PORTRÄT
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„Für mich kam nur Technik in Frage“ Neu im Vorstand des Fördervereins: Gisela Maul von Peter Budig
Gisela Maul 2011 im Rahmen ihrer Counsellortä琀椀gkeit bei einer Lehrveranstaltung im Rahmen des Studium Generale an der Hochschule Aalen.
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Rundfunk & Museum 103 – September 2022
Der Förderverein des Rundfunkmuseums Fürth hat eigentlich nur eine echte Sorge, und diese ist symptoma琀椀sch für nahezu alle Vereine in Deutschland: Er ist immer auf der Suche nach Nachwuchs, nach Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, bestenfalls sogar technische Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen und das Museum weiter auf seinem Weg ehrenamtlich begleiten. Frauen waren da bisher nur schwer anzusprechen. Das hat auch strukturelle, gesellscha昀琀liche Gründe: Wenn man bedenkt, dass das Ehrenamt im Verein meist erst in den Jahren kurz vor oder nach dem Ruhestand a琀琀rak琀椀v wird, wenn Ausbildungen, Karriere, Kindererziehung erledigt sind und von da aus etwas zurückrechnet, wird verständlich, was gemeint ist. Denn welche Frau hat in den 1970er Jahren einen technischen Beruf erlernt? „Als Erfolg ist zu werten, dass der Frauenanteil an den Studierenden im 1. Fachsemester der Ingenieurwissenscha昀琀en von unter 10% am Ende der 1970er Jahre auf aktuell 22% ges琀椀egen ist“, so heißt es in einem Bericht aus den 2010er Jahren der Gemeinsamen Wissenscha昀琀skonferenz (GWK, He昀琀 21, Bonn 2011, Seite 89). Eine jener wenigen war Gisela Maul, und die So昀琀ware-Entwicklerin dafür zu gewinnen, sich für „uns“ zu engagieren (und sie hat gleich zu Beginn
gezeigt, wie man die Messlatte für „Engagieren“ neu nach oben jus琀椀ert), das war und ist schon ein besonderer Glücksfall. Ende der 70er Jahre schloss Gisela Maul, geboren 1952, ihr Studium der Nachrichtentechnik an der heu琀椀gen Technischen Hochschule Georg Simon Ohm in Nürnberg ab. „Wenn damals Frauen technische Berufe erlernten, dann waren das meist die Assistenzberufe“, erinnert sich Maul, die selbst vor dem Studium Physiklaboran琀椀n als Lehrberuf absolviert und diesen Weg eingeschlagen ha琀琀e. Es ist also eine lange persönliche Geschichte als Ausnahmeerscheinung, auf die Gise-
la Maul zurückblicken kann. Allerdings, im Gespräch mit ihr, wenn sie erzählt, wie sie als Kind mit dem Vater, einem Flugzeugbauer, Mathe- und Physikspiele machte, wird klar, wie sie selbst die Dinge sah und nie etwas anderes in Betracht zog, „für mich kam nur Technik in Frage.“ Auch ihre Mu琀琀er, eine selbstständige Geschä昀琀sfrau, wusste zu rechnen, die Ein昀氀üsse stärkten ihr den Rücken. Ausbildung, Mi琀琀lere Reife und Fachabitur am BR Telekolleg (abends und samstags), Studium (Nachrichtentechnik, weil es Informa琀椀k nicht gab), erste Berufssta琀椀onen in einem begehrten Berufsfeld „Entwicklung“ bei Triumph Adler – das liest sich dann ganz folgerich琀椀g, war
2002-2005: Als Abteilungsleiterin bei Datev verantwortlich für den Au昀戀au der Entwicklung in Italien (Mailand). Rundfunk & Museum 103 – September 2022
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