Burgfarrnbacher Mühle
- Gebäude
- Burgfarrnbacher Mühle
- Straße / Hausnummer
- Regelsbacher Straße 30
- Postleitzahl
- 90768
- Objekt
- Wein-Mühle
- Geo-Daten
- 49° 29' 12.16" N
10° 55' 27.19" E
Die Burgfarrnbacher Mühle ist eine ehemalige Mühle im Fürther Ortsteil Burgfarrnbach; sie wird heute allgemein - nach den langjährigen Besitzern, der Familie Wein - auch Weinmühle genannt. Sie liegt an der Regelsbacher Straße 30 und wurde vom Mühlbach (einer Ableitung des Farrnbach) angetrieben.
Geschichte
Technische Entwicklung der Mühle
Die lange Zeit zum Gräflich Pückler-Limpurg′schen Besitz gehörende Mühle war eine Pachtmühle. Bei der Übernahme der Mühle durch neue Pächter wurden daher zumeist Inventarverzeichnisse mit detaillierter Beschreibung der Einrichtung erstellt. Anhand dieser Informationen ist der technische Entwicklungsstand dieser Mühle im 19. Jahrhundert näher bekannt.[1]
Ursprünglich war die Getreidemühle in der Technik einer alten deutschen Mühle durch tradierte Handwerksarbeit hauptsächlich aus Holzwerkstoffen errichtet worden. Die Industrialisierung der Mühlen begann in den USA bereits 1785, während in Europa und Deutschland längere Zeit technische Weiterentwicklungen ausblieben. Abgesehen von einzelnen Projekten in Preußen und Württemberg fand die mechanisierte amerikanische Mahlmühle, die sich unter der Bezeichnung „Kunstmühle” einbürgerte, in Franken erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts Eingang.
Die erhaltenen Inventare der Burgfarrnbacher Mühle von 1869 und 1897 zeigen beispielhaft, wie die neue Müllereimaschinentechik Einzug hält. Im Jahr 1869 war eine technische Einrichtung vorhanden, die noch weitgehend der altdeutschen Mühle entlehnt war. Zwei oberschlächtige Wasserräder trieben vier Mahlgänge an, die sich auf einer sog. Bied (Lager für Wellbaum und Unterbau für die schweren Steinmahlgänge) befanden, die von vier eisernen und zwölf hölzernen Säulen getragen wurden. Zu jedem Mahlgang gehörte ein Beutelkasten, der über eine Transmission angetrieben wurde. Allerdings verfügte man schon über eine Grießputzerei, hier „Wienerstauber” genannt, die die weitere Sichtung (Größensortierung) der Mahlprodukte neben den überkommenen Beutelkästen verrichtete. Für den Getreidetransport waren zwei Elevatoren vorhanden.
Im Jahr 1877 wurden durch die Mühlenbauanstalt M. B. Keck aus Nürnberg neue Sichtzylinder eingebaut, die die alten Beutelkästen bis auf einen einzigen entbehrlich machten. In den folgenden Jahren wurde die Einrichtung weiter modernisiert, so dass nun von einer Kunstmühle gesprochen wurde. Anhand des Inventars von 1897 ist ersichtlich, dass inzwischen ein Steinmahlgang entfernt und durch einen Schrotwalzenstuhl sowie einen Auflösstuhl ersetzt wurde, so dass nun die Mühle drei Mahlgänge und zwei Walzenstühle besaß. Verbesserungen wurden auch bei der Sichtung durch einen neuen Semmelzylinder und eine Grießputzmaschine erreicht, ebenso wurde die Reinigungsanlage mit speziellen Vorrichtungen ausgestattet. Daher wird die eher stadtnahe Burgfarrnbacher Mühle als Beispiel für eine „innovationsfreudige” Mühle in Franken der damaligen Zeit angesehen.[1]
Brandkatastrophe im Oktober 1927
Am 18. Oktober 1927 brannte die Kunstmühle Burgfarrnbach bis auf die Grundmauern ab. Im Pressebericht der Münchner „Allgemeinen Zeitung (AZ) am Abend” vom gleichen Tag stand: „Heute früh 5 Uhr brach in der Weinschen Mühle in Burgfarrnbach aus bisher noch unaufgeklärter Ursache ein Brand aus. Mühlengebäude und Wohnhaus, die aus dem Jahre 1730 stammen, sind bis auf die Grundmauern vollkommen vernichtet. Die Mühleninhaber lagen bei Ausbruch des Feuers in tiefem Schlaf und mußten erst durch die Nachbarn geweckt werden. Das Feuer griff so schnell um sich, daß die Bewohner nur das nackte Leben retten konnten. Die Mühle war zurzeit voll beschäftigt, so daß der Schaden an verbranntem Mehl und Getreide sehr groß ist. Man rechnet mit 600 Zentner verbranntem Mehl und mindestens 800 Zentner verbranntem Getreide. Sämtliche Maschineneinrichtungen sind durch das Feuer zerstört.”[2]
Der Mühlenbetrieb wurde völlig zerstört, von der alten mühltechnischen Einrichtung blieb nichts mehr erhalten. Ebenso brannten die Wohnung im ersten Stock und zum großen Teil auch die unteren Wohnräume einschließlich Büro ab. Bei den Löscharbeiten waren die Feuerwehren aus Burgfarrnbach, Fürth, Unter- und Oberfürberg sowie Seukendorf im Einsatz. Man berichtete, dass die Hitze der Flammenglut den Feuerwehrleuten viele Beschwerden bereitete. Zudem stellte sich ein Vereinheitlichungsbedarf an den technischen Einrichtungen, insbesondere bei Hydranten- und Schlauchanschlüssen, heraus; war von der Anpassung an das System der Stadt die Rede. Der Schaden aus Feuer und Löschwasser wurde auf über 100 000 Mark geschätzt. Die Brandursache konnte nicht ermittelt werden; es wurde gemutmaßt, eine heiß gelaufene Welle o. ä. könnte das Unglück ausgelöst haben.[3]
Wiederaufbau 1928
Danach wurde die Mühle allen "Hindernissen zum Trotz" von "Vater Wein und seinen wackeren Söhnen" [4] wieder aufgebaut. Nach dem Entwurf des Architekten Heinrich Hofmann aus Fürth hat der Baumeister Konrad Schmauß aus Burgfarrnbach[5] das Mühlengebäude in verhältnismäßig kurzer Zeit errichtet. Die neue Mühlentechnik wurde vom Nürnberger Oberingenieur Otto Köhler, einem Vertreter der Fa. Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik Grosse, Lohmen (Sachsen), nach modernem Stand geplant und von dieser Firma installiert.[6] Die Wiederaufnahme des Mühlenbetriebs wurde am Dienstag, den 26. Juni 1928 mit einer großen Einweihungs- und Eröffnungsfeier begangen, bei der zahlreiche Ehrengäste zugegen waren. Als Vertreter der Stadtverwaltung Fürth nahm Herr Oberinspektor Flierl teil, für die Fa. Grosse der Direktor Schuhmann, ebenso war Oberingenieur Köhler dabei; zudem waren mehrere Vertreter der Einkaufsgenossenschaft der Bäckerinnung Fürth erschienen. Die feierliche Weihe sämtlicher Räume nahm der katholische Stadtpfarrer Knapp aus Fürth vor. Danach übergab der Oberingenieur Köhler den von ihm eingerichteten Betrieb an Herrn Wein, der ihn sofort eröffnete; eine Führung durch die gesamte Anlage schloss sich an. Sie "ließ erkennen, daß hier die Fa. Gebr. Grosse, Sachsen, wohl das Vollkommenste und Modernste zur Anwendung brachte, was auf diesem Gebiet gegenwärtig geleistet werden kann." [4]
Literatur
- Konrad Bedal (Hrsg.) u. a.: Mühlen und Müller in Franken. Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums, Band 6, Verlag Fränkisches Freilandmuseum, Bad Windsheim 1984, S. 122/123
Siehe auch
Weblinks
- Weinmühle: Bäckerei & Konditorei - Homepage
- Lage der Mühle nach historischer Karte[7] (alte Hausnummer 69) - BayernAtlas
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Konrad Bedal u. a.: Mühlen und Müller in Franken, Bad Windsheim 1984
- ↑ Großer Mühlenbrand, AZ am Abend (Allgemeine Zeitung) vom 18.10.1927, S. 6; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek - online abrufbar
- ↑ Der Mühlenbrand in Burgfarrnbach. In: Nordbayerische Zeitung vom 20.10.1927
- ↑ 4,0 4,1 Mühleneinweihung in Burgfarrnbach. In: Nordbayerische Zeitung vom 29.06.1928
- ↑ Schmaus, Konrad; Maurermeister, Würzburger Straße 462,1. In: Adressbuch Fürth i. B. mit den einverleibten Orten 1931, S. 185
- ↑ Persönl. Mitteilung von Albert K. Wein vom 03.05.2018
- ↑ Ortskarte Burgfarrnbach: Stand 1821, rote Korrekturangaben vom Dezember 1830 – siehe Bayerische Landesbibliothek Online: Ortsblätter des 19. Jahrhunderts - Burgfarrnbach (1821)
Bilder
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Albert K. Wein vor dem Eingang seiner Mühle in Burgfarrnbach, Oktober 2020 Urheber: Peter Frank
Erstellungsdatum: 1. Oktober 2020
Lizenz: copyrightDie Weinmühle von Westen aus gesehen, Juni 2019 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 30. Juni 2019
Lizenz: cc-by-sa-3.0Die Weinmühle von Osten aus gesehen, Juni 2019 Urheber: Kamran Salimi
Erstellungsdatum: 30. Juni 2019
Lizenz: cc-by-sa-3.0Burgfarrnbacher Mühlengebäude, Ostseite - Februar 2017 Urheber: Aquilex
Erstellungsdatum: 19. Februar 2017
Lizenz: cc-by-sa-3.0Burgfarrnbacher Mühlengebäude, Nordwestseite - Februar 2017 Urheber: Aquilex
Erstellungsdatum: 19. Februar 2017
Lizenz: cc-by-sa-3.0Relikt des Burgfarrnbacher Mühlbachs, Zustand Februar 2017 Urheber: Aquilex
Erstellungsdatum: 19. Februar 2017
Lizenz: cc-by-sa-3.0Alte Mühle Burgfarrnbach vor dem Brand von 1927 - Aquarell von Erwin Kaltenbacher nach histor. Foto ... Alte Mühle Burgfarrnbach vor dem Brand von 1927 - Aquarell von Erwin Kaltenbacher nach histor. Foto (2005)
Urheber: Erwin Kaltenbacher
Erstellungsdatum: 2005
Lizenz: copyrightBlick vom Kirchenturm St. Johannis in Burgfarrnbach nach Süd-Westen - Bildmitte: die Burgfarrnbacher ... Blick vom Kirchenturm St. Johannis in Burgfarrnbach nach Süd-Westen - Bildmitte: die Burgfarrnbacher Mühle, 1991
Urheber: unbekannt
Erstellungsdatum: 1991
Lizenz: cc-by-sa-3.0Burgfarrnbacher Mühle (Ostseite), rechts Wohnungsneubau an der Stelle der alten Scheunen - ... Burgfarrnbacher Mühle (Ostseite), rechts Wohnungsneubau an der Stelle der alten Scheunen - August/September 1972
Erstellungsdatum: 1972
Lizenz: cc-by-sa-3.0Rechnung der Kunstmühle Johann Wein vom 20. Dezember 1938 mit Empfangsquittierung,
Dokument von ... Rechnung der Kunstmühle Johann Wein vom 20. Dezember 1938 mit Empfangsquittierung,
Dokument von Albert K. Wein mit freundlicher Genehmigung für FürthWiki bereitgestellt
Urheber: Johann Wein
Erstellungsdatum: 20. Dezember 1938
Lizenz: cc-by-sa-3.0Alte Burgfarrnbacher Mühle mit Familie Wein - in der Mitte Anna und Johann Wein (undatiert, 1920er ... Alte Burgfarrnbacher Mühle mit Familie Wein - in der Mitte Anna und Johann Wein (undatiert, 1920er Jahre vor Mühlenbrand)
Erstellungsdatum: 1925
Lizenz: cc-by-sa-3.0Wohn- und Zapfen-Gasthaus "Zum Hirschen" des Pachtmüllers und Gastwirts
Philipp Bühler ... Wohn- und Zapfen-Gasthaus "Zum Hirschen" des Pachtmüllers und Gastwirts
Philipp Bühler (heutiger Standort Regelsbacher Str. 19, abgerissen)
Erstellungsdatum: 1908
Lizenz: Bildlizenz-Stadtarchiv„Bestand-Brief“ vom 10. August 1750 für Mühlpächter Johann Georg Schwartz (S. 1) Erstellungsdatum: 10. August 1750
Lizenz: Bildlizenz-Stadtarchiv„Bestandt Brief“ vom 10. August 1743 für Mühlpächter Christoph Hellm (S. 1) Erstellungsdatum: 10. August 1743
Lizenz: Bildlizenz-Stadtarchiv