakt zum 100. Jubiläum ihres Vereins. Dazu hielt Pfarrer Sitzmann im lindgrünen Messgewand die Hubertuspredigt, vor dem Altar war auf einer schlichten Trage ein erlegtes Wild aufgebahrt. Jagdhornbläser hörte man zu Beginn. Dr. Albert Riemann, langjähriger Leiter des Hardenberg-Gymnasiums, feierte seinen 75. Geburtstag. Durch seine Einführung des Kernkurssystems hatte er die Grundlagen der heutigen Leistungskurse der Kollegstufe an der damaligen Oberrealschule geschaffen. Unter seiner Leitung nahm das Gymnasium an der Kaiserstraße auch quantitativ eine steile Aufwärtsentwicklung. Dr. Riemann saß auch in zahlreichen überregionalen pädagogischen Fachausschüssen. Bunte Dinge in den Räumen der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße 7: Es handelte sich um keine Geldscheine, sondern um Schmetterlinge aus dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Kulturreferent Hauptmannl eröffnete die Ausstellung. Mittwoch, 26. Oktober 1977 Auf Einladung der Wirtin Christa Stoll verzehrte jeder Lizenzspieler der SpVgg nach dem Training in der „Fischküche Walhalla“ am Obstmarkt einen riesigen Karpfen. Trainer Hannes Baldauf zeigte sich angesichts der Portionsgrößen zwar entsetzt, beschränkte sich aber nur darauf, den Bierkonsum etwas einzudämmen. Wirtin Christa Stoll hatte früher unter ihrem Mädchennamen Christa Bucher beim Kleeblatt Hockey gespielt. Bei Bauarbeiten in der St. Michaels-Kirche legten Bauarbeiter ein gut erhaltenes Grab frei. Ob es sich bei dem Leichnam um den streitbaren Pfarrer Lochner handelte, konnte nicht geklärt werden. Sicher hatte hier kein gewöhnlicher Fürther seine letzte Ruhe gefunden. Donnerstag, 27. Oktober 1977 Mit Albert Steger feierte einer der ältesten Fürther Leichtathleten seinen 75. Geburtstag. Seine Karriere beim TV Fürth 1860 begann 1923 als aktiver Leichtathlet mit diversen Rekorden und endete 1968 als Hutschler (Fußtennis). Steger fungierte jahrzehntelang auch als Abteilungsleiter und Trainer der Leichtathleten. Der frühere technische Angestellte bei der Stadt Fürth wurde in Anbetracht seiner Verdienste auch mit der DLVEhrennadel in Gold ausgezeichnet. Das Fürther Bauamt legte wieder einmal geänderte Bebauungspläne zur Einsichtnahme aus. In der veränderten Planung hatte sich die Ansiedlung eines größeren Kaufhauses im Sanierungsgebiet der Altstadt

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