Samstag, 6. Februar 1971 Die Beschwerden der Hardhöhe-Bewohner über den Lärm der neuen Eisenbahnbrücke der Würzburger Bahnlinie rissen nicht ab. Täglich 240-mal wurden sie aufgeschreckt, wenn ein Zug über den Kanal fuhr. Die Bundesbahn hielt die Belästigung nach eigenen Messungen gerade noch für zumutbar. Als letzten Ausweg brachte man jetzt einen bepflanzten Lärmschutzwall in die festgefahrene Diskussion. Der Burgfarrnbacher Stadtrat Schorr forderte für die Stadtteile Unterfarrnbach und Burgfarrnbach je eine eigenständige Buslinie. Bisher fuhr der 72er direkt auf der Bundesstraße 8 nach Burgfarrnbach. Durch die teilweise Neuverlegung der B 8 war Unterfarrnbach ab sofort noch weiter von einer Bushaltestelle entfernt als bisher. Die Fürther Kriminalpolizei klagte, dass sich die Eltern oft allzu wenig um ihre Kinder kümmerten. Diebstähle (insbesondere Ladendiebstähle) und Raubüberfälle durch Minderjährige nahmen in erschreckendem Maße zu. Immer häufiger griffen Jugendliche auch zu Rauschgiften und Spezial-Drogen. Die „Laisser-Faire“Erziehungsmethode auf dem Vormarsch! Folgeexemplare dieser Spezies machen der Gesellschaft auch heute noch zu schaffen. Montag, 8. Februar 1971 Eine Fürther Truppe organisierter Faschingsnarren verließ ihr Stammquartier in den „Sieben Schwaben“ und startete per Bus nach Wiesbaden, wo die Fürther Karnevalisten bei der amerikanischen Armee eingeladen waren. Zum zweiten Male stieg im Fürther Geismannsaal der „Große Gesellschaftsball der SpVgg Fürth“. Viele Interessenten erhielten keine Karte mehr. Auch die Tanzfläche erwies sich als zu klein, als Ambros Seelos mit seiner Showband aufspielte. Die Mitternachts-Show der Band war vom Allerfeinsten. Ab zwei Uhr früh vertrieb dann das Ulrich-Graml-Quintett den Tanzlustigen die Zeit, viele verließen erst gegen fünf Uhr den Saal. Zu einem nicht alltäglichen Todesfall kam es anlässlich einer Hochzeit in der Fürther Paulskirche. Während sein Neffe vor dem Traualtar den Bund fürs Leben schloss, erlitt der 70-jährige Onkel auf der Empore einen tödlichen Herzinfarkt. Gerade als er zu Ehren seines Neffen ein Violinsolo darbot, brach er zusammen und verstarb. Die SpVgg trennte sich in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 4500 Zuschauern auf schneebedecktem Boden gegen Bayern Hof unentschieden 0:0. Trotzdem erreichte man damit Platz drei der Tabelle. Dienstag, 9. Februar 1971 Am Sonntag fand im Fürther Stadttheater die letzte Vorstellung vor dem Umbau statt. Das Haus war bis unter das Dach ausverkauft. Nach Kleists „Zerbrochenem Krug“ übernahmen nun Handwerker die Regie. In den vorangegangenen fünf Übergangsmonaten mit Gastspielbetrieb erzielte man eine Platzausnutzung von 92%. Über 1000 Platzmieter sorgten dafür, dass kaum eine freie Karte zu bekommen war. Das Publikum strömte in Scharen, während es vorher zehn Jahre lang zunehmend ausblieb. Hatte man das Fürther Publikum falsch eingeschätzt oder zeigten sich die Fürther gerade jetzt nur besonders solidarisch? Wochenlang tappte die Polizei im Dunkeln, doch jetzt konnte auf der Hardhöhe eine verwitwete 64-jährige Rentnerin dingfest gemacht werden, die reihenweise Autoantennen abknickte. Als Motiv gab die alte Dame Ärger über die Autofahrer im Allgemeinen an. Auch unter Fürther Skiläufern heiß diskutiert: Das Erlernen des Skifahrens nach der neuen „Kurzskimethode“. Der blutige Anfänger begann dabei mit einem Kurzski von 1,50 m Länge, was bei Schwüngen eine günstige Hebelwirkung ergab. Erst später stieg man sukzessive auf ansteigende Skilängen um. Mittwoch, 10. Februar 1971 Die FN besuchten auf der Internationalen Nürnberger Spielwarenmesse die Stände von Firmen aus dem Stadt- und Landkreis. Unter den Ausstellern aus aller Herren Länder befanden sich 35 Firmen aus dem hiesigen Raum. Bekannte regionale Hersteller waren damals u.a. Brandstätter, Seidel, Fuchs aus Zirndorf oder Gama, Stelco, Ferbedo und Neuhierl aus Fürth. Beinahe wäre die 19-jährige Fürtherin Petra Pillenstein „Miss Bayern“ geworden. Unter 99 Bewerberinnen wollte sie die Jury auf Platz eins setzen, aber das wenig neutrale Nürnberger Publikum beim Messeball in der Meistersingerhalle stimmte für Platz zwei. Überlange Winterruhe beim Bau der Schnellstraße Nürnberg-Fürth-Erlangen (heute A 73): Auf Fürther Stadtgebiet waren die Fahrbahnen sowie sämtliche Unter- und Überführungen gebaut und betriebsbereit, aber der Erlanger Anteil (ab Königsmühle) ließ noch auf sich warten. Diese Trasse war erst halbfertig. Die Fürther waren ausnahmsweise „zu schnell“. Obwohl eine Fertigstellung schon wesentlich früher möglich gewesen wäre, blieb es daher beim vorgesehenen Eröffnungstermin Herbst 1972. Konkurrenz für Foto-Quelle: Erstmals bot Versandkonkurrent Neckermann (Frankfurt) sein Fotoangebot mit einem Spezialkatalog an. Der Hit: Ein Audiovisionsprogramm (unter 2000 DM) mit einem Filmverleih. Die Leihgebühr für einen von bisher 28 Filmtiteln betrug 9,90 DM bei einer Ausleihzeit von 7 Tagen. Die „Videothek“ war geboren. Donnerstag, 11. Februar 1971
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