Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

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Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, kurz: NSDAP, war eine in den 1920er Jahren entstandene Partei, die in ihrem Programm von Antisemitismus, Nationalismus und der Ablehnung der Demokratie geprägt war.

Die NSDAP herrschte von 1933 bis 1945 in Deutschland allein (Parteiendiktatur). 1945 wurde sie mit allen ihren Untergliederungen als verbrecherische Organisation verboten und aufgelöst. Ihr Vermögen wurde durch den Staat eingezogen und beschlagnahmt.

Gründungsphase der NSDAP 1923 bis 1930

Am 18. September 1923 gründete sich die NSDAP Ortsgruppe in Fürth, die kurz nach der Gründung im November 1923 bereits 170 Mitglieder hatte. Zuvor war im Februar 1923 der Versuch zur Gründung einer Ortsgruppe fehlgeschlagen[1]. Nach dem gescheiterten Hitlerputsch am 8./9. November 1923 in München wurde die NSDAP reichsweit verboten, so auch in Fürth. Getarnt als Gesangsverein bzw. Mandolinenclub existierte die Ortsgruppe weiter, bis sie am 16. Februar 1925 erneut gegründet wurde, lediglich zwei Wochen nach der reichsweiten Wiederzulassung der NSDAP. Seit 1925 existierte ebenfalls eine Fürther Sturmabteilung (SA), die mit "möglicherweise" 40 Mitgliedern angegeben wird und eine Schutzstaffel (SS) mit ca. 45 Mitgliedern (Stand Juli 1926).[2]. Stets mit dabei Albert Forster, der spätere Gauleiter von Danzig und einer der größten Kriegsverbrecher im Nationalsozialismus [3]. Albert Forster, ein 22jähriger arbeitsloser Bankangestellter [4]übernahm die Leitung der neugegründeten NSDAP, die allerdings in den darauffolgenden Jahren noch wenig Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung besaß.

Für den 19. und 20. September 1925 plante Albert Forster die erste NSDAP-Großkundgebung in Fürth, den sog. Hitler-Tag. Dabei sollten, neben Adolf Hitler, zahlreiche "völkische Führer" in Fürth auftreten. Die mit ca. 10- 15.000 geplanten Teilnehmern wurde allerdings von der Polizei untersagt, da zur gleichen Zeit das jüdische Neujahrsfest in Fürth gefeiert wurde und "die ungestörte Durchführung dieses Festes, für welches eine größere Anzahl von Gottesdiensten angesetzt ist, ist durch Art. 135 der Reichsverfassung gewährleistet, danach haben die Mitglieder der Fürther jüdischen Kultusgemeinde für die Begehung ihrer rituellen Feierlichkeiten Anspruch auf staatlichen Schutz.". [5] Dieser Termin war sicherlich von der NSDAP nicht zufällig gewählt, so dass die inszenierte Empörung nicht ausblieb: "So weit war es also gekommen. Der Jude spielt den Provozierten, wenn dem Volk die Augen geöffnet werden sollten und die marxistischen Verräter waren bereitwillig mit dem Verbot zur Hand. Diese "bayerische Schande", wie der "Völkische Beobachter" damals dazu schrieb, sollte sich aber rächen." [6]. Die Großkundgebung fand eine Woche später statt, am 26. und 27. September 1925 mit Adolf Hitler und weiterer NS-Prominenz, zeigte aber nicht den gewünschten Zuspruch. Man erhoffte sich ca. 15.000 Teilnehmer - gekommen waren "nur" 4.000 Teilnehmer[7].

1927 zählte die Ortsgruppe knapp 200 Mitglieder, also kaum mehr als zur Gründung 1925. Auch die angegliederten Organisationen wie SS und SA hatten in dieser Zeit keinen großen Zulauf. Anlässlich der Verabschiedung des SA Standartenführers Schneider am 31. Mai 1933 berichtet der Fürther Anzeiger, dass die SA Stärke 1927 lediglich bei 120 Mann lag, weshalb angeblich Hitler persönlich im August 1927 Schneider aus dem Chiemgau nach Fürth berief. Seitdem stieg die Zahl der Mitglieder stetig bis 1933 knapp 2.000 Mann in der SA gezählt wurden [8].

Bei den Stadtratswahlen am 8. Dezember 1929 gelang es der NSDAP erstmalig mit vier Vertretern in den Stadtrat gewählt zu werden. Die vier Abgeordneten vielen - wie in fast allen anderen Parlamenten - meist nur durch "destruktive Politik" und inszenierten Propaganda-Auftritten auf[9]

Albert Forster wurde Ende 1929 als Angestellter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband (DHV) nach Hamburg versetzt. Sein Nachfolger in Fürth wurde Franz Jakob, der spätere Oberbürgermeister. Jakob war bis August 1932 Ortsgruppenleiter, nach der Umstrukturierung im August 1932 Kreisleiter. Seit 1930 war er Mitglied im Stadtrat und seit April 1932 Mitglied des Bay. Landtages. Zunächst diente er aber als Gau-Redner der zweiten bzw. dritten Garnitur und wurde häufig als Werberedner für die Landbevölkerung bezeichnet. Als ehem. Eisenbahnbeamter widmete er sich später auch den Beamten, denn ab Ende 1932 hatte Jakob innerhalb der NSDAP die Funktion eines Gauleiters der Beamtenabteilung Mittelfrankens [10].

1928 unternahm die NSDAP in Fürth bei den Reichstags- und Landtagswahlen nach eigenen Angaben eine "außerordentliche Kraftanstrengung"[11]. Die NSDAP zeichnete sich insbesondere dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu den anderen politischen Parteien die Stadt Fürth mit einer Vielzahl von Veranstaltungen regelrecht überzog, wenn auch anfänglich mit nur mässigem Erfolg. Während zum Beispiel der spätere Reichsminister des Inneren Dr. Wilhelm Frick lediglich 70 Zuhörer verbuchen konnte, gelang es der NSDAP am 28. März 1928 mit Adolf Hitler als Redner immerhin knapp 1.000 Zuhörern in Fürth zu mobilisieren. In den sog. "Kampfjahren" gelang des der NSDAP in Fürth neben Dr. Frick, Julius Streicher und Adolf Hitler auch Gregor Straßer (Reichspropagandaleiter) und Hermann Göring als Redner für Veranstaltungen in Fürth gewinnen zu können.

Konsolidierung ab 1930

März 1930 hatte die Partei trotz all Ihrer Bemühungen nicht mehr als 185 Mitglieder (144 Männer und 41 Frauen [12], dies änderte sich erst Ende 1931 mit dem Aufstieg Adolf Hitlers bei den Reichstagswahlen [13]. Nach den Wahlerfolgen bekannten sich zunehmend mehr Wähler auch öffentlich zur NSDAP. Ab 1932 schien die NSDAP in Fürth so viele Mitglieder zu haben, so dass aufgrund der Neuorganisation der Reichsleitung im August 1932 eine Ortsgruppe dann geteilt werden musste, wenn sie mehr als 500 Mitglieder hatte. Die Ortsgruppe schien somit 1932 mindestens 1.500 Mitglieder zu haben, da nach den Grundsätzen der Neuorganisation sich neben der neuen Ortsgruppe Burgfarrnbach zwei weitere gründeten. Insbesondere die Gründung einer Ortsgruppe in der Südstadt bereitete der NSDAP 1930 noch größere Schwierigkeiten, da sie in der "roten Hochburg" nur mit Mühe einen Wirt fanden, der bereit war der NSDAP sein Lokal für Parteiversammlungen zur Verfügung zu stellen [14].

Im Zuge der Reichspräsidentenwahlen 1932 überzog die NSDAP wieder die Stadt Fürth mit einer Flut an Propaganda-Veranstaltungen. Vor der Wahl im Juli führte die NSDAP in Fürth insgesamt 97 Wahlversanstaltungen durch - mehr als alle anderen Parteien zusammen. Dabei wurde gezielt und differenziert in den einzelnen Stadtteilen vorgegangen. Während man in den Vororten primär auf die Probleme der Landwirte einging mit der "verräterischen Politik" der Schwarzen und der Roten, wurden in den Stadtteilen mit hohem Arbeiteranteil mehr gegen die "Sünden der Regierung" in der Wirtschaftspolitk gehetzt und die "Kriegsschuldlüge" des Versailler Vertrags angeprangert. Man sprach in den Veranstaltungen vom Verrat der Arbeiterführer und hetzte bewußt gegen die SPD - die nach Meinung der NSDAP mit "dem Wertkapital ein Bündnis eingegangen sei und nichts weiter als eine Schutztruppe des Judentums darstellte"[15]. Besonders intensiv stellte die NSDAP den Kontrast zwischen der Versprechungen der Novemberrevolution von 1918 und der "heutigen" Lage in der Arbeiterschaft in den Vordergrund. "Der Arbeiter muss erkennen, dass ihn seine Führer ganz erbärmlich verraten haben. Im Gegensatz dazu werde der nationalsozialistische Staat aber Arbeit und Brot schaffen. Die NSDAP wolle keinen Wohlfahrtsstaat, sondern Arbeit für den ehrlichen deutschen Arbeiter, ein Deutschland der Arbeiter."[16]. In der Südstadt hingegen warb die NSDAP mit "christlicher Betroffenheitsrethorik" um die katholischen Wählerstimmen. Dabei wurden die "lieben Katholiken" und "deutschen Volksgenossen" auf die antinationle Politik der Zentrumspartei hingewiesen, die die "Verhöhnung der christlichen Religion durch die gottlosen Marxisten ... sowie auf die Verfolgung und Unterdrückung der Religion in Rußland und Spanien" darstellten. Die NSDAP spielte sich als Retter der Religionen auf, den ohne den Nationalsozialisums hätte "schon längst der kommunistische Blutrausch Kirchen und Klöster zerstört und Geistliche ermordet ... Die NSDAP sei nicht kirchenfeindlich, auch ihr Kampf gegen die Juden gelte nicht der Religion, sondern ihrer Rasse."[17].

Bis 1933 gründeten sich folgende NS-Organisationen in Fürth:

  • 1925 - Sturmabteilung (SA)
  • 1925 - Schutzstaffel (SS)
  • August 1932 - 3 Ortsgruppen (Innenstadt, Südstadt, Burgfarrnbach)
  • 28. Juni 1932 - Beamtenabteilung der NSDAP, Gründer Franz Jakob
  • September 1931 - NS Frauenschaft - bei der Gründung 12 Frauen
  • 20. Mai 1932 - Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), Gründer Heinrich Scheid
  • Pfingsten 1930 - Hitlerjugend (HJ), gegründet von Max Linsmayer (ehem. Spielleiter der Jung-Bayern) [18]
Der hakenkreuzbeflaggte Rathaussaal am 27. April 1933

„Machtergreifung“ ab 1933

Am 9. März 1933 wurden in vielen bayerischen Städten und Gemeinden - so auch in Fürth - an allen städtischen Gebäuden Hakenfahnen gehißt. Der Stellv. Gauleiter und Landtagsabgeordnete Holz verkündete vom Rathausbalkon vor mehreren tausend Zuhörern: dass auch in diesem roten und total verjudeten Fürth bald ein Nationalsozialist die Herrschaft übernehmen werde, um daraus eine saubere, ehrliche deutsche Stadt zu machen."[19]. In den folgenden Wochen und Monaten folgte die sog. "Gleichschaltung", die zunächst einherging mit dem Verbot der KPD im März 1933 gefolgt von dem Verbot der SPD im Juni 1933. Bis Ende des Jahres 1933 wurde nahezu alle Parteien, Gewerkschaften, Organisationen oder Vereine aufgelöst, vereinnahmt oder innerhalb der NS-Organisationen integriert. Durch das sog. Reichsgleichschaltungsgesetz vom 31. März 1933 wurde der letzte demokratisch gewählte Stadtrat in Fürth durch Jakob aufgelöst. Der neue Stadtrat wurde nicht mehr gewählt, sondern im Verhältnis der am 5. März 1933 abgegebenen Stimmen bei der Reichstagswahl neu besetzt - wobei die KPD bewußt nicht mehr berücksichtigt wurde. Durch ein weiteres "Gleichschaltungsgesetz" vom 7. April 1933 wurde die Zahl der Stadträte zusätzlich reduziert auf 28 Sitze, wovon 15 Sitze der NSDAP zuvielen. Die SPD hatte zu diesem Zeitpunkt noch 10 Sitze, zwei Sitze wurden der Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft (BVP und Deutsche Staatspartei) zugesprochen, sowie ein Sitz der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot[20].

Auch dieser Stadtrat blieb in dieser Konstellation nicht lange bestehen. Bis Ende 1933 wurden in Fürth nahezu alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP aufgelöst und die Mitglieder und Funktionäre verhaftet. Unter den Verhafteten waren auch am 10. März 1933 die Fürther Kommunisten Rudolf Benario und Ernst Goldmann. Knapp vier Wochen später wurden beide im KZ Dachau durch SS Mitglieder hingerichtet und waren damit die ersten jüdischen Opfer des NS-Terrors im Deutschen Reich. In einer Sitzung des Stadtrates - der inzwischen Gemeinderat hieß - wurde am 19. Oktober 1933 Jakob offizell einstimmig zum Oberbürgermeister gewählt. Kurz darauf wurden unliebsame Verwaltungsangestellte und Beamte aus dem städtischen Dienst entfernt, so z.B. der spätere Oberbürgermeister Hans Bornkessel. Jakob selbst gab am 29. Dezember 1933 einen Jahresrückblick mit folgenden Worten: "Das Jahr 1933 brachte mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch den Führer Adolf Hitler und der großen nationalen Erhebung die heiß ersehnte Schicksalswende des deutschen Volkes. Auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens vollzog sich in rascher Aufeinanderfolge eine grundlegende Umgestaltung, die auch in die Rathäuser und Gemeindestuben den neuen Geist und frisches Leben verpflanzte."[21]

Der seit 1914 amtierende Oberbürgermeister Dr. Robert Wild war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, so weigerte er sich z.B. im Februar 1933, den neuen Reichskanzler Hitler am Flughafen zu empfangen[22]. In der Folge der Auseinandersetzung mit der NSDAP in Fürth und im Stadtrat wurde Dr. Robert Wild am 27. April 1933 als letzter demokratisch gewählter Oberbürgermeisters der Stadt Fürth durch einen Beschluss im Stadtrat in den "dauernden Ruhestand" versetzt - angeblich auf "Wunsch der Menge"[23]. In Wahrheit war Wild von der Sturmabteilung (SA) extrem unter Druck gesetzt worden, so dass er dem Druck nachgeben musste und am 24. April 1933 vom Dienst suspendiert wurde durch ein Attest: "... mit Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit unter Beibringung eines amtärztlichen Zeugnisses"[24]. Damit war der Weg frei für Franz Jakob, Parteimitglied der NSDAP der ersten Stunde, Kreisleiter in Fürth und Mitglied des Landtages seit 1932[25]. Noch in der gleichen Sitzung wurde Jakob am 27. April 1933 kommissarisch zum "Ersten Bürgermeister" gewählt, mit 17 gegen 10 Stimmen der SPD.

Kurz zuvor begann am 30. Januar 1933 der reichsweite Aufstieg Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsident Hindenburg und die Auflösung des Reichstags auf "Wunsch" Hitlers am 1. Februar 1933. Es folgte die letzte freie Wahl der Weimarer Republik am 5. März 1933, bei der die NSDAP gemeinsam mit den Konservativen (DNVP) knapp die Mehrheit im Reichstag erreichte. In Fürth wählten 44,8 % die NSDAP, vier Monate vorher waren es noch 35,6 %[26].

Handverlesene Gemeinderäte ab dem 3. Oktober 1935

Am 30. Januar 1935 - am zweiten Jahrestag der Machtergreifung Hitlers - wurde die Gemeindeordnung reichsweit gleichgeschaltet mit einer zentralistischen Machtausrichtung: Die Verwaltung wurde "in voller und ausschließlicher Verantwortung" vom Bürgermeister oder seinem Stellvertreter alleine geführt. Der Stadtrat / Gemeinderat verlor völlig seine politische Funkiton und wurde auf ein rein beratendes Gremium degradiert. Im Sommer 1935 wird der gewählte Stadtrat aufgelöst - der sich inzwischen nur noch aus NSDAP Mitgliedern zusammensetzte - und durch den amtierenden Oberbürgermeister Jakob mit "handverlesenen" Gemeinderäten am 3. Oktober 1935 neu besetzt. Neben sechs hauptamtliche und zwei ehrenamtliche Beigeordnete werden 27 Gemeinderäte berufen: darunter Schickedanz, Sandreuter und Schülein. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch in Fürth das "Führerprinzip" durchgesetzt.

Rolle der örtlichen Presse

Die örtliche Presse sympathiserte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte 1932 unterstütze der Fürther Anzeiger aktiv die örtliche NSDAP und ab dem 1. April 1933 nannte sich der Fürther Anzeiger: "Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April 1933 wie folgt kommentiert: "Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichstens Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen." Die noch verbliebenen SPD Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergeßliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischem Sarkasmus und Hohn uns Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß zwar zum Teil ihr Anlitz..."[27]. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.



Reichs-Pogromnacht in Fürth 1938

Kapitulation 1945

Der Zweite Weltkrieg, und damit auch die Alleinherrschaft der NSDAP, waren in und für Fürth am Donnerstag, den 19. April 1945 zu Ende, als der kommissarische Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler die Kapitulation für Fürth unterzeichnete.

Folgen

Zwölf Jahre "Tausendjähriges Reich" hinterließen in Fürth irreversible Schäden, die bis heute weit über die unbeschreibliche Auslöschung zahlloser Leben, die Vernichtung zahlloser Existenzen und Zerstörungen historischer Bausubstanz und anderer Kulturschätze hinausgehen:

Vor allem die Verfolgung von Personen jüdischen Glaubens und linker Überzeugungen hat die Kulturszene, aber auch die intellektuelle Oberschicht der Stadt in ihrer Gesamtheit tiefgreifend zerstört. Viele fielen der Gewalt der Nazis unmittelbar zum Opfer: Der Kunstmaler Julius Graumann starb ebenso im KZ wie Volkswirt Rudolf Benario und Antifaschist Ernst Goldmann. Vor dem "Dritten Reich" landesweit bekannte Persönlichkeiten wie Jakob Wassermann, der in den 1920er Jahren in einem Atemzug mit Thomas Mann genannt wurde, blieben auch nach 1945 bis heute weitestgehend unbekannt und fristen ein Schattendasein als "Insidertipp". Vom einstigen Starverteidiger Max Bernstein sind heute nicht einmal mehr Fotografien überliefert, weil sein Nachlass den Nazis zu brisant war, obwohl er lange vor 1933 starb.

Wissenschaftler wie der Metallurg und spätere Cambridge-Professor Robert W. Cahn, der Politikprofessor Joseph Dunner, der erste Direktor des neuen Fürther Klinikums Jakob Frank oder Albert Uffenheimer, ebenfalls Arzt, und die Schriftstellerin Ruth Weiss setzten ihre Karriere nach der Emigration im Ausland fort. Allein aus der Familie des späteren US-Außenministers Henry Kissinger wurden 13 Mitglieder von den Nazis ermordet.

Weitere Opfer bzw. verfolgte Fürther und Fürtherinnen der NSdAP:

  • Josef Blöth - Mitglied der KPD, mehrfach verhaftet
  • Hans Blöth - Mitglied der KPD, mehrfach verhaftet
  • Michael Blöth - Mitglied der KPD, 1934 ermordet durch die Gestapo
  • Hilde Gerber - Mitglied der KVJD (Komm. Jugendverband), mehrfach verhaftet
  • Anton Hausladen - Mitglied der KPD und mehrfach verhaftet, verstarb 1949 an den Folgen der Inhaftierung
  • Georg Hausladen - Mitglied der KPD, mehrfach verhaftet
  • Kunigunde Hausladen - Mitglied der KPD, mehrfach verhaftet
  • Christian Hofmann - Mitglied der KPD, ermordet in Dachau
  • Walburga Müller - Mitglied der SPD und wegen Hochverrat verurteilt
  • Fritz Örter - Mitglied der SPD, Tod durch eine Lungenentzündung nach einem Verhört mit der SA
  • Michael Platzer - Mitglied der KPD, 1944 ermordet in Dachau
  • Dr. Albert Rosenfelder - Mitglied der SPD, ermordet in Dachau
  • Hedwig Tenart - Mitglied der KPD, verhaftet wegen "kommunistischer Tätigkeit"
  • Babette Zuckermantel - Mitglied der KPD, mehrfach verhaftet

Die Stadtgemeinschaft, z. B. durch ihre Stiftungen, tragende und prägende Familien wurde wie die Sahlmanns ausgelöscht oder emigrierten wie die Berolzheimers. Auf beiden Wegen verschwanden sie fast vollständig aus der Gegenwart und Zukunft der Stadt, viele schafften es nicht einmal in die Geschichtsbücher.

Nicht zuletzt deshalb bleibt auch wirtschaftlich viel Kontinuität zwischen Drittem Reich und BRD: Viele NS-Günstlinge werden ab 1945 inhaftiert, in den als "Persilscheinfabriken" verspotteten Gerichtsverfahren jedoch als "Mitläufer" eingestuft und konnten weitestgehend unbestraft weiterarbeiten - Meistens unverändert mit vormals jüdischem Besitz: Mal weil die Eigentumsübergabe in juristischem Graubereich stattfand, mal weil ganze Familien in KZs ausgelöscht wurden, viele die das Unheil kommen sahen wie der Hopfenhändler und Großkaufmann Karl Sahlmann Suizid begingen oder aus dem Exil nicht zurückkehrten und folglich keine Ansprüche mehr geltend machen konnten oder wollten.

Bekannte Fürther NSDAP Mitglieder

 GeburtstagGeburtsjahrBerufTodestagTodesjahr
Fritz Bernet19. Dezember1885Schauspieler10. Mai1960
Hermann Boehm27. Oktober1884Arzt7. Juni1962
Hermann Borkowsky6. November1894Ingenieur12. Februar1944
Hans Donhauser21. Oktober1890Angestellter12. September1954
Emma Eisenfeld1. März1887NS-Frauenschaft25. Juli1942
Hans Fein1877Stadtrat
Paul Flierl26. Januar1884Beamter14. März1981
Albert Forster26. Juli1902Reichstagsmitglied
Gauleiter
Reichsstatthalter
28. Februar1952
Walter Frank12. Februar19059. Mai1945
Gustav GoetschelKünstler
Maler
Hermann Göring12. Januar1893Politiker
Reichstagsmitglied
General
Reichsminister der Luftfahrt
Reichstagspräsident
Königreich Preußen
15. Oktober1946
Rudolf Georg Hartlöhner9. September1917Arzt2. Januar1996
Hans Hautsch5. September1919Ingenieur
Pilot
5. Juli2020
Hermann Herrenberger18. April1881Stadtrat
Architekt
Oberstadtbaurat
9. Juli1953
Georg Heusinger4. Dezember1914Angestellter
Kreisgeschäftsführer
Ratsherr
2004
Adolf Hitler20. April1889Politiker
Reichstagsmitglied
30. April1945
Heinrich Hoffmann12. September1885Fotograf16. Dezember1957
Christian Hofmann (NSDAP)3. November1904Geschäftsführer
Ladengeschäftsinhaber
Georg Holzbauer29. Januar1903Architekt18. Juli1947
Karl Häupler2. Januar1906Jurist21. Juni1945
Franz Jakob17. November1891Stadtrat
Oberbürgermeister
Politiker
Bahnbeamter
6. September1965
Christian Kandel18. August1886Polizist26. November1967
Fritz Kempfler6. Dezember1904Jurist
Politiker
18. Oktober1985
Hans Kleinschmidt9. November1905Arzt1999
Friedrich Krauss14. März1894
Otto Kreppner30. August1906Stadtrat
Stadtobersekretär
21. Mai1945
Hans Lamperle13. Januar1910Stadtrat
Andreas LandmannStadtrat
Stadtinspektor
Franz Lang20. April1914Arbeiter
Theaterwächter
2. April1967
Eugen Leis28. Juli1906Richter28. Mai1944
Andreas LeupoldAmtsleiter
Beamter
Oberinspektor
Willy Liebel31. August1897Politiker20. April1945
Max Linsmayer1. Januar190714. Mai1940
Eduard Putz9. Januar1907Pfarrer
Kirchenrat
22. September1990
Hans Rosskopf
Hans Sandreuter18. April1892Stadtrat
Kaufmann
Kellner
13. November1949
Gustav Schickedanz1. Januar1895Fabrikant
Kaufmann
Unternehmer
Gründer
27. März1977
Heinrich Schied22. November1900Schreiner
Hans Schiller31. Oktober1902Stadtgartendirektor5. November1991
Karl Schlumprecht20. April1901Jurist
Reichstagsmitglied
31. März1970
Karl SchreinerNSDAP-Kreisleiter
Gottfried Schwarz3. Mai1913Lagerkommandant
SS-Untersturmführer
19. Juni1944
Adolf Schwiening8. November1882Stadtrat
Kom. Oberbürgermeister
2. August1963
Willy Seidl1900Theaterintendant14. Mai1970
Julius Seiler14. November1902Angestellter
Sänger
8. Mai1967
Franz Seldte29. Juni1882Politiker
Soldat
1. April1947
Georg SeubertStadtrat
Handelsvertreter
Arnulf Streck7. Juni1891Stadtrat
Arzt
1. November1936
Marie Venediger28. August187812. Juni1959
Karl Volkert15. August1903NSDAP-Kreisleiter2. Oktober1982
… weitere Ergebnisse


Literatur

  • Lothar Berthold, Peter Krauss, Andy Reum, Josh Reuter (Redaktion): „Kristallnacht“ in Fürth In: Sondernummer der Fürther Freiheit, Fürth: (Ehemals Wissenschaftlich-Publizistischer Verlag) heute: „Städtebilderverlag Fürth“, Postfach 1212, 90702 Fürth V.i.S.d.P.: Andy Reum, Erlanger Str. 71, 8510 Fürth - im Netz
  • Rainer Hambrecht: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Nürnberg, 1976
  • Manfred Mümmler: Fürth in nationalsozialistischer Zeit. Das Alltagsleben 1933 - 1945. Universität Bayreuth, Dissertation, 1994, IV, 355 S.
  • Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1995, 224 S., ISBN 3-926477-13-X
  • Heinrich Strauß: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte - Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg Band 29, Nürnberg
  • Renate Trautwein: Marie Venediger, in: FrauenLeben in Fürth, Spurensammlung und Wegweiser, Nürnberg 2003, Seite 64 - 66

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. * Quelle: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 381
  2. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 583 / 587
  3. * Quelle: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 87
  4. * Anmerkung: Am 7. November 1923 trat Forster der NSDAP und SA bei. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er von seinem Arbeitgeber - dem Bankhaus Brückner - am 30. Juni 1924 entlassen.
  5. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akten der Polizeidirekton Nürnberg Fürth Nr 5701/II, Schreiben vom 16. September 1925, i.V. Schachinger
  6. * Quelle: Wilhelm Löbsack. Albert Forster - Danzigs Gauleiter. Hanseatische Verlagsgesellschaft AG, Hamburg, 1934, S. 16
  7. * Quelle: Gauleiter Albert Forster, Der Deutsche Angestelltenführer, S. 15 ff.
  8. * Quelle: Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 118
  9. * Quelle: Manfred Mümmler. Fürth in Nationalistischer Zeit - Das Alltagserleben 1933 - 1945. Inaugural-Dissertation der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth 1994, S. 13
  10. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 31.10.32
  11. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 15.12.1928
  12. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion vom 31.5.30, Generalmitgliedsversammlung der Ortsgruppe Fürth am 10.3.30
  13. * Quelle: Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 6.3.31 und 27.6.31 bzw. 24.10.31
  14. * Quelle: Fürther Anzeiger vom 9. März 1933 und 24. April 1933
  15. * Quelle: Fürther Anzeiger vom 2. Juli 1932
  16. * Quelle: Fürther Anzeiger vom 2. Juli, 7. Juli, 8. Juli und 21. Juli 1932
  17. * Quelle: Fürther Anzeiger vom 30. Juli 1932 sowie, Fürther Anzeiger vom 1. Juli 1932 zur Judenfrage an dem Sprechabend der Sektion Altstadt
  18. * Anmerkung: Die HJ wurde kurz nach der Gründung wieder aufgelöst wegen "Zwistigkeiten und sog. Missverständissen zwischen "Führer und Geführten". Auch die neu gegründete HJ Gruppe sich erst nach einem weiteren Wechsel der Führung etablieren. Fürther Anzeiger vom 28. April 1933
  19. * Quelle: Emil Ammon. Fürth, Düsseldorf 1984, S. 80
  20. * Quelle: Manfred Mümmler. Fürth in Nationalistischer Zeit - Das Alltagserleben 1933 - 1945. Inaugural-Dissertation der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth 1994, S. 17
  21. * Quelle: Stadtarchiv Fürth, Akte 0/24 d 362
  22. * Quelle: Adele Schichka, Die Gleichschaltung in Fürth 1933/34. In Fürther Heimatblätter 1982, Nr. 3. S. 63
  23. * Quelle: Nordbay. Zeitung vom 16. März 1933
  24. * Quelle: Stadtarchiv Fürth, 0 / 25413
  25. * Quelle: Alles unter Kontrolle - Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Manfred Mümmler in den Fürther Nachrichten am 18./ 19. Februar 1995
  26. * Quelle: Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 461 f.
  27. * Quelle: Fürther Anzeiger vom 28. April 1933

Weblinks

  • Allgemeine Geschichte der NSDAP - Wikipedia
  • Presseausschnitte (FN, NN, Plärrer) und Archivalienkopien (Staatsarchiv München) zu Veranstaltungsverboten der NSDAP 1925/26, der Schoa in Fürth, dem von Alfred Nathan gestifteten König-Ludwig-Brunnen, den hebräischen Druckereien und Akten der Israelitischen Kultusgemeinde. In: Nr. 2 Jüdisches Leben und Antisemitismus in Fürth. Bestandsgruppe F - Findliste F 14 Dokumentationsgut zum jüdischen Leben in Nürnberg und Franken. Erstellt und geschrieben: Gerhard Jochem, Nürnberg, August 1999 - StAN
  • Ekkehard Hübschmann: Arbeitsgemeinschaft fränkisch-jüdische Geschichte - im Netz