Dichtgedrängt saßen die Liebhaber amerikanischer Militärmusik und ließen sich den Marsch blasen. Im ehemaligen „Alhambra-Kino“ in der Fichtenstraße 44 in der Fürther Südstadt eröffnete jetzt der „HCH-Discount“. Firmenchef Christgau standen 400 qm Verkaufsfläche zur Verfügung, den Kunden links vom Gebäude eine große Parkfläche. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Einer spinnt immer“ mit Georg Thomalla, Elfie Pertramer und Ralf Wolter (Admiral), „Abarten der Liebe“ mit Christine Schuberth und Carmen Jäckel (Bambi), „Achilles“ mit Gordon Mitchell und Jacques Bergerac (City) sowie „Spiel dein Spiel und töte“ mit Antonio de Teffe und Fernando Cerrucci (Park). Samstag, 7. August 1971 Der „Sex-Bazar“ in der Fürther Blumenstraße hatte große Anziehungskraft. Ein 23-jähriger Mann zertrümmerte nachts mit einem Ziegelstein die Schaufensterscheibe und klaute Pornohefte im Wert von 70 DM. Dabei verletzte er sich an der rechten Hand. Die Polizei verfolgte die Blutspur mit Hilfe eines Polizeihundes bis zur Wohnung am Espan. Dort konnte der Täter festgenommen werden. Während eine „Bürgerinitiative contra Mattecka“ schon etwa 1500 Unterschriften gesammelt hatte, wehrte sich erstmals die Betriebsleitung der Tierkörperbeseitigungsanstalt: Die Firma Mattecka existiere schon seit 1919 und lag damals weit vor der Stadt. 1940 hatte die Stadt Fürth eine Erweiterung genehmigt, Auflagen wurden stets eingehalten, soweit die Industrie dazu in der Lage war. Im eigenen Interesse hatte man bereits 1961 die Stadt um „Entscheidungshilfe“ zur Betriebsverlegung gebeten, leider ohne Erfolg. Vermuteter Grund: Nachdem die Stadt Fürth die Vacher Straße und das umliegende Gebiet vorher als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen hatte, hätte die Stadt federführend alle Anstrengungen zur Betriebsverlegung selbst durchführen müssen, was man wohl scheute. Montag, 9. August 1971 Die Spendenaktion für den Fürther Theaterumbau hatte die erste Rekordmarke erreicht: Mit 100.635 DM wurde eine magische Grenze überwunden. Aus allen Himmelsrichtungen trafen Angehörige der „Freien Vogtländer“ zu einem Treffen in Fürth ein. Kennzeichen: Weitgeschnittene Hosen, Perlmuttknöpfe an den schwarzen Cordjacken, breitkrempige schwarze Hüte und goldenes Gehänge am linken Ohrläppchen. Sogar aus der DDR kamen zwei ältere Zunftbrüder. Die Kameradschaft wurde in der Kleeblattstadt in der Gaststätte „Weiße Rose“ gepflegt. Protest gegen die Bebauungspläne der Stadt Fürth: Die Mitglieder des Nord-Östlichen Vorstadtvereins waren gar nicht erbaut, als sie erfuhren, dass die Grünanlage westlich der Friedenstraße bebaut werden sollte. Man befürchtete eine weitere Verkleinerung der „Grünen Lunge“ Fürths. Generalprobe vor der neuen Regionalligasaison: Der SpVgg gelang nur ein magerer 1:0-Erfolg gegen eine Fürther Auswahl von Amateur-Fußballern. Das Siegtor erzielte Ebenhöh. Dienstag, 10. August 1971 Nach 23 Jahren endlich wieder eine Kreismeisterschaft für den TV Fürth 1860. Den Feld-Handballern unter Trainer „Ajax“ Geflitter gelang dieses Kunststück, nachdem man zuvor schon in die Bezirksklasse aufgestiegen und Fürther Stadtmeister geworden war. Mehr als 50% aller in Fürth anfallenden giftigen Industrieabwässer landeten nur ungeklärt in der städtischen Kanalisation. Die toxischen Substanzen von vier Fürther Galvanikbetrieben und einem Spiegelhersteller gefährdeten die Kläranlage selbst sowie möglicherweise auch Menschen. Die „Großzügigkeit“ dieser Unternehmen in Sachen Umweltschutz konnte zwar bestraft werden, stand aber in keinem Verhältnis zum angerichteten Schaden. Sie mussten nur die Kosten der beim Unternehmen durchgeführten Wasseruntersuchung bezahlen, eine „Strafe“ von 10 DM bis 20 DM. Sogar Falschparken kostete damals schon mehr. Mittwoch, 11. August 1971 Was zahlte man damals für Urlaubsreisen per Omnibus? Bei Neukam-Reisen in der Schwabacher Straße 7 in Fürth bot man an (jeweils mit Vollpension): 16 Tage Alassio (Italien) für 329 DM, 16 Tage Porec (Jugoslawien) für 243 DM oder 13 Tage Meran (Italien) für 219 DM. Die Fürther Filiale der Dresdner Bank informierte ihre Kunden aktuell über die Verhältnisse im Weltall: In den Schaufenstern standen Modelle der Mondfähre und des Raumschiffs, Bilder der momentanen Mondlandung ergänzten die Aktion. Die Fürther Behörden machten mobil: Nachdem der neue Europakanal bis Vach in voller Höhe geflutet war, entwickelte dieser sich zum beliebten Badeplatz für junge Wasserratten. Aber das Schwimmen erwies sich als gesundheitsschädlich. Der Kanal war schließlich nicht mit Grundwasser, sondern mit Regnitzwasser angefüllt. Eine Brühe mit giftigen Substanzen, in der Badeverbot herrschte.
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