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TECHNIKGESCHICHTE

TECHNIKGESCHICHTE

Vor 70 Jahren: Das erste Grundig Fernsehgerät Typ 080 von unserem Fördervereinsmitglied Konrad Maul

Einführung Die Leser der Nürnberger Nachrichten am 28. September 1951 werden nicht schlecht gestaunt haben, als sie ihre Zeitung aufgeschlagen haben: „Gestern führten, wie wir angekündigt ha琀琀en, die Radiowerke Grundig der Presse erstmals das Fernsehen vor. Ab heute wird es auf der Leistungs- und Gewerbeschau in Fürth während der Dauer der Ausstellung ö昀昀entlich gezeigt. Es war für die Teilnehmer ein einmaliges Erlebnis: auf dem Leuchtschirm des formschönen Grundig Fernsehempfängers war deutlich und klar ein Film zu sehen.“ Dem Rundfunkmuseum der Stadt Fürth ist es gelungen, mit 昀椀nanzieller Unterstützung durch den Förderverein, eines dieser ersten Grundig Fernsehgeräte von 1951, mit „Typ 080“ bezeichnet, von einem Sammler zu erwerben.

Das erste Grundig Fernsehgerät von 1951 – der Typ 080. Unsere Schri昀琀führerin Gisela Maul mit dem Autor. (Foto M2Counselling, Sammlung Rundfunkmuseum der Stadt Fürth) 24

Rundfunk & Museum 103 – September 2022

Nun ist für uns heutzutage das Fernsehen zu einer Selbstverständlichkeit geworden, sodass wir uns kaum noch die Wirkung und Faszina琀椀on dieses neuen Mediums auf die Menschen damals vorstellen können. Waren sie doch schon erstaunt, dass zu dieser Zeit die Einführung der UKW Sende- und Empfangstechnik eine bisher nicht gekannte Tonqualität in das heimische Wohnzimmer bringen konnte, falls man sich ein solches

Empfangs- oder Vorsatzgerät in dieser Nachkriegszeit und kurz nach der Einführung der DM überhaupt leisten konnte. Weitblickend ha琀琀e Max Grundig schon 1949 Vorbereitungen getro昀昀en um als erster Produzent Rundfunkgeräte mit UKW-Teil herausbringen zu können. Und dann Fernsehen? Schon 1935 ging in Berlin das weltweit erste reguläre Fernsehprogramm an den Start. 1937 ha琀琀e man sich dann in Deutschland auf ein elektronisches Fernsehsystem mit 441 Zeilen festgelegt und die Markteinführung war für 1939 geplant. Doch dann kam wie bekannt alles anders. Der Zweite Weltkrieg begann und die NS Propaganda wählte den Rundfunk als ihr Medium, um die Bevölkerung in ihrem Sinne indoktrinieren zu können. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass sich nach dem totalen Zusammenbruch schon im September 1948 unter der Leitung des Technischen Direktors des neu gegründeten NWDR eine 34-köp昀椀ge Expertengruppe traf und eine zukün昀琀ige Sendenorm mit 625 Zeilen für Westdeutschland beschloss. Frankreich ha琀琀e sich schon zuvor auf 819 Zeilen festgelegt und in England wurden 405 Zeilen beschlossen. Erst 1952 wurden dann die 625 Zeilen mit 50 Halbbildern vom zuständigen Gremium CCIR (Comité Consulta琀椀f Interna琀椀onal des Radiocommunica琀椀ons) der Genfer Inter-

na琀椀onalen Fernmeldeunion (ITU) als Grundlage für eine einheitliche west- und südeuropäische Fernsehsendenorm genommen. Aber schon im Sommer 1950 ha琀琀e der NWDR die ersten Test-Fernsehbilder der Nachkriegszeit mit 625 Zeilen gesendet. In Bayern waren diese natürlich nicht zu empfangen und der Bayerische Rundfunk begann erst 1953 mit einem Probebetrieb, sodass sich Max Grundig entschloss, einen eigenen Werksfernsehsender und Filmabtaster au昀戀auen zu lassen. Und die Grundig Entwicklungsingenieure und Techniker entwickelten in Rekordzeit einen auf 625 Zeilen basierenden Fernsehempfänger, den Typ 080, den sie dann stolz auf der Leistungs- und Gewerbeschau 1951 in Fürth erstmals der Ö昀昀entlichkeit vorführen konnten. Auf der Basis des 080 entstand dann 1952 im Rahmen der Kleebla琀琀serie, die erste Grundig Fernsehgeräte-Serienproduk琀椀on. Und im Werbeprospekt las sich das dann so: „Unser Fernseh-Empfänger, in einer von Künstlerhand gestalteten Edelholztruhe, berücksich琀椀gt in seinem technischen Au昀戀au den neuesten Stand der Fernsehtechnik. Er ist das Ergebnis einer längeren, vorausschauenden Entwicklungsarbeit in unserem Werk. Die Bedienung des Empfängers ist weitgehend vereinfacht und durch die wenigen Einstellknöpfe

Rundfunk & Museum 103 – September 2022

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