Freitag, 21. November 1969 Damit die drei Fürther Bürgermeister auch richtig repräsentieren konnten, erhielt jetzt auch der dritte Stadtvertreter eine Amtskette. Der Fürther Goldschmiedemeister Kuhnle schuf die neue Kette aus purem Gold. Sicher eine gute Kapitalanlage für die Stadt Fürth. Die Bundesvermögensstelle verlangte von der Stadt Fürth ab sofort die doppelte Miete (bisher 557 DM monatlich) für die Überlassung der Gebäude der Adalbert-Stifter-Schule und der Turnhalle in der Heilstättensiedlung. Der Stadtrat lehnte einstimmig eine derart enorme Erhöhung ab. Jetzt musste mit der in größeren Dimensionen denkenden Behörde erneut verhandelt werden. Auch Verkehrsteilnehmer brauchen einen regelmäßigen Kundendienst: Im Erdgeschoss der Berufsschule II veranstaltete die Verkehrswacht Fürth einen „Seh- und Reaktionstest“ für Autofahrer. Jeder Test dauerte circa zehn Minuten. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Happening in Weiß“ von Playboy Gunter Sachs (Admiral), „Das Doppelleben der Sister George“ mit Beryl Reid (Bambi), „If . . .“ (City) sowie „Die Rache der glorreichen Sieben“ mit Joe Don Baker (Park). Samstag, 22. November 1969 Der „starke Max“ zeigte seine Kunst in Fürth. Bei der Firma Auto Röder in der Erlanger Straße hielt er zwei 108PS-starke Ford-Capris mit Seilen fest, die mit Vollgas gegenläufig wegfuhren. Der Artist war durch Film und Fernsehen sehr populär. Die Gemeinnützige WBG der Stadt Fürth hielt Richtfest auf der Schwand. Das letzte Bauprojekt in der Riemenschneiderstraße 42, 44 und 46 mit insgesamt 24 Wohnungen war im Rohbau fertig. Damit hatte die WBG auf dem Gelände am Finkenschlag rund 300 Wohnungen für etwa 1000 Bürger geschaffen. Nach Beendigung dieser Baumaßnahme wollte man sich der Heilstättensiedlung widmen. Die dortigen Baracken mussten aber erst Zug um Zug geräumt werden. Die spätere Adalbert-Stifter-Schule in Oberfürberg war zwar überhaupt noch nicht gebaut, aber auf dem Plan wurde sie schon mal vergrößert. Im Raumprogramm stockte man von acht Klassenräumen auf zwölf auf. Dementsprechend wuchs auch die Zahl der Fachräume. Das Fürther Waisenhaus, das jetzt offiziell „Kinderheim St. Michael“ hieß, konnte jetzt in Kirchehrenbach am Fuße des „Walberla“ Richtfest für sein hochmodernes Kinderheim feiern, das später 40 bis 50 Kinder aufnehmen konnte. Das Projekt finanzierte sich größtenteils aus Spenden. Statt einem geworfenen Glas ergoss sich ein Bonbonregen von den Dachbalken auf die mitgereisten Waisenkinder. Die SpVgg ging in die Breite: Innerhalb von zwei Jahren gewann der Verein 700 neue Anhänger. Jetzt hatte man mehr als 3000 Vereinsmitglieder. In der Regionalliga Süd stand der Verein von der Größenordnung her an dritter Stelle (nur der 1. FC Nürnberg und der Karlsruher SC hatten mehr Mitglieder). Montag, 24. November 1969 Beim Ehrenabend der SpVgg im „Schwarzen Kreuz“ war kein Platz mehr frei. Vereinspräsident Senator Karl Hauptmannl rief circa 85 „Kleeblättler“ auf, um sie für Vereinstreue und Verdienste zu ehren. Einer davon, Fabrikant Karl Leupold, revanchierte sich mit einer 10.000 DM-Spende. In Anbetracht der vielen geehrten passiven Mitglieder kamen nur wenige Aktive zu Vereinsehren. So wurden nur drei Mitglieder mit „Gold“ dekoriert: Die Hockeyspieler Bernhard Geist und Alfred Kellermann sowie Wasserballer Günther Zolles. Die Statistik brachte es ans Licht: Ende 1968 waren im Stadtgebiet Fürth 300 Personen weniger in der Industrie tätig als 1959. Im Landkreis Fürth verliefen die Zahlen genau umgekehrt. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Musical „Kiss me, Kate“ von Cole Porter, u.a. mit Gerda Hensel, Sonja Knittel, Monika Kral, Jonny Born, Adolf Breinbauer und Karl Mikorey. Ferner als Wiederholungen die musikalische Komödie „Die vier Grobiane“ von Wolf-Ferrari sowie die Operette „Madame Pompadour“ von Leo Fall, beide Aufführungen jeweils in der bisherigen Besetzung. Das Theater der Jugend wiederholte das Musical „Der Froschkönig“ von Peter Lindholm. Die Mannschaft der SpVgg war an diesem Wochenende wegen des Pokalwettbewerbs spielfrei. Man war ja schon ausgeschieden. Dienstag, 25. November 1969 Im Fürther Einzelhandel begann das Computerzeitalter: Die „Park-Drogerie“ in der Königstraße 147 installierte den „Cosmetic Computer“ von Binella. Die Kundin drückte die bekannten Daten wie Augen-, Haar- und Kleiderfarbe in die Wählskala ein und der Computer lieferte sofort die passende Lippenstiftschattierung sowie die entsprechende Make-up-Tönung. Im Saal des Logenhauses legten 80 kaufmännische Auszubildende ihre schriftliche IHK-Abschlussprüfung ab. Erstmals gab es bayernweit programmierte Aufgaben in den Fächern Betriebswirtschaft, Buchführung und Wirtschaftsrechnen. Die Auswertung erfolgte für ganz Bayern zeitgleich durch einen Computer.
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