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TECHNIKGESCHICHTE rita und wusste daher schon früh von den Ideen zu einer optischen Disc bei Sony. Karajan schätzte den großen Dynamikumfang mit dem er mittels der CD den Hörer erreichen konnte. Auch wenn er sein Orchester pianissimo spielen ließ waren keine störenden Nebengeräusche wie Kratzer und Rauschen zu hören. Und beim Fortissimo musste man keine Bedenken haben dass die Nadel aus der Rille sprang. Philips befasste sich bereits länger mit der optischen Aufzeichnung von Bild und Ton und 1974 etablierte Lou Ottens (Direktor der Audio Division) eine kleine Gruppe Entwickler die eine optische Platte, deren Klangqualität besser als die der Vinyl Schallplatte sein sollte, entwickeln sollte. Am Ende dieser Entwicklung stand dann die Compact Disc Digital Audio. Zeitgleich entwickelte das Team von Heitaro Nakajima bei Sony einen digitalen Audiorekorder auf Basis des Betamax Videorekorders (Bandaufzeichnung). Danach widmeten auch sie sich der optischen Aufzeichnung des digitalen Signals. 1979 präsentiert Sony seine Digital Audio Disc auf der 62. AES Konferenz in Brüssel. Eine Woche später stellte Philips den Prototyp einer optischen Digital Audio Disc auf einer Pressekonferenz in Eindhoven vor. Das Ziel beider Firmen war, die 12

CD als einen weltweit einheitlichen Standard für die perfekte Audiowiedergabe (ohne Datenreduktion) und der Möglichkeit der Vervielfältigung durch Pressung wie bei der Schallplatte im Markt zu etablieren. Obwohl beide Firmen Konkurrenten in verschiedenen Bereichen waren, hatten sie schon in den 1960ern bei der Einführung des Audiokassetten Standards kooperiert und ihnen war klar, dass wenn sie einen neuen Weltstandard mit der CD ins Leben rufen wollten, sie das ebenfalls gemeinsam tun müssen. Von Vorteil war auch, dass beide Firmen im Bereich der Musikindustrie tätig waren. Sony mit CBS/Sony und Philips mit einer 50% Beteiligung an Polygram. So konnten sie nicht nur die Abspielgeräte sondern auch den Content, sprich Musikaufnahmen auf dem neuen Medium zur Verfügung stellen. In der Pressemitteilung von Philips Deutschland hieß es 1981: „Die Schallplatte, deren technische Entwicklung vor mehr als 100 Jahren begann, steht vor einer revolutionären technischen Erneuerung. Durch Einführung der Digitaltechnik auf der neuen Platte und das berührungslose Auslesen der Musikinformation mit einem Laserstrahl werden die qualitativen Grenzen der heutigen Musikreproduktion auf Schallplatten aufgehoben. Die

Rundfunk & Museum 102 – Februar 2022

neue Schallplatte heißt Compact Disc Digital Audio, kurz CD. (...) Die neue Platte ist frei von allen Rumpel- und Jaulstörungen. Die Musikwiedergabe wird durch Kratzer, Staub und Fingerabdrücke auf der Oberfläche der Platte nicht beeinträchtigt, da die eigentliche Information unterhalb einer transparenten Schutzschicht liegt, und dort berührungslos von einem Laserstrahl ausgelesen wird.“ [4] Und 1981 für die Premiere in Salzburg hatten sie sich nun ein Zugpferd par exellence geholt: Herbert von Karajan. Seine Worte bei der Pressekonferenz sind oft zitiert worden. Er war als Musiker mit hohen Ansprüchen an die Audiowiedergabe von der CD überzeugt und meinte, dass der Vergleich der CD mit der Schallplatte ungefähr so wäre als ob man elektrisches Licht mit der früheren Gasbeleuchtung vergleichen würde. Ein Jahr später, auf der 33. Internationalen Funkausstellung in Berlin (4. – 18.9.1982) stellten Philips und Sony die CD dann der Öffentlichkeit vor. Der Absatz der CDs hielt sich, wie bei vielen neuen Entwicklungen, erst einmal in Grenzen. Die Ursachen waren natürlich zum einen das begrenzte Angebot an originalen Aufnahmen auf CD zum anderen musste man sich