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Ausländische Kinder hatten es in den Fürther Volksschulen schwer, dem Unterricht zu folgen. Die deutsche Sprache bildete für 239 Jungen und Mädchen ein unüberwindliches Hindernis. Sie saßen wie Taubstumme unter den einheimischen Schülern und langweilten sich. Eine Eingliederung blieb ihnen versagt, ein späterer Ausbildungsplatz reine Utopie. Das Fürther Schulamt forderte von der Regierung in Ansbach deshalb den Einsatz von Dolmetschern. Eine Genehmigung hierzu wurde jedoch von Ansbach verweigert, wenn bei den eingesetzten Personen die pädagogische Vorbildung fehlte. Welcher Dolmetscher war schon zusätzlich ein ausgebildeter Lehrer! Der Auftakt der „vier tollen Tage“ auf der Fürther Freiheit war wenig vielversprechend. Ununterbrochen versuchten die beiden Faschingsgesellschaften „Fürther Kleeblatt“ und „Treue Husaren“ die Stimmung anzukurbeln, aber die Phonzahl der Fürther Faschingsmuffel stieg nur auf 0,97 Phon, von denen 0,90 auf das Fürther Prinzenpaar entfiel. Montag, 22. Februar 1971 Damals durchaus nicht selten: Am Schießplatz 22 wurde ein 69-jährige Witwe in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Der untersuchende Arzt stellte eine tödliche Rauchgasvergiftung fest. Durch einen undichten Kamin und durch Inversionswetterlage begünstigt, trat giftiges Kohlenmonoxid aus dem Ofen aus. Der Fürther Karneval strahlte zum Faschingsausklang: Der MTV feierte in der Grundig-Sporthalle, die 60er mangels eigener Halle im Geismannsaal (wo sogar ein Tisch zusammenbrach), der ADAC im Schützenhaus und die Treuen Husaren im Weißengarten. Überall ein Hexenkessel der Gemütlichkeit. Die SpVgg war an diesem Faschingswochenende spielfrei, aber das zarte Geschlecht sprang in die Bresche: In Mannhof verfolgte die Männerwelt das Fußballspiel der Damen zwischen dem wackeren „FC Bettschoner“ und der nicht minder tapferen SpVgg „Kröpfer“. Letztere gewannen mit 4:2. Der Erlös kam dem Sportheimneubau des ASV Vach zugute. Dienstag, 23. Februar 1971 Aus dem Feiern kamen die Fürther kaum mehr heraus: Ab Sonntag, 28. Februar, wurde schließlich schon wieder der „Poculator“ ausgeschenkt. Um 20 Pfennige teurer kostete die Kureinheit gegen die Frühjahrsmüdigkeit jetzt 2,70 DM. 400.000 Hektoliter standen von diesem Traditions-Doppelbock zur Verfügung. In der Presse liefen die Aufklärungskampagnen zur neuen Straßenverkehrsordnung auf Hochtouren, trat diese doch ab 1. März 1971 in Kraft. Allein sieben Verkehrszeichen veränderten sich im Aussehen, dazu jede Menge Regeländerungen. So hatte künftig z.B. der im Kreisverkehr Fahrende die Vorfahrt. Hauptanliegen der neuen StVO war die Angleichung deutscher Verkehrsvorschriften an die internationalen Regeln. Vorträge durch Polizei, ADAC sowie jede Menge Broschüren wiesen auf die Umstellungen hin. Die Fürther Polizei wollte den Bürgern eine Gewöhnungsfrist von einem Monat einräumen, ehe man bei Verstößen von gebührenpflichtigen Verwarnungen Gebrauch machen wollte. Erstmals tauchte im Fürther Handel mit dem Plüsch-Dachshund „Waldi“ das offizielle Maskottchen der Olympischen Spiele 1972 in München auf. Mittwoch, 24. Februar 1971 Großalarm für die Fürther Feuerwehr: Wie eine riesige Fackel brannte nachts um 2.30 Uhr eine rund 700 qm große Baracke auf dem amerikanischen Kasernengelände in Atzenhof. In dem Gebäude der Monteith-Barracks waren verschiedene Werkstätten untergebracht. Traurige Bilanz der Brandnacht: Sachschaden in Höhe von mindestens 200.000 DM. Der hochgejubelte Endspurt im Fürther Fasching verglühte wie eine abgelegte Zigarre. Noch am Lustigsten: Die Fahrt der beiden Fürther Karnevalsgesellschaften mit einer faschingsdekorierten Oldtimer-Trambahn durch Fürth. Ansonsten beherrschten Sauerampfermienen die Fürther Freiheit. Die Aufgabe von Prinzenpaar und Elferrat, die Fürther zu erheitern, wurde bis zur Erschöpfung ernst genommen. Schunkelversuche endeten unverrichteter Dinge, Masken wurden kaum gesichtet. Der „Bauverein“ gab sein Neubauprojekt an der Kresserstraße in Burgfarrnbach nun zum Bezug frei. 18 DreiZimmer-Appartements von je 80 qm Wohnfläche standen im Rahmen des Ersatzwohnungsprogramms für die Fürther Altstadtsanierung zur Verfügung. Durch die staatliche Förderung konnte der Mietpreis bei 2,80 DM/qm gehalten werden. Die neuen Mieter weinten den verwinkelten Bruchbuden der Altstadt keine Träne nach. Donnerstag, 25. Februar 1971 Direktor Dettenhofer von der Humbser-Brauerei lud die Fürther Karnevalisten wie jedes Jahr zum traditionellen Herings-Aschermittwochsessen in den Schalander der Brauerei ein. Nachdem alle drei Fürther Bürgermeister und eine Anzahl von Stadträten sich diese Einladung nicht entgehen ließen, war man wie in einer großen Familie unter sich. Den Faschings-Abschiedsschmerz vergaß man bei gekühlten Matjes und ebensolchem Bier. Um 10.10 Uhr wurden die Passagiere der Straßenbahn Linie 1 beim Fürther Rathaus von ihren Sitzen gerissen. Ein Lastwagen hatte sich wuchtig in die Trambahn gebohrt, gerade als sie in die Kurve beim Rathaus einbiegen

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