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W EH £ wenn

ste

Vernimm,geschätzter leser,was sich vor einiger zeit in unserer stadt bemerkens wertes tat, und, falls du es bereits vernommen, oder gar selbst erlebt,gib dich ruhig deinen seligen erinnerungen hin,und schalte im geist noch einmal zurück zum eißengarten, wo ... - aber das weißt du ja selbst,das brauche ich dir nicht erst zu sagen ......

Nachdem ich nach hartem kampf bis zur garderobe vorgedrungen bin, wo man mir meinen mantel förmlich vom leibe reißt, um ihn jenseits des tisches im ungewis­ sen verschwinden zu lassen,unbekümmert meines zweifelnd - wehmütigen blickes, den ich ihm nachsende, hole ich erst einmal tief luft, um mich dann 'hinein ins vergnügen" zu stürzen.... 0 weh, sagte ich vergnügen? T/as sich meinen äugen da bietet, ist ein wüstes durcheinander mit gebrüll vermischt, und gar nicht geeignet,mich zum hinein­ stürzen zu bewegen.Nach dem motto:"Von der stirne heiß, rinnen m u ß der schweiß, (er tut's auch ohne muß!)wird hier gewütet, getobt, geschafft — mit einiger fantasie kann man's auch tan­ zen nennen! Als Orientierungspunkt in dem allgemeinen gewühle suche ich die band.Das ist gar nicht so einfach.Ein­ zelne verlorene töne dringen zwar ab und zu an mein geplagtes trommelfell— doch keine spur von den u r h e b e m die­ ser klänge!

Aber was sage ich, da ist sie ja,die hoffnung des abends -- die band!Du#ch einen nebel von dunst erkenne ich un­ deutlich die umrisse eines Schiffes, und darauf die matrosen=(oder vielmehr sind gleich)spieler.(Übrigens, um mißverständnisse zu vermeiden, der nebel hängt, im saal traurig umherschwadend, unter der decke.) Soeben habe ich müh­ sam den namen des Schiffes herausbuch­ stabiert: Es ist die "Windjammer".Wieso Windjammer? Das ist mir unerklärlich; die kapelle windet weder jammer, noch jammert sie wind, der zur kühlung gar nicht so übel wäre, sondern sie produ­ ziert, wie ich jetzt deutlich vernehme, heiße musik.Also wieso Windjammer? Na, egal. Schließlich bin ich hergekommen, um mich zu amüsieren und nicht,um tief gründige betrachtungen über den jammer des windes anzustellen .... Ich mische mich jetzt also wirklich unters Volk und schwinge das tanzbein, d.h. viel platz zum schwingen ist zwar nicht,dafür aber umso mehr zum treten,

trampeln und rock'n rollern,was auch mit begeisterung ausge führt wird. Unter der sicheren führung eines toreros gelingt es mir sogar, mich einige male ohne lebensgefahr zu drehen. Dm mich herum reagiert eine bunt zusammengewürfelte menge von Zi­ geunerinnen, ( eine davon sogar mit nasenring!),kätzchen,Japane­ rinnen, squaws, arabem, India­ nern, matrosen, toreros, ohinesen,Sträflingen, Seeräubern und ähnlich zwielichtigen gestalten ihre überschüssige, im täglichen leben(snrich schule) oft unter­ drückte, kraft an "sich gegen­ seitig" oder an der einrichtung des hauses ab.

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Zu einem ebenso spannenden wie im Ergebnis kuriosen Kampf kam es zwi­ schen der SMV und dem Direktorat der OR um den diesjährigen Schüler­ ball. Gleich nach dem Anpfiff sah es so aus, als sei die Abwehr des Direktorats unüberwindlich, doch dann erkämpfte der Sturm der SMV ei­ ne klare Chance: bei gutem Zusammenspiel, d.h. wenn auch die Hinter­ mannschaft der Schüler bereit gewesen wäre, sich für den Sieg (sprich Schülerball) einzusetzen, ein Programm für selbigen auf die Beine zu stellen usw., wäre der Erfolg den Schülern nicht mehr zu nehmen g ® wesen. Aber, wie es so oft ist, angesichts des schon greifbar nahen Triumphes schaltete die Schülerhintermannschaft ab, es war von ihrem Vorhandensein gar nichts mehr zu merken. Die beiden hervorragenden Stürmer Meidel und Knorz standen allein der inzwischen forcierten Ab­ wehr des Direktorates gegenüber,gegen die sie ohne Rückhalt natürlich nichts ausrichten konnten. Ungehindert spielten nun die Gegner die schwache Schülermannschaft in Grund und Boden und kam auch zu einem glatten, verdient hohem Sieg: der Ball durfte picht stattfinden. Doch nun ereignete sich das Seltsame, völlig Unerwartete:Dank der Bemühun­ gen der beiden Stürmer griff der Schiedsrichter (in Gestalt von Prau Tanzlehrerin Streng) ein und sprach den Schülern auf eigene Verantwor­ tung einen Ball zu. So war also der einmalige Pall eingetreten, daß ein Kampf mit Siegen für beide Teams ausging, wenn auch der der Schü­ ler vollkommen unverdient war. Für die beiden Stürmer Knorz und Yeldel aber war es das letzte Spiel in dieser vollkommen zusammenhaltlo­ sen Mannschaft, sie traten noch vor dem Eingreifen des Schiedsrich­ ters von ihrer Aktivenlaufbahn zurück. ^Hopp l a , w a s ist denn jetzt los? Ein neuer angriff erfolgt auf die armen wehrlosen. Von der galerie rieselt es — nicht niespulver,das rieselte schon vorher - nein , etwas viel schlimmeres,nämlich luftballons!Rette sich,wer kannlZu spät, neben mir löst sich einer (ein ballon natürlich! ),von spitzer nadel verwundet, mit lautem knall in bunte fetzen auf.Weitere folgen seinem beispiel.Ein unbeschreibliches getose entsteht.Ich wanke zu einem tisch und lasse mich erschöpft auf einen stuhl fallen .... Doch keine ruhe ward mir vergönnt ...... Es geht weiter. Die stimmung(und auch die temperatur) im saal ist inzwischen auf dem Siedepunkt angelangt.Die rock'n'rollwütige menge

trampelt, hüpft, kreischt, johlt ,

wirft,wankt und wälzt sich durch den saal. er sich wieder hoch und wühlt Manche tragen tolle kämpfe mit sich vor. neuem ins gewühle.Man sich selbst aus.Soeben ist ei­ ist inzwischen dazu übergegan­ ner in solch einem kampf sieg­ gen, sich hüpfend im gänsemarsch reich zu boden gegangen.Aber er durch den saal zu bewegen. Eigibt nicht auf, mühsam rappelt nige schunkeln aufL den S tÜUU1CU ü h l e n oder sonstigen gegenständen,_ UÖXl O vuvi uw

    • -, O--0-0---------- z . b . b i e r f laschen,im_

takt mit. — 0 ja, es ist lustig,lustiger, am lustigsten!!!Jeder tut,was er kann. Dm das maß voll zu machen,erscheinen jetzt auch noch die treu­ en husaren.Sie werden mit klatschen,pfiffen und sonstigen beifallsäußerungen freudig empfangen. Die band gibt ihr bestes , und alle, die schon am ende ihrer energie waren, ( das soll s gegeben-haben!) erheben sich und schreiten zu neuen taten....

Nun,sie schreiten, oder vielmehr rasen noch immer — denn die nacht ist bekanntlich kurz,und nach hause gehn wir noch lange nicht ... (!) -rina-