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Freitag, 2. Juli 1971 Die Leiden der lärmgeplagten Südstadtbewohner fanden in der Sitzung des Fürther Stadtrates offene Ohren. Die Polizei wurde angewiesen, die von Amerikanern besonders besuchten Lokale verstärkt zu überwachen. Wenigstens etwas: Die Amerikaner hatten ihre motorisierte Einheit an den Endpunkt der Kaserne der äußeren Schwabacher Straße verlegt. Der nächtliche Motorenlärm war jetzt kaum mehr zu hören. Das aktuelle Nachrichtenblatt des Stadtvereins Hardhöhe erinnerte mit einem Artikel an die frühere „Schießhauskirchweih“. Im Dialekt wurde durch einen Druckfehler allerdings daraus die „Schaißhauskärwa“. Zeitungs- und Zeitschriftenhändler Karl Stützlein feierte seinen 70. Geburtstag. Das Fürther Original verkaufte schon seit Jahrzehnten die Druckerzeugnisse an seinem Kiosk an der Schwabacher Unterführung gegenüber dem Berolzheimerianum an der Ecke des damals noch existierenden Postbergs. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Mein ganzes Leben ist Musik“ mit Peter Alexander und Germaine Damar (Admiral), „Pornografie ohne Maske“ mit Joanne Mordan und Sebastian Gregory (Bambi), „Frau Professor kann`s noch besser“ mit Christine Murray und Guy Anthony (City) sowie „Draculas Tochter und Professor Satanas“ mit David Silva und Crox Alvarado (Park). Samstag, 3. Juli 1971 Die Deutsche Bank an der Schwabacher Straße 32 hatte ihre Räume komplett umgebaut und modernisiert. Jetzt stand viel mehr Beratungsfläche zur Verfügung. Die Fürther Filiale der Deutschen Bank existiert schon seit 1922. Zur Wiedereröffnung wurden OB Scherzer 40 Sparbücher mit jeweils 100 DM Einlage für Kinder des Waisenhauses übergeben. Ein betrunkener US-Soldat fuhr in der Südstadt regelrecht Amok. Er rammte im Bereich Leyher- und Flößaustraße fünf Autos und wurde dabei selbst schwer verletzt. Die Stadt Fürth konnte aufgrund der zäh fließenden Gebühren und Steuern ihre im ordentlichen Haushalt festgelegten Aufgaben nicht vollständig bezahlen. Um die Ebbe in der Kasse zu überbrücken, musste der Stadtrat nun die im Etat festgelegte Grenze der Darlehensaufnahmen von sechs auf zehn Millionen DM anheben. Ehrenvolle Berufung: Die Stadt Fürth verlor den weithin bekannten Leiter ihres Gesundheitswesens, Medizinaldirektor Stadtarzt und Senator Dr. Bernhard Kläß. Er übernahm im bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung als Ministerialrat die Abteilung „Gesundheitswesen“. Er verließ die Kleeblattstadt entschlossen, aber nicht ohne Wehmut. Seit 1952 war er in Fürth tätig. Montag, 5. Juli 1971 Zum Schulsportfest der Fürther Volksschulen am Samstag sandte Petrus gerade noch rechtzeitig Sonne. Die Jungen und Mädchen revanchierten sich mit ausgezeichneten Leistungen. Mit wahrem Feuereifer wurde um den Siegerkranz gekämpft. Das Fußball-Krimi-Endspiel gewannen die Schüler der Pfisterschule durch Elfmeterschießen mit 3:2 gegen die Pestalozzischule. Gestresst von Siegerehrungen: Schul- und Sportreferent Senator Karl Hauptmannl, der mit Pokalen, Wanderpreisen und jeder Menge Siegerurkunden beinahe damit handeln konnte. Das Hardhöhen-Sommerfest begann. Bürgermeister Stranka, der „Anzapfer vom Dienst“, schwang routiniert den Holzschlegel, doch aus dem Fass kam nur Schaum. Jemand musste vorher an einem Rädchen des Biercontainers gedreht haben, so dass es zum Druckabfall kam und stundenlang nur Schaum floss. Die Bedienungen warteten bis zu 20 Minuten auf eine Maß gezapftes Bier. Pfeifkonzert im fast vollbesetzten Zelt, als die Kapelle auch noch „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ intonierte. Die Glocken von „Unserer Lieben Frau“ riefen am Sonntagmorgen zur festlichen Primiz. Stadtpfarrer Beyer führte den neuen Priester Franz Dittrich in sein Amt ein. Dieser hatte zuvor in Bamberg die priesterliche Weihe erhalten. Dienstag, 6. Juli 1971 Mit 160 Unterschriften erhob das „Bürgerkomitee zur Erhaltung des Schmalholzes“ scharfen Protest gegen die Absicht, das Waldstück bei Burgfarrnbach zu bebauen. OB Scherzer wurde aufgefordert, alles zu tun, damit das Schmalholz im bisherigen Umfang den Fürther Bürgern als Naherholungszone erhalten blieb. Sonderstreifen der Fürther Polizei waren nötig, um die Feiern zum amerikanischen Nationalfeiertag, der von Amerikanern traditionell mit Feuerwerk und Knallerei gefeiert wird, in geordnete Bahnen zu lenken. Trotzdem kam es in der Südstadt zu nächtlichen Ruhestörungen, denn aus der Kaserne an der Flößaustraße wurden immer wieder Knallkörper auf die Straße geworfen. Wer hatte die denn verkauft? Die Amerikaner eröffneten ihren neuen Golfplatz in der Atzenhofer US-Kaserne. Durch den Bau des Europakanals war eine Teilverlegung des Golfgeländes notwendig geworden. Eine Kommission nahm den Platz vorher ab. Er musste schließlich den internationalen Vorschriften entsprechen. Durch den Kanalbau hatten neun Löcher ersetzt werden müssen. Die Förderer feierten: Die Gesellschaft der Fürther Kunstfreunde beging ihr 25-jähriges Jubiläum. Die exklusive

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