Synagoge Unterfarrnbach: Unterschied zwischen den Versionen

ist ein anderer
(Ergänzung)
(ist ein anderer)
Markierung: Manuelle Zurücksetzung
 
(21 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Gebäude
{{Gebäude
|Bild=
|Bild=Synagoge Unterfarrnbach heute nah.jpeg
|Strasse=Unterfarrnbacher Straße
|Straße=Unterfarrnbacher Straße
|Hausnummer=158
|Hausnummer=158
|Objekt=Wohnhaus, Synagogenräume
|Objekt=Wohnhaus, Synagogenräume
|Baujahr=1835
|Baujahr=1835
|Baustil=Giebel Steinfachwerk
|Baustil=Giebel Steinfachwerk
|GebaeudeBesteht=Ja, überbaut
|Ehemals=Nein
|lat= 49.49147  
|DenkmalstatusBesteht=Nein
|lat=49.49147
|lon=10.95330
|lon=10.95330
}}
}}
Zeile 13: Zeile 14:


==Geschichte der Jüdischen Gemeinde Unterfarrnbach==
==Geschichte der Jüdischen Gemeinde Unterfarrnbach==
Im 16. Jahrhundert gab es im Fürther Ortsteil Unterfarrnbach eine jüdische Gemeinde, die unter dem Schutz des [[Bistum Bamberg|Hochstifts Bamberg]] stand. Belegt sind jüdische Farrnbacher erstmals 1551, als sich der Rat der Stadt Nürnberg über Juden aus Farrnbach, Fürth und Zirndorf beschwerte, weil sie trotz des Ratverbotes von 1539 Handel innerhalb des Nürnberger Stadtgebiets trieben.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/></br>
Im 16. Jahrhundert gab es im Fürther Ortsteil Unterfarrnbach eine jüdische Gemeinde, die unter dem Schutz des [[Bistum Bamberg|Hochstifts Bamberg]] stand. Belegt sind jüdische Farrnbacher erstmals 1551, als sich der Rat der Stadt Nürnberg über Juden aus Farrnbach, Fürth und Zirndorf beschwerte, weil sie trotz des Ratsverbotes von 1539 Handel innerhalb des Nürnberger Stadtgebiets trieben.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/> 1582 wurden beim Nürnberger Rat Klagen gegen Juden in Fürth und Farrnbach eingereicht, weil diese angeblich Wein aus dem Maingebiet bei der Zwischenlagerung in ihren Orten verfälschen würden.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/>
1582 wurden beim Nürnberger Rat Klagen gegen Juden in Fürth und Farrnbach eingereicht, weil diese aangeblich Wein aus dem Maingebiet bei der Zwischenlagerung in ihren Orten verfälschen würden.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/></br> 
Nach den Aufzeichnungen Andreas Würfels soll sich auch eine hebräische Druckerei in Unterfarrnbach befunden haben, die dann „nach Fürth transferiret worden“.<ref>Andreas Würfel: [[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth]], 1754, 1. Capitel - § 22, S. 7; ähnlich auch „[https://books.google.de/books?id=g0_V_rnq9JgC&pg=PA14&lpg=PA14&dq=Synagoge+Unterfarrnbach&source=bl&ots=_msvb8Oy0Y&sig=ACfU3U0TQpVHC94ouMMA9G8BGTDchvt-Rw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwit7av4wYqEAxXziv0HHdnZBBk4HhDoAXoECAIQAw#v=onepage&q=Synagoge%20Unterfarrnbach&f=false Die Synagoge in Fürth]“ S. 16. Hier dürfte es sich aber um ein bloßes Abschreiben der Würfelschen Nachricht handeln. Belegt ist diese Nachricht bislang nicht.</ref>" sei. Allerdings sind Hebräische Drucke mit der Ortsangabe Farrnbach bislang unbekannt.


Die toten Unterfarrnbacher Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Fürth bestattet. Noch 1813 wurde der Vorsänger Jacob Farrnbacher als Schullehrer bezeichnet. Spätestens ab den 1820er-Jahren besuchten die wenigen jüdischen Kinder die Elementarschule in Unterfarrnbach und gingen zum Religionsunterricht nach Fürth. Eine Mikwe gab es zu dieser Zeit nicht. Die jüdischen Unterfarrnbacherinnen benutzten das Ritualbad in Fürth.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/> Die jüdische Gemeinde Unterfarrnbachs umfasste zuweilen 21 Familien. Nach der Wende zum 19. Jahrhundert war ihre Mitgliederzahl jedoch stark gesunken. „Sie hat weder Rabbiner noch Barnoßen, sondern bloß einen Vorsänger und hält sich ganz an die Fürther Juden“<ref>So laut einem Dokument aus dem Jahr 1811. zitiert nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 266</ref> Zu dieser Zeit lebten insgesamt 62 jüdische Männer, Frauen und Kinder in Unterfarrnbach. Zentrum war der sogenannte ''Judenhof'', ein Ensemble von Gebäuden im Bereich der heutigen Häuser Unterfarrnbacher Straße 152 -164.<ref>ebenda</ref> Aufgrund der geringen Größe der jüdischen Gemeinde in Unterfarrnbach, war die Abhaltung von Gottesdiensten mit Schwierigkeiten verbunden. 1847
Nach den Aufzeichnungen [[Andreas Würfel]]s soll sich auch eine hebräische Druckerei in Unterfarrnbach befunden haben, die dann „nach Fürth transferiret worden“.<ref>Andreas Würfel: [[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth]], 1754, 1. Capitel - § 22, S. 7; ähnlich auch [https://books.google.de/books?id=g0_V_rnq9JgC&pg=PA14&lpg=PA14&dq=Synagoge+Unterfarrnbach&source=bl&ots=_msvb8Oy0Y&sig=ACfU3U0TQpVHC94ouMMA9G8BGTDchvt-Rw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwit7av4wYqEAxXziv0HHdnZBBk4HhDoAXoECAIQAw#v=onepage&q=Synagoge%20Unterfarrnbach&f=false Die Synagoge in Fürth] S. 16. Hier dürfte es sich aber um ein bloßes Abschreiben der Würfelschen Nachricht handeln. Belegt ist diese Nachricht bislang nicht.</ref> Allerdings sind hebräische Drucke mit der Ortsangabe Farrnbach bislang unbekannt.
leitete darum ein Vorsänger den Gottesdienst, der dazu aus Fürth an den Sabbath- und Festtagen kommen musste. Für diese Dienste erhielt er aus der hiesigen israelitischen Cultuskasse 18 fl. <ref name="Synagogen-Gedenkband"/></br> 
Als Jakob Roßner 1848 mit seiner Familie nach Fürth zog, musste er sich verpflichten, „''der Synagoge und den Versammlungen zu Unterfarrnbach persönlich beizuwohnen, damit dieselben abgehalten werden kann, oder wenn er am eigenen Erscheinen verhindert seyn sollte, einen Mann auf seine Kosten zur Synagoge zu schicken.''“<ref>nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 33 - Protokoll des Landgerichts Nürnberg vom [[8. Mai]] [[1848]]</ref> Als dann in der Gemeinde Unterfarrnbach lediglich noch fünf israelitische Familien ansässig waren, von denen aber nur zwei in Unterfarrnbach wohnten und es in diesen zwei Familien nur eine einzige über 13 Jahre männliche Person gab, beschloss das Bezirksamt Fürth am [[19. August]] [[1863]] die Israelitische Kultusgemeinde Unterfarrnbach aufzulösen.<ref>nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 34 - Beschluss des Bezirkamts Fürth vom [[19. August]] [[1864]]</ref>


===Der Synagogenbau===
Die toten Unterfarrnbacher Juden wurden auf dem [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]] in Fürth bestattet. Noch 1813 wurde der Vorsänger [[Jacob Farrnbacher]] als Schullehrer bezeichnet. Spätestens ab den 1820er-Jahren besuchten die wenigen jüdischen Kinder die Elementarschule in Unterfarrnbach und gingen zum Religionsunterricht nach Fürth. Eine Mikwe gab es zu dieser Zeit nicht. Die jüdischen Unterfarrnbacherinnen benutzten das Ritualbad in Fürth.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/> Die jüdische Gemeinde Unterfarrnbachs umfasste zuweilen 21 Familien. Nach der Wende zum 19. Jahrhundert war ihre Mitgliederzahl jedoch stark gesunken. ''Sie hat weder Rabbiner noch Barnoßen, sondern bloß einen Vorsänger und hält sich ganz an die Fürther Juden''“<ref>StadtA Fürth, Synagogen-Gedenkband, Fach 19, Schreiben 1811, S. 266</ref> Zu dieser Zeit lebten insgesamt 62 jüdische Männer, Frauen und Kinder in Unterfarrnbach. Zentrum war der sogenannte ''Judenhof'', ein Ensemble von Gebäuden im Bereich der heutigen Häuser Unterfarrnbacher Straße 152 -164.<ref>StadtA Fürth, Synagogen-Gedenkband, Fach 19, Schreiben 1811, S. 266</ref> Aufgrund der geringen Größe der jüdischen Gemeinde in Unterfarrnbach, war die Abhaltung von Gottesdiensten mit Schwierigkeiten verbunden. 1847 leitete darum ein Vorsänger den Gottesdienst, der dazu aus Fürth an den Sabbath- und Festtagen kommen musste. Für diese Dienste erhielt er aus der hiesigen israelitischen Cultuskasse 18 fl. <ref name="Synagogen-Gedenkband"/>
In einem Gerichtsbuch von 1745 findet sich der Vermerk, das „Häuslein“ hätte „ehedem ein Brennhäuslein ohne Gemeinderecht werden sollen. Es haben aber die allda wohnenden Juden neben der Bewohnung ohne herrschaftlichen Consens eine Judenschul darinnen eingerichtet".<ref>siehe: Haus der Bayerischen Geschichte [https://hdbg.eu/juedisches_leben/synagoge/fuerth/1078 JÜDISCHES LEBEN IN BAYERN]“</ref> Dieses Gotteshaus wurde vermutlich 1824 durch einen Brand weitgehend zerstört.<ref>ebenda</ref> Anschließend kam es zu einem Neubau, dessen Datum die Jahreszahl mit 1835 über der Eingangstüre wiedergibt.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/></br>


Nach Auflösung der Gemeinde 1864 wurde die Synagoge beim Verkauf beschrieben und inventarisiert:</br>
Als [[Jakob Roßner]] 1848 mit seiner Familie nach Fürth zog, musste er sich verpflichten, „''der Synagoge und den Versammlungen zu Unterfarrnbach persönlich beizuwohnen, damit dieselben abgehalten werden kann, oder wenn er am eigenen Erscheinen verhindert seyn sollte, einen Mann auf seine Kosten zur Synagoge zu schicken.''“<ref>StadtA Fürth, Synagogen-Gedenkband, Fach 19, Nr. 33 - Protokoll des Landgerichts Nürnberg vom [[8. Mai]] [[1848]], S. 268</ref> Als dann in der Gemeinde Unterfarrnbach lediglich noch fünf israelitische Familien ansässig waren, von denen aber nur zwei in Unterfarrnbach wohnten und es in diesen zwei Familien nur eine einzige über 13 Jahre männliche Person gab, beschloss das Bezirksamt Fürth am [[19. August]] [[1863]] die Israelitische Kultusgemeinde Unterfarrnbach aufzulösen.<ref>StadtA Fürth, „Synagogen-Gedenkband“, Fach 19, Nr. 34 - Beschluss des Bezirkamts Fürth vom [[19. August]] [[1864]], S. 268</ref>
Sie war massiv gebaut, einstöckig, von etwa 6,40 Meter Länge und 7,60 m Breite, mit einem Giebel aus Steinfachwerk und einem mit Breitziegeln „doppelt gedeckten“ Dach. Der Gottesdienstraum besaß eine Holzdecke. Als Inventar wurde angegeben: 14 Bücherkästen, ein Bücherschrank, ein Altartisch, eine „rings um die Wände laufende Bank“, mehrere Tücher und Vorhänge, ein Standleuchter und silberne Ketten.<ref>ebenda</ref></br>
 
Das ehemalige jüdische Gotteshaus wurde zum Preis von 300 Gulden von Max Marx erworben, der sich verpflichtete, „die Synagoge nie zu einem Zwecke zu verwenden, welcher nach den Ansichten des Rabbinats oder Vorstandes der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth als profan erscheint“.<ref>nach „Synagogen-Gedenkband“, S. 268 zitiert StadtA Fürth, Fach 19, Nr. 34 - Beschluss des Bezirkamts Fürth vom [[3. Juli]] [[1864]]</ref> Offensichtlich wurde die Einrichtung einer Wohnung in dem Gebäude nicht als profan erachtet.
==Der Synagogenbau==
In einem Gerichtsbuch von 1745 findet sich der Vermerk, das „Häuslein“ hätte „''ehedem ein Brennhäuslein ohne Gemeinderecht werden sollen. Es haben aber die allda wohnenden Juden neben der Bewohnung ohne herrschaftlichen Consens eine Judenschul darinnen eingerichtet''".<ref>Haus der Bayerischen Geschichte, online abgerufen 25. Oktober 2025 - [https://hdbg.eu/juedisches_leben/synagoge/fuerth/1078 JÜDISCHES LEBEN IN BAYERN online]</ref> Dieses Gotteshaus wurde vermutlich 1824 durch einen Brand weitgehend zerstört. Anschließend kam es zu einem Neubau, dessen Datum die Jahreszahl mit 1835 über der Eingangstüre wiedergibt.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/></br>
 
Nach Auflösung der Gemeinde 1864 wurde die Synagoge beim Verkauf beschrieben und inventarisiert: ''Sie war massiv gebaut, einstöckig, von etwa 6,40 Meter Länge und 7,60 m Breite, mit einem Giebel aus Steinfachwerk und einem mit Breitziegeln „doppelt gedeckten“ Dach. Der Gottesdienstraum besaß eine Holzdecke. Als Inventar wurde angegeben: 14 Bücherkästen, ein Bücherschrank, ein Altartisch, eine „rings um die Wände laufende Bank“, mehrere Tücher und Vorhänge, ein Standleuchter und silberne Ketten.''<ref>Haus der Bayerischen Geschichte, online abgerufen 25. Oktober 2025 - [https://hdbg.eu/juedisches_leben/synagoge/fuerth/1078 JÜDISCHES LEBEN IN BAYERN online]</ref>
 
Das ehemalige jüdische Gotteshaus wurde zum Preis von 300 Gulden von Max Marx erworben, der sich verpflichtete, „''die Synagoge nie zu einem Zwecke zu verwenden, welcher nach den Ansichten des Rabbinats oder Vorstandes der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth als profan erscheint.“''<ref> StadtA Fürth, Synagogen-Gedenkband“, Fach 19, Nr. 34, S. 268 - Beschluss des Bezirksamts Fürth vom [[3. Juli]] [[1864]]</ref> Offensichtlich wurde die Einrichtung einer Wohnung in dem Gebäude nicht als profan erachtet.


Die ehemalige Synagoge wurde 1943 bei einem Bombenangriff beschädigt. 1957 erhielt das Gebäude durch Aufstockung seine heutige Erscheinungsform und dient seitdem als privates Wohnhaus.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/>
Die ehemalige Synagoge wurde 1943 bei einem Bombenangriff beschädigt. 1957 erhielt das Gebäude durch Aufstockung seine heutige Erscheinungsform und dient seitdem als privates Wohnhaus.<ref name="Synagogen-Gedenkband"/>
125.871

Bearbeitungen