283 Jungkaufleute und Facharbeiter konnten bei einer Feier im Geismannsaal ihre Gehilfenbriefe entgegennehmen. Die Mädchen erschienen mehrheitlich im Minikleid, die jungen Herren überwiegend mit Beatlehabitus. Von IHK und Schule gab es Glückwünsche und natürlich jede Menge gute Ratschläge. Samstag, 15. November 1969 In den Krankenhäusern existierten damals noch starre Besuchszeiten. So wies man in den FN auf die Regelung für den kommenden Buß- und Bettag hin, dass im Fürther Stadtkrankenhaus von 14 bis 16 Uhr Besucher Zugang haben. Dafür entfiel am nächsten Werktag die Besuchszeit. Steter Tropfen höhlt den Stein: Nach etlichen Ablehnungen stimmte jetzt der Stadtrat einer „System-Müllabfuhr“ in den Fürther Vororten zu. Genormte Großtonnen sollten dort eine staubfreie Müllabfuhr ermöglichen. Jetzt stritt man nur noch um Kunststoff- oder Zinkbehälter. Die „Freunde des Fürther Theaters“ machten Dampf: Sie bekannten sich in einer Denkschrift zu den Umbauplänen des Berliner Theaterarchitekten Thomas Münter gemäß seinem angefertigten Gutachten. Für den Fall einer Zustimmung des Stadtrates lägen verbindliche Spendenzusagen bereits jetzt in Höhe von mehr als einer Million Mark vor! Eine Jubelveranstaltung stellte alles in den Schatten, was die MTV-Grundig-Halle bisher je erlebt hatte. Sänger Udo Jürgens gastierte mit einer Zweistunden-Show. Gegen Ende brach dann die Hölle los. Massen von Mädchen stürmten die Bühne. Der Star musste sich in seiner Garderobe hinter Leibwächtern verschanzen und flüchtete durch die Hintertür zu einem bereitstehenden Taxi. Den Mädchen blieb nur der Trost, das Buch „Alles über Udo“ zu kaufen. Es fand reißenden Absatz. Montag, 17. November 1969 Max Grundig erhielt im Tauschweg von der Stadt Fürth hinter Dambach ein Grundstück mit 62.830 qm. Bei dieser Gelegenheit wurde auch bekannt, dass Grundig beabsichtigte, auf dem Gelände der ehemaligen Gaststätte „Altes Forsthaus“ am Rand des Fürther Stadtwaldes ein Hotel zu bauen, das überwiegend Firmengästen dienen sollte. Mit einem festlichen Abend feierten die Fürther Jäger den Tag ihres Schutzheiligen St. Hubertus. Die Mitglieder der „Grünen Gilde“ waren aus allen Revieren in den Fürther Geismannsaal gepirscht. Besonderen Staat machte der Bläserchor der Grünröcke, der das Fest einleitete. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Als Wiederholungen das Volksstück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Horvath sowie die musikalische Komödie „Die vier Grobiane“ von Wolf-Ferrari, beide Vorstellungen in der jeweiligen Besetzung. Die SpVgg erreichte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 4000 Zuschauern ein 1:1-Unentschieden gegen Hessen Kassel. Das Tor für Fürth erzielte Zimmert. Fürth verbesserte sich damit auf den 10. Tabellenplatz. Vor dem Spiel wurde Stürmer Erich Tauchmann für sein 250. Spiel mit einem Geschenkkorb geehrt. Dienstag, 18. November 1969 Erstmals seit es die Stadt Fürth gibt, lag nun ein „Flächennutzungsplan“ zum Beschluss auf dem Tisch. Hier wurde die Entwicklung Fürths für die nächsten Jahre ziemlich genau festgelegt. Damit sich die Bürger vor der Abstimmung im Stadtrat auch informieren konnten, wurden die Karten des Stadtgebiets in der Aula der Berufsschule II zur Einsicht präsentiert. Fein aufgespießte Gäste aus der ganzen Welt weilten im Saal des „Schwarzen Kreuz“, um von den Besuchern bestaunt zu werden. Unzählige Schmetterlinge und Käfer aus allen Erdteilen sorgten für viel Zulauf bei der Fürther „Insektenbörse“. Die Preise lagen je nach Exemplar zwischen 0,50 DM und 500 DM. Erstaunlich im Zeitalter der Mondlandung das starke Interesse für Insekten. Mittwoch, 19. November 1969 Die Grüner-Brauerei, Fürths älteste Braustätte aus dem Jahre 1709, eröffnete Ecke Hirschen- und Mathildenstraße als Ersatz für den Bavaria-Automaten den „Grüner-Automaten“. Geöffnet hielt man täglich von sechs Uhr früh bis drei Uhr nachts! Pächter Rudolf Schneider (vorher Gaststätte „Südstadt“ in der Kaiserstraße) musste schon eine extrem gute Kondition gehabt haben. In Burgfarrnbach standen die jüngsten Schülerlotsen Fürths! Nur aufgrund einer ministeriellen Sondergenehmigung war es den 12-jährigen Jungen und Mädchen gestattet, ihre Schulkollegen sicher über die Straße zu leiten. Grund war, dass in Burgfarrnbach Schüler nur bis zur sechsten Klasse unterrichtet wurden. Ältere Schüler mussten nach Unterfarrnbach zur Schule. Fürth war fein heraus: Von der wegen des Rhein-Main-Donau-Kanals zu bauenden Südwesttangente musste die Stadt Fürth für den Anteil auf ihrem Stadtgebiet nur 5% bezahlen. Den Löwenanteil an dem 4-Millionen-Projekt trug die Rhein-Main-Donau AG. Für die überschweren amerikanischen Militärfahrzeuge musste der Straßenbelag verstärkt werden, dafür sprang der Bund ein.
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