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Donnerstag, 11. November 1971 Seit Monaten wurden die Unterfarrnbacher Bürger durch ein Dutzend „schwerer Brummer“ frühmorgens am Weiterschlaf gehindert. Auf dem stadteigenen Kirchweihplatz in der Ortsmitte stellte eine Baufirma ihren Lastwagen-Tross ab und ließ die Motoren werktäglich ab fünf Uhr früh stundenlang warmlaufen. Der Fürther Stadtrat suchte verzweifelt nach Abhilfe, aber der Kirchweihplatz war ein öffentlicher Verkehrsgrund, auf dem Parken erlaubt war. In Stadt und Land lief die Unterschriftenaktion für ein Volksbegehren zur Gebietsreform an. Zehn Prozent der Wahlberechtigten mussten sich einschreiben, damit es zum Volksbegehren kommen konnte. Der Übereifer beim Gleisbau an der Fürther Freiheit produzierte seltsame Verkehrs-Verwicklungen. Das herausgerissene Kopfsteinpflaster sorgte für riesige Barrikaden mit einer schmalen Durchfahrt, in der die Laster sofort hängen blieben. Zum Fürther Hauptbahnhof kam man nur noch über großräumige Umleitungen. Mit dem Hürdenspezialisten Herbert Stürmer nahm der LAC Quelle im TV Fürth 1860 den siebten Trainer in der Abteilung unter Vertrag. Er kam vom 1. FC Nürnberg, dem wegen unzureichender Trainingsmöglichkeiten die Leichtathleten abwanderten. Freitag, 12. November 1971 Das Feuerschutzamt erließ Auflagen und der Fürther Stadtrat stimmte diesen zähneknirschend zu. Aus Gründen des Brandschutzes musste für den Neubau der Volksschule auf der Schwand eine gemeinsame Sammelgarderobe für alle Schüler gebaut werden. Die Auflage schien nicht recht aus der Praxis zu kommen, denn jedermann konnte sich vorstellen, was in dem einzig dafür möglichen Raum mit 100 qm los ist, wenn 300 bis 400 Schulkinder zur gleichen Zeit ihre Mäntel aus den kleinen Schränken herausholen. Außerdem wollte man sich nicht ausmalen, wie sich nasse Mäntel im Winter auf die Schränke auswirken, wenn die Kleidung während des gesamten Unterrichts eingesperrt bleibt. Das Städtebauförderungsgesetz ermöglichte es, dass die Stadt Fürth in den nächsten fünf Jahren für die Durchführung der Altstadtsanierung an die 65 Mio DM von der Bundesregierung erhielt. Das „Modellvorhaben Fürth“ war anerkannt worden. Samstag, 13. November 1971 Die Nachbarstadt erhöhte ihre Straßenbahntarife drastisch, mit den gleichen Auswirkungen auch für Fürth. Ab 1. Januar 1972 kostete dann eine Fahrt statt bisher 70 Pfennig eine ganze Mark. Fünf Fahrten des Sammelfahrscheins kosteten bisher 2,70 DM, für sechs Fahrten sollten künftig 4,-- DM beglichen werden. Die Fürther Stadträte standen zwischen Bauschutt und gähnenden Wanddurchbrüchen in ihrem Stadttheater. Sie lauschten den Worten des Landeskonservators Dr. Ramisch. Er stellte das Theater als eine „bedeutende künstlerische Leistung“ dar. Alles andere als eine genaue Restaurierung käme einer „Verstümmelung“ gleich. Er stellte auch klar: Nur eine „Gesamtrenovierung“ könne Ausgangspunkt für eine Bezuschussung sein. Die Winter- und Wandersportabteilung des TV Fürth 1860 („WiWa“) trainierte ihre zukünftigen Skirennläufer jetzt an „Wedelmaschinen“. Dabei rollten die Talente im Trockenkurs in der Halle auf flachen mechanischen Vorrichtungen in schneller Folge von links nach rechts und umgekehrt. Montag, 15. November 1971 Die Karnevalisten Fürths läuteten die neue Faschingssaison ein. Alles, was in närrischen Kreisen Rang und Namen hatte – das waren CFK und Treue Husaren – war zur „Dämmerung“ in das „Schwarze Kreuz“ gekommen. Nach dem Einmarsch des Elferrates ging es Schlag auf Schlag, so dass die anwesenden Narren kaum Zeit für ein Pläuschchen hatten. Unter einem trüben Novemberhimmel, bei tristem Regenwetter, traf sich zum Volkstrauertag das offizielle Fürth zu einer Gedenkfeier am Ehrenmal im Stadtpark. Eine Ehrenwache der Bundeswehr flankierte das Denkmal. Gedenkworte sprachen der evangelische und der katholische Geistliche. OB Scherzer legte den Kranz der Stadt nieder. Die breite Bevölkerung glänzte durch Abwesenheit. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim TSV 1860 München mit 0:1. Damit belegte man Rang zehn der Tabelle. Dienstag, 16. November 1971 Warum Stadträten beim dem Wort „Neubau“ damals das Gruseln kam, wurde nur allzu verständlich, wenn man sich die Submissionslisten mit ihren Ergebnissen ansah. Der Architekt hatte für den Rohbau der Schwandschule (1. Bauabschnitt) 2,48 Mio DM kalkuliert, das billigste Angebot lag mit 3,1 Mio DM fast 700.000 DM darüber. Zehn der 22 Firmen, die sich um den Auftrag bewarben, lagen mit mehr als einer Million Mark über der ArchitektenKalkulation. Die Eltern von Schülern der Dambacher Schule waren empört. Die Toiletten der Schule befanden sich in einem

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