In Fürth wurden 924 Kinder zum Schulbesuch angemeldet. Die Eltern von weiteren 274 Jungen und Mädchen, die nach dem 30.06.65 geboren waren, stellten außerdem einen Antrag auf vorzeitige Aufnahme. Über ihre Gesuche musste die Schulverwaltung entscheiden. Die Heilstättenstraße wurde verbreitert. Nun erfassten die Greifer der Bagger die idyllische Hütte der Fürther Privatfalkner. Sie konnte nicht einmal rechtzeitig mehr geräumt werden. Der Straßenbau hatte Vorrang. Donnerstag, 20. Mai 1971 Das Fotofachgeschäft Stadler an der Schirmstraße 1 feierte sein 25-jähriges Geschäftsjubiläum. Hatte man zu Beginn nur einfache Fotoapparate im Sortiment, bot man jetzt auch Schmalfilmkameras, Projektoren, ElektronenBlitzgeräte und Leinwände an. Die Laufkundschaft brachte Filme zum Entwickeln und gar mancher Fürther ließ sich dort Polaroid-Passbilder anfertigen. Erfreulich krachte es im ersten Hinterhaus: Endlich begann der langersehnte Fürther Theaterumbau mit dem Abriss des ersten Gebäudes in der Bäumenstraße. Das Planungsbüro Münter hoffte auf einen „milden Winter“, um den Zeitplan einhalten zu können. Nachbarschaftshilfe: Wer in diesen Wochen am Bahnhof Westvorstadt ausstieg, konnte im wahrsten Sinne „in die Röhre schauen“. Riesige Stapel von dicken Wasserrohren säumten den Bahnsteig. Die Rohre wurden später bis nach Erlangen verlegt, um die Nachbarstadt mit dem Fürther Wasserüberfluss der Allersberger Tiefbrunnen so lange mit zu versorgen, bis Erlangens eigene Donauleitung fertiggestellt war. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Liebe unter 17“ mit Karin Götz, Beatrice Richter und Veit Relin (Admiral), „Honeymoon-Killers“ mit Shirley Stoler und Tony Lo Bianco (Bambi), „Psychologie des Orgasmus“ mit Uta Bone und Volker Baumgart (City) sowie „Chisum“ mit John Wayne und Forrest Tucker (Park). Samstag, 22. Mai 1971 Zwischen Wandtafel und Schulbank regte sich Ulla gewaltig auf. Nürnbergs Jugendtheater kam nach Fürth und von der Bühne herunter in die Aula der Berufsschule I in der Fichtenstraße. Freigiebig verstreutes marxistisches Gedankengut gegen vorgeprägte Rollenerwartungen der Gesellschaft. Damit lag man damals voll im Trend. Die SpVgg verlor ihr vorgezogenes Auswärtsspiel beim Freiburger FC mit 0:1. Damit blieb man nach dem letzten Spieltag der Regionalliga Süd auf Platz sieben. Man beendete die Saison im 4-3-3-System in der Besetzung: Löwer, Schöpe, Stolle, Marchl, Klump, Tauchmann, Zimmert, Kroninger, Wedel, Ebenhöh, Pieper. Montag, 24. Mai 1971 Im Fürther Geismannsaal eröffnete die erste Fürther „Sexmesse“ ihre Tore. Vier barbusige Go-Go-Miezen langweilten zur Eröffnung mit Schüttelfrostgymnastik. Etwa 300 Sex-Artikel wurden angeboten, der Besuch der „Filmklause“ zum Betrachten eines Sexfilmes kostete 2 DM extra, ein Foto zusammen mit einer Barbusigen 5 DM. Der Besuch an den fünf Messetagen ließ sehr zu wünschen übrig. 1971 war halt die Luft schon raus. Die Schwimmabteilung der SpVgg Fürth war in einem Aufschwung begriffen. Die Mitgliederzahl stieg um 15% auf 280 Personen an. Davon waren 53% Kinder unter 14 Jahren. Bis hinauf in die Bundesebene reichte die Teilnahme der Fürther Schwimmer. Bei den Neuwahlen wurde Heinrich Gulden wieder zum Abteilungsleiter gewählt. Stellvertreter, Schriftführer und Pressewart wurde Günther Zolles. Es war ein Tag wie bei einem Kurkonzert: Die Stadtkapelle Wolfsberg aus Kärnten gastierte auf der Freilichtbühne des Fürther Stadtparks. In ihren schmucken Uniformen orientierte sich das Orchester ganz der konzertanten Blasmusik und die zahlreich erschienenen Fürther merkten sehr schnell, dass sie nicht mit „gewöhnlicher“ Bierzeltmusik konfrontiert wurden. Dienstag, 25. Mai 1971 Starke Regengüsse führten in Fürth an der Heilstättenstraße zu Überschwemmungen, da dort im Zuge der Kanalbauarbeiten die Abflüsse verschüttet waren. Die Feuerwehr musste die Fluten abpumpen, um den Autoverkehr wieder fließen lassen zu können. Als einwandfrei treffsicher erwies sich ein zwölfjähriger Fürther Schüler, der von der elterlichen Wohnung im dritten Stock Straßenpassanten mit rohen Eiern bewarf. Die Polizei klärte den „Spaßvogel“ eindringlich darüber auf, dass sein Tun strafbar sei. Da er wegen Strafunmündigkeit nicht zur Verantwortung gezogen werden konnte, wurde er von den Polizisten der „elterlichen Gewalt“ übergeben. Die „Interessengemeinschaft für Umweltschutz Stadeln“ wandte sich gegen den Plan des Baus einer zweiten Landebahn für den Flughafen Nürnberg. Die vorhandene Piste sei im Charter- und Linienverkehr nicht ausgenützt und nur für seltene Manövermaßnahmen wie „Big Lift“ sei ein Bau nicht rentabel. Mittwoch, 26. Mai 1971 Während heutzutage Postämter geschlossen und durch kundenunfreundliche kleine Verschläge in anderen
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