TECHNIKGESCHICHTE diode (Bezeichnung 100V / 1mA) konnte dann eine Regelgleichspannung (Regeldifferenz) gewonnen werden. Diese wurde zur Synchronisa琀椀on des Zeilensperrschwingers (15625Hz), der mit dem Pentodensystem der ECL 80 realisiert wurde, benutzt. Der Tiefpasscharakter, der mit dem 0,1µF Kondensator und der parallel dazu liegenden Serienschaltung von 3kOhm und 0,5µF nach der Germaniumdiode gebildet wurde, sorgte dafür, dass kurzzei琀椀ge Ausfälle der Zeilensynchronimpulse des Senders durch Störungen (z.B. Funkenstörung von Elektromotoren oder Schaltern) nicht die Regelgleichspannung und damit die Frequenz der Zeilenablenkung verändern konnten. Damit wurden hässliche Bildstörungen wie das Einreißen der Zeilen vermieden. Peter Ewerbeck, damals der Leiter einer der beiden Abteilungen des Grundig Fernsehlabors (siehe [8]), in dessen Zuständigkeit unter anderem Ablenktechnik, Netzteil und Audio 昀椀elen, meldete schon im Januar 1952 ein Patent zur Auslegung der Regelschaltung an (siehe [9]). In diesem Patent ist die Funk琀椀on der Regelschaltung genau beschrieben. Das Schaltbild des Zeilensperrschwingers ist fehlerha昀琀. Die Kathode des Pentodensystems der ECL 80 ist nicht angeschlossen. Ferner ist der 1nF Koppelkondensator der zum G1 der Zeilenendstufenröh34
TECHNIKGESCHICHTE re (PL 81) führte über einen 30kOhm Widerstand an die 180V Betriebsspannung angeschlossen. Damit erhält die Zeilenendstufe keine Ansteuerung. Da die Laborserie der Grundig 080 Fernsehgeräte bei Vorführungen ja funk琀椀oniert ha琀琀e, legt es den Schluss nahe, dass dieses Schaltbild von einem in der Fernsehtechnik nicht sehr bewanderten Mitarbeiter gezeichnet und danach nicht mehr kontrolliert wurde. Oder es war ein sehr früh im Entwicklungsprozess entstandenes Exemplar und von den später entstandenen korrigierten Schaltbildern sind keine Kopien mehr erhalten. Eine Klärung könnte die Schaltungsanalyse des Chassis des Gerätes im Rundfunkmuseum liefern. Nun kommen wir zur Zeilenablenkung. Zunächst etwas Prinzipielles zur Funk琀椀onsweise der Schaltung: Bei der Ver琀椀kalablenkung wird der Ablenkstrom (50Hz) in den Ver琀椀kalablenkspulen einfach durch Transforma琀椀on des sägezahnförmigen Anodenstromes der Bildendstufe erzeugt. Man kann sich das ähnlich einer Röhrenaudioendstufe vorstellen. Nahezu die ganze Ablenkenergie wird in Wärme am Ohmschen Widerstand der Ver琀椀kalablenkspulen umgesetzt. Bei der sehr viel höheren Zeilenfrequenz von 15625Hz würde dieses Prinzip zu sehr großen Verlustleistungen führen.
Rundfunk & Museum 103 – September 2022
Um den Ein昀氀uss der Selbstinduk琀椀on der Ablenkspulen gering zu halten, müsste man Horizontalablenkeinheiten mit sehr kleinen Windungszahlen bauen, aber für das erforderliche Ablenkfeld wären dann sehr hohe Stromstärken nö琀椀g. Mit Röhrentechnik also kaum realisierbar. Die geniale Lösung, die gefunden wurde, ist eine selbstschwingende Zeilenendstufe, in der die Ablenkenergie zwischen Kondensator (elektrisches Feld) und Induk琀椀vität – gebildet aus Zeilentrafo und Ablenkeinheit (magne琀椀sches Feld) – pendelt und nur die Verluste ersetzt werden müssen. Dazu sind zwei elektronische Schalter notwendig, die im Grundig 080 durch die Zeilenendstufenröhre (PL 81) und die Boosterdiode (PY 81) realisiert wurden. Das verwendete Schaltungskonzept wird als Serien-Spardioden-Schaltung bezeichnet. Eine detaillierte Funk琀椀onsbeschreibung ist aus Platzgründen hier nicht möglich (bei Interesse siehe [2] und [3]). Die Steuerung der Ablenkschaltung erfolgte über den Koppelkondensator (1nF), der ein zeilenfrequentes Signal an die Zeilenendstufenröhre an Gi琀琀er 1 der PL 81 übertrug. Mit Beginn der nega琀椀ven Flanke des Steuersignals wurde die Zeilenendstufenröhre gesperrt und der Zeilenrücklauf ausgelöst. Es erfolgte eine Eigenschwingung über eine hal-
Abb. 4: Erstes Fernsehgerät von Grundig, der Geräte-Typ 080. Geräteansicht von hinten. (Foto M2Counselling mit Genehmigung des Rundfunkmuseums der Stadt Fürth) be Periode der Resonanzfrequenz (ca. 6 bis 10µs passend zur Zeilenaustastlücke des Fernsehsignals) der Schwingkreiskomponenten gebildet aus Zeilentrafo mit Ablenkeinheit und den Wickelkapazitäten plus der einstellbaren Parallelkapazität (Trimmer 10 bis 70pF). Diese Rücklaufschwingung wurde über die Hochspannungswicklung hochtransformiert und mit der Hochspannungsgleichrichterröhre EY 51 gleichgerichtet und an die Anode der Bildröhre geführt. Bei ca. 12kV Hochspannung kann man natürlich die Heizung der EY 51 nicht in den Heizkreis einfügen, es würde sich ja eine Spannung von 12kV zwischen Heizfaden
und Kathode ergeben. Deswegen wird die EY 51 über eine hochspannungsfeste Wicklung um den Zeilentrafokern geheizt. Die Rücklaufschwingung wird automa琀椀sch durch das Einschalten der Serienspardiode beendet und der Zeilenhinlauf beginnt wieder. Stark vereinfacht kann man sich die Entstehung des horizontalen Ablenksägezahns auch aus zwei Teilen von Resonanzschwingungen entstanden denken. Die Umschaltung der beiden Resonanzfrequenzen erfolgt durch Schalter (Schaltröhren). Der Rücklauf – wie oben beschrieben eine cosinusförmige Halbschwingung (z.B. 10µs) und der Hin-
lauf aus einer Halbperiode einer im nega琀椀ven beginnenden cosinusförmigen Schwingung (ca. 54µs) gebildet aus der Boosterkapazität (50 nF) und Zeilentrafo mit Ablenkeinheit. Beide Schwingungsausschnitte zusammengesetzt ergeben dann eine Gesamtperiodendauer von 64µsec, passend zur Periodendauer des Fernsehsignals mit 15625Hz Zeilenfrequenz. 1.9 Bildröhre Es kam laut Schaltbild der Typ MW36-24 zum Einsatz. Auf der 080 Neuerwerbung ist kein Bildröhren-Typenschild mehr vorhanden. Aber aus den Datenblä琀琀ern der damaligen Bildröhrenhersteller kann
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