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== Prostitution im 19. Jahrhundert ==
== Prostitution im 19. Jahrhundert ==
Der Stadtmagistrat bat [[1859]] den königlichen Gerichtsarzt Dr. [[Adolf Mair|Mair]] um einen Bericht über eine durchaus "heikle Frage" in Fürth. Darin sollte "das Prostituiertenwesen dahier" unter die Lupe genommen werden. Zu dieser Zeit wurden die Dirnen in einer sog. "Prostitutionsliste" erfasst. Altersdings, so Dr. Mair, war nicht klar, wer wie auf die Liste gelangte. So wurden z.B. alle Frauen pauschal auf der Liste geführt, die einmal positiv auf Syphilis diagnostiziert wurden - unabhängig davon, ob sie dem Gewerbe der Prostitution nachgingen oder nicht. Auch der gesellschaftliche Status der Frau spielte keine Rolle.  
Der Stadtmagistrat bat [[1859]] den königlichen Gerichtsarzt Dr. [[Adolf Mair|Mair]] um einen Bericht über eine durchaus "heikle Frage" in Fürth. Darin sollte "das Prostituiertenwesen dahier" unter die Lupe genommen werden. Zu dieser Zeit wurden die Dirnen in einer sog. "Prostitutionsliste" erfasst. Allerdings, so Dr. Mair, war nicht klar, wer wie auf die Liste gelangte. So wurden z. B. alle Frauen pauschal auf der Liste geführt, die einmal positiv auf Syphilis diagnostiziert wurden - unabhängig davon, ob sie dem Gewerbe der Prostitution nachgingen oder nicht. Auch der gesellschaftliche Status der Frau spielte keine Rolle.  


Am [[6. Februar]] [[1859]] legte Dr. Mair dem [[Magistrat|Stadtmagistrat]] diesen Bericht vor, in dem er angab, dass auf der sog. Prostitutionsliste zu diesem Zeitpunkt insgesamt 33 Frauen erfasst waren. Von diesen 33 Frauen konnten allerdings nur 28 Frauen im Stadtgebiet gefunden werden. Auf die Einladung in das [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] zu einer körperlichen Untersuchung kamen von den 28 Frauen lediglich 19. Dr. Mair untersuchte die Frauen im städtischen Hospital. Zehn der Frauen konnte er unmittelbar nach der Untersuchung als "gesund" wieder entlassen, damit diese wieder ohne Bedenken ihrer Arbeit nachgehen konnten. Die anderen Frauen, immerhin neun an der Zahl, mussten gleich im Hospital als "Kranke" bleiben und wurden erst wieder nach ihrer Genesung entlassen.  
Am [[6. Februar]] [[1859]] legte Dr. Mair dem [[Magistrat|Stadtmagistrat]] diesen Bericht vor, in dem er angab, dass auf der sog. Prostitutionsliste zu diesem Zeitpunkt insgesamt 33 Frauen erfasst waren. Von diesen 33 Frauen konnten allerdings nur 28 Frauen im Stadtgebiet gefunden werden. Auf die Einladung in das [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] zu einer körperlichen Untersuchung kamen von den 28 Frauen lediglich 19. Dr. Mair untersuchte die Frauen im städtischen Hospital. Zehn der Frauen konnte er unmittelbar nach der Untersuchung als "gesund" wieder entlassen, damit diese wieder ohne Bedenken ihrer Arbeit nachgehen konnten. Die anderen Frauen, immerhin neun an der Zahl, mussten gleich im Hospital als "Kranke" bleiben und wurden erst wieder nach ihrer Genesung entlassen.  


In dem Bericht an den Stadtmagistrat beklagt Dr. Mair, dass es "''aus seiner Sicht unzuträglich [sei und] ''... für die betroffenen Frauen höchst entehrend, als Dirnen in der "Prostitutionsliste" geführt zu werden, nur weil sie einmal als syphilitisch erfasst worden waren. So wurden Frauen noch im Alter von 48 oder gar 52 Jahren [sic!] als Dirnen zitiert, gegen die nichts als Beweis vorlag als die oben benannte Krankheit.''" Nach Auffassung Dr. Mairs ... würde die Moralität ... hierduch nicht gefördert, wenn derlei alte Personen und junge aus derhalben Gründen sich an einem Ort einfinden [müssen].'' In Folge seiner Recherche forderte er von den Behörden und dem Magistrat mehr Fingerspitzengefühl, da häufig die Frauen schnell abgestempelt wurden und somit ihr Ruf für alle Zeiten dahin sei. Deshalb forderte er einen "sehr gewandten Polizeibeamten", der sich um den Sachverhalt kümmert - und der Aufgabe gewachsen sei. Dabei sollte offensichtlich auch in einem vermeintlichen "ständischen Modell" gedacht werden, in dem die Frauen u.a. unterschieden wurden in "gewöhnliche Nachtvaganten und Dienstboten" oder um sog. "feineren Lohn-Mädchen".  
In dem Bericht an den Stadtmagistrat beklagt Dr. Mair, dass es "''aus seiner Sicht unzuträglich [sei und] ''... für die betroffenen Frauen höchst entehrend, als Dirnen in der "Prostitutionsliste" geführt zu werden, nur weil sie einmal als syphilitisch erfasst worden waren. So wurden Frauen noch im Alter von 48 oder gar 52 Jahren [sic!] als Dirnen zitiert, gegen die nichts als Beweis vorlag als die oben benannte Krankheit.''" Nach Auffassung Dr. Mairs ... würde die Moralität ... hierdurch nicht gefördert, wenn derlei alte Personen und junge aus derhalben Gründen sich an einem Ort einfinden [müssen].'' In Folge seiner Recherche forderte er von den Behörden und dem Magistrat mehr Fingerspitzengefühl, da häufig die Frauen schnell abgestempelt wurden und somit ihr Ruf für alle Zeiten dahin sei. Deshalb forderte er einen "sehr gewandten Polizeibeamten", der sich um den Sachverhalt kümmert - und der Aufgabe gewachsen sei. Dabei sollte offensichtlich auch in einem vermeintlichen "ständischen Modell" gedacht werden, in dem die Frauen u.a. unterschieden wurden in "gewöhnliche Nachtvaganten und Dienstboten" oder um sog. "feineren Lohn-Mädchen".  


Gleichzeitig forderte Dr. Mair eine regelmässige körperliche Untersuchung der Frauen, um die Ausbreitung der Syphilis weiter eingrenzen zu können. Von einer jährlichen Untersuchung, so gegenüber dem Magistrat, hielt er nichts. Vielmehr forderte er eine wöchentliche Untersuchung von einem erfahrenen Arzt, da die meisten "Assistenzärzte ... noch sehr unerfahren, mitunter auch lax oder nachlässig" die Untersuchungen vornehmen und somit "Anfänger" seien. Er selbst wolle sich der Aufgabe widmen, fand aber kein Gehör dafür. In einem späteren Schreiben beschränkte er sich auf monatliche Untersuchungen, die immer am ersten Dienstag des Monats im [[Rathaus]] stattfanden.  
Gleichzeitig forderte Dr. Mair eine regelmäßige körperliche Untersuchung der Frauen, um die Ausbreitung der Syphilis weiter eingrenzen zu können. Von einer jährlichen Untersuchung, so gegenüber dem Magistrat, hielt er nichts. Vielmehr forderte er eine wöchentliche Untersuchung von einem erfahrenen Arzt, da die meisten "Assistenzärzte ... noch sehr unerfahren, mitunter auch lax oder nachlässig" die Untersuchungen vornehmen und somit "Anfänger" seien. Er selbst wolle sich der Aufgabe widmen, fand aber kein Gehör dafür. In einem späteren Schreiben beschränkte er sich auf monatliche Untersuchungen, die immer am ersten Dienstag des Monats im [[Rathaus]] stattfanden.  


Das [[Rathaus]] als Ort der Untersuchung war von Dr. Mair bewusst ins Spiel gebracht worden, da seiner Meinung nach das [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] eine "Krankenanstalt sein und bleiben" soll. Seiner Meinung nach falle es zu sehr auf, wenn gleichzeitig zu viele Mädchen und Frauen sich dort einfinden würden.<ref>Manfred Mümmler: ''"Die Aufsicht auf liederliche Dirnen"''. In: [[Alltagsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert (Buch)|Alltagsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert]], Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1990, S. 48ff.</ref>
Das [[Rathaus]] als Ort der Untersuchung war von Dr. Mair bewusst ins Spiel gebracht worden, da seiner Meinung nach das [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] eine "Krankenanstalt sein und bleiben" soll. Seiner Meinung nach falle es zu sehr auf, wenn gleichzeitig zu viele Mädchen und Frauen sich dort einfinden würden.<ref>Manfred Mümmler: ''"Die Aufsicht auf liederliche Dirnen"''. In: [[Alltagsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert (Buch)|Alltagsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert]], Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1990, S. 48ff.</ref>


== Prostitution im 20. Jahrhundert ==
== Prostitution im 20. Jahrhundert ==
Auch Fürth hatte sein Rotlichtviertel in jüngster Zeit, dieses befand sich im Bereich der [[Gustavstraße]]. Die offiziellen Bordelle befanden sich bis zu ihrer Schließung [[1923]] in den Gebäuden [[Gustavstraße 20]] , [[Gustavstraße 22]], [[Untere Fischerstraße 5]] und  [[Obere Fischerstraße 2]].<ref>Gerd Walther: „Die Fürther Altstadt - Rund um Sankt Michael“, Fürth, 1990, S. 120 ff.</ref> Neben den "klassischen Bordellen" fielen immer wieder auch Prostituierte in den Kneipen der Innenstadt auf. So gab es u.a. immer wieder Probleme mit den dort "beschäftigten" Prostituierten, z.B. in der damaligen Sternstraße 7 - der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße 7]]. In der damaligen Weinstube zum Mohrenkopf waren u.a. die Prostituierte Josefa Moracova aus Schwarz-Costelec tätig und fiel der Sicherheitspolizei negativ auf.<ref>Stadtarchiv Fürth AR 14 / 305, Prositution</ref>  
Auch Fürth hatte sein Rotlichtviertel in jüngster Zeit, dieses befand sich im Bereich der [[Gustavstraße]]. Die offiziellen Bordelle befanden sich bis zu ihrer Schließung [[1923]] in den Gebäuden [[Gustavstraße 20]] , [[Gustavstraße 22]], [[Untere Fischerstraße 5]] und  [[Obere Fischerstraße 2]].<ref>Gerd Walther: „Die Fürther Altstadt - Rund um Sankt Michael“, Fürth, 1990, S. 120 ff.</ref> Neben den "klassischen Bordellen" fielen immer wieder auch Prostituierte in den Kneipen der Innenstadt auf. So gab es u.a. immer wieder Probleme mit den dort "beschäftigten" Prostituierten, z. B. in der damaligen Sternstraße 7 - der heutigen [[Ludwig-Erhard-Straße 7]]. In der damaligen Weinstube zum Mohrenkopf waren u.a. die Prostituierte Josefa Moracova aus Schwarz-Costelec tätig und fiel der Sicherheitspolizei negativ auf.<ref>Stadtarchiv Fürth AR 14 / 305, Prositution</ref>  


Die "Notwendigkeit" empfanden bzw. der Hauptnutzer dieser Dienstleistung waren vor dem [[1. Weltkrieg]] in der Regel Soldaten. Da Fürth eine Garnisonsstadt mit vielen Militärangehörigen war, entwickelte sich das entsprechende gewerbliche Angebot im Bereich der Altstadt, aber auch zum Teil in unmittelbarer Nähe zu den Garnisonen. Allerdings waren die Einrichtungen in der Bevölkerung nicht unumstritten, da auf Grund fehlender Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen die Anzahl der Geschlechtskrankheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Fürth deutlich anstieg.  
Die "Notwendigkeit" empfanden bzw. der Hauptnutzer dieser Dienstleistung waren vor dem [[1. Weltkrieg]] in der Regel Soldaten. Da Fürth eine Garnisonsstadt mit vielen Militärangehörigen war, entwickelte sich das entsprechende gewerbliche Angebot im Bereich der Altstadt, aber auch zum Teil in unmittelbarer Nähe zu den Garnisonen. Allerdings waren die Einrichtungen in der Bevölkerung nicht unumstritten, da auf Grund fehlender Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen die Anzahl der Geschlechtskrankheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Fürth deutlich anstieg.  
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== Aktuelle Bordelle ==
== Aktuelle Bordelle ==
Die Kriminalpolizei gab 2011 gegenüber der örtlichen Presse an, dass es im Stadtgebiet neun "bordellartige Etablissements" und 15 Terminwohnungen und kleine Appartements gibt, in denen Sexarbeiter ihrem Geschäft nachgehen. Ein Rotlichtviertel, ähnlich wie in Nürnberg am Frauentorgraben, gab es in Fürth nie. Während in Nürnberg ca. 800 Prostituierte tätig sind, sind offiziell in Fürth lediglich 20 bis 30 Frauen bekannt. [[2011]] beschwerten sich Anwohner über ein neu entstandenes Bordell in der [[Flößaustraße 169]]. Aktuell (Stand 2021) wurden im Stadtgebiet auf einer einschlägigen Homepage noch an folgenden Orten jeweils "bordellartige Etablissements" aufgezeigt:
Die Kriminalpolizei gab 2011 gegenüber der örtlichen Presse an, dass es im Stadtgebiet neun "bordellartige Etablissements" und 15 Terminwohnungen und kleine Appartements gibt, in denen Sexarbeiter ihrem Geschäft nachgehen. Ein Rotlichtviertel, ähnlich wie in Nürnberg am Frauentorgraben, gab es in Fürth nie. Während in Nürnberg ca. 800 Prostituierte tätig sind, sind offiziell in Fürth Stand 31. Dezember 2022 insgesamt 207 Prostituierte gemeldet. Damit liegt Fürth in Bayern an siebter Stelle nach München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Würzburg und Ingolstadt. [[2011]] beschwerten sich Anwohner über ein neu entstandenes Bordell in der [[Flößaustraße 169]]. Aktuell (Stand 2021) wurden im Stadtgebiet auf einer einschlägigen Homepage noch an folgenden Orten jeweils "bordellartige Etablissements" aufgezeigt:


* [[Angerstraße]] 13, 15
* [[Angerstraße]] 13, 15
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<references />
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[[Kategorie:Branchenverzeichnis]]
[[Kategorie:Branchen]]
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