Samstag, 11. Oktober 1969 Da auch der öffentliche Dienst eine „Einmalzahlung“ in Höhe von 300 DM durchsetzen konnte, zerbrach man sich im Fürther Stadtrat den Kopf hinsichtlich der Finanzierung. Zweimal 300.000 DM mussten für Arbeiter und Angestellte, weitere 250.000 DM für die Beamten und 150.000 DM für die Versorgungsempfänger aufgebracht werden. Im laufenden Haushalt war dafür nichts vorgesehen. Beim Autohaus Pillenstein an der Stadtgrenze eröffnete die „Delta“-Autoservice-Gesellschaft eine neue Waschstraße. Eine weitere Autowaschstraße entstand fast zeitgleich an der Würzburger Straße 171. Die Omnibuslinie 74 (Billinganlage – Heilstättensiedlung) wurde bis nach Oberfürberg verlängert. Dort hieß die Endstation „Spechtweg“. Die unübersichtliche Kurve an der B 8 unter dem Burgfarrnbacher Viadukt hatte wieder mal ein Opfer gefordert. Ein amerikanischer Sattelschlepper, beladen mit Autoreifen, Panzerketten und Kisten, legte sich auf die Seite und ließ seine gesamte Ladung in den Farrnbach kollern. Amerikanische Spezialisten mussten das Fahrzeug wieder flott machen. Beim „Black Bottom Club“ der Tanzschule Streng änderte sich die Amtszeit der Vorstandschaft. Man verkürzte diese auf sechs Monate, um neue Leute schneller nachrücken zu lassen. Außer den beliebten Riverboat Shuffles unternahm man Studienreisen nach Paris und Wien. Jetzt stand London auf dem Programm. Montag, 13. Oktober 1969 Bei der SpVgg ging eine Bombe hoch: Der Verein ließ mitteilen, dass der Spieler Ondera ab sofort vereinsintern unter Aussetzung seiner Bezüge gesperrt sei. Noch Tage zuvor hatte es eine Aussprache mit den Spielern gegeben, in der sich die Aktiven komplett verpflichteten, alles zu tun, um die derzeitige Krise auf dem Spielfeld zu überwinden. Ondera hatte sich nur Stunden später bis in die frühen Morgenstunden in einem Fürther Nachtlokal amüsiert. Einige Wochen zuvor war er schon aus ähnlichen Gründen mit einer Geldstrafe belegt worden. Der Verein hatte Ondera seit etwa vier Wochen beobachtet. Bunt und abwechslungsreich war der große Erntedankzug, der ganz Fürth wieder einmal in seinen Bann schlug. 28 Kapellen sorgten für den „richtigen Ton“. Bei prächtigem Wetter säumten etwa 120.000 Zuschauer die Straßen. 2500 Mitwirkende erhielten häufig begeisterten Beifall. OB Scherzer lud im „Schwarzen Kreuz“ viele Gäste „zur Kirchweih“. Die während des Festzuges überreichten Brotlaibe und Körbe mit Erzeugnissen des Knoblauchslandes wanderten weiter an das Fürther Altersheim an der Würzburger Straße. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Volksstück „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Odön von Horvath, u.a. mit Brigitte Antonius, Sofie Keeser, Else Panto, Leo Bieber, Michael Holm und Walter Kohutek. Ferner die Komödie „Der Floh im Ohr“ von Georges Feydeau, u.a., mit Annelie Granget, Hannerl Thimig, Ulla Willig, Hans Dieter Asner, Erich Ude und Georg Wille. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel bei Schweinfurt 05 mit 4:1. Tore für Fürth durch Ebenhöh (3) und Tauchmann. Damit verbesserte man sich auf den 18. Tabellenplatz. Dienstag, 14. Oktober 1969 Einen Tumult entfesselte ein frecher Hosendieb in einem Fürther Kaufhaus. Er wollte eine gestohlene Hose ins Freie bugsieren, als die zuständige Verkäuferin laut schrie. Daraufhin wurden friedliche Kunden zur Seite geschleudert und ein Schmuckwaren-Verkaufsständer umgerissen. Doch es nützte nichts. Beherzte Männer überwältigten den Beinkleid-Jäger. Polizei führte den Dieb ab. Nach kurzer Krankheit verstarb Regierungsmedizinaldirektor Dr. Karl Krauß. Vor dem Krieg war der in Fürth geborene Internist lange Jahre als Assistenzarzt unter Prof. Dr. Henning im Fürther Stadtkrankenhaus tätig. Der beliebte Amtsarzt hatte seine Versetzung in den Ruhestand nicht mehr erlebt. Auf Einladung des amerikanischen Brigadegeneral William W. Cobb schwebte OB Scherzer im Hubschrauber über der Fürther Kirchweih. Der Amerikaner wollte sich auf diese Weise für die Einladung als Gast zum Fürther Kirchweihzug bedanken. Mittwoch, 15. Oktober 1969 Polizeidirektor Herbert Mielsch verließ Fürth. Er suchte in Würzburg eine neue berufliche Herausforderung. Sein Abschied riss in Fürth eine spürbare Lücke. Mielsch kam als leitender U-Boot-Offizier 1945 aus dem Krieg zurück nach Fürth. Er begann seine Polizeitätigkeit bei der Kriminalpolizei. 1955 wurde er zum Leiter der Kriminalabteilung, 1963 zum Polizeichef in Fürth befördert. Er hinterließ eine bestens ausgestattete und motivierte Polizeiorganisation, deren Aufklärungsquote bei der Verbrechensbekämpfung stets weit über dem Landesdurchschnitt lag. Der Fürther Stadtrat gab seinen Segen: Der Fürther Einzelhandel bot für die vier verkaufsoffenen Samstage zur Weihnachtszeit einen besonderen Kundenservice: An der Ufer- und Weiherstraße sowie auf dem Gelände vor dem einstigen Zahlbad an der Badstraße sollten die Kunden ihre Autos parken und mit Kleinbussen ins Zentrum
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