Der Fürther Stadtrat beschloss einstimmig, mit einer Summe von 5000 DM zur Linderung der Not der Bevölkerung in Vietnam beizutragen. In vielen anderen Städten der Bundesrepublik kam es zu ähnlichen Aktionen. Stadtrat Riedel (DKP) sah sich in seinen jahrelangen Wortbeiträgen zur amerikanischen Aggression bestätigt. Plötzlich schlug der Winter zu: Am Wochenende versank die Stadt im Schnee. Der Verkehr kam fast zum Erliegen. Unfälle durch Matsch und Eisglätte ließen sich nicht vermeiden, obwohl der Winterdienst groß im Einsatz war. Eine Bausünde? Drei Jahre musste die Fürther Commerzbank warten, bis der Neubau in der Rudolf-BreitscheidStraße 7 fertig wurde und man vom Bahnhofplatz 11 dorthin umziehen konnte. Prunkstück war die supermoderne Schalterhalle. Der moderne Zweckbau nach Plänen von Architekt Ernst Schumm gewährte den Büros durch viele Fensterflächen zwar einen großen Lichteinfall, aber der Betonklotz passt bis heute nicht so recht zu den klassizistischen Nachbarhäusern. Das Spiel der SpVgg beim Freiburger FC fiel den schlechten Witterungsbedingungen zum Opfer. Nach dem DerbyAbbruch war man jetzt schon mit zwei Spielen im Hintertreffen. Dienstag, 30. Januar 1973 Handball-Funktionär Max Wiesmeier von der SpVgg und gleichzeitiger Jugendwart des Süddeutschen Handballverbandes sprach sich für eine Abschaffung des Großfeld-Handballs zu Gunsten des Hallenhandballs aus. Hallenspiele seien attraktiver, auf dem Großfeld müsse man stets erst ein großes nutzloses Mittelfeld überbrücken. Die Hallensaison dauere bereits jetzt sehr lang, so dass eine Vorbereitung auf das Großfeld gar nicht mehr möglich sei. Besucher des Fürther Stadttheaters mussten sich an diverse Neuerungen erst gewöhnen: Auf dem Theatervorplatz wurden zwei neuartige Kandelaber montiert, deren moderne Glaskugeln ab sofort heimeliges Flair verbreiteten. Wer kein Markstück parat hatte, konnte Jacke oder Mantel zwar in die schmalen neuen Garderobeschränke im Untergeschoss und im zweiten Rang einhängen, jedoch nicht verschließen, da sich der Schlüssel ohne Münzeinwurf nicht abziehen ließ. MdL Heinrich Schnell wurde neuer Vorsitzender des SPD-Unterbezirks. Die Delegiertenkonferenz wählte den Parlamentarier mit deutlicher Mehrheit (154:84) vor dem Mitbewerber Horst Haase. Mittwoch, 31. Januar 1973 Die FN erinnerten an die Kapitulation der VI. Deutschen Armee (30. Januar 1943) im eingekesselten Stalingrad vor 30 Jahren. Diese Niederlage markierte den Wendepunkt des Russlandfeldzuges und damit auch des gesamten Zweiten Weltkrieges. Der „Tannenbaum“, eine der ältesten und schönsten Gaststätten Fürths, strahlte nach einer Fassadenrenovierung wieder neu. Über der Tür des Fachwerkbaus stand der Spruch: „Bis hierher hat Gott geholfen“. Hoffentlich half er auch weiter. Der Sportverein Poppenreuth steuerte einen expansiven Vorwärtskurs. Anlässlich der Jahresversammlung konnte Vorsitzender Portzky eine enorme Entwicklung nachweisen. Der über 750 Mitglieder zählende Verein hatte allein in den letzten beiden Jahren 550 Mitglieder neu hinzugewonnen. Der 1972 begonnene Bau eines Sportheimes sollte im Spätsommer 1973 abgeschlossen werden. Damals durchaus üblich: Beim Gala-Abend der Treuen Husaren in einem renommierten Lokal der Fürther Südstadt gab es bis 23 Uhr nur Wein und Sekt. Erst danach wurden auf Wunsch alkoholfreie Getränke ausgeschenkt. Heute undenkbar. Donnerstag, 1. Februar 1973 Am 31. Januar konnte man im neuen Fürther Stadttheater erstmals wieder ein Symphoniekonzert hören. Im Rahmen der neuen Konzertreihe gastierten die Bamberger Symphoniker unter Martin Turnovsky in der Kleeblattstadt. Solist war der bulgarische Pianist Michel Beroff mit Schumanns Klavierkonzert. Die letzten klassischen Konzerte fanden vor mehr als zwei Jahrzehnten im Geismannsaal bei Bierkruggeklapper statt. Nach dem großen Fürther Kinosterben sahen die übriggebliebenen Fürther Filmtheater wieder einen Silberstreif am Horizont: In den letzten Monaten war ein Besucherzuwachs von 5% bis 20% festzustellen. Qualität war jedoch weniger gefragt: Die Bordellkomödie „Josephine Mutzenbacher“ brachte die Leute in die Kinos, Roman Polanskis Kunstwerk „Macbeth“ flimmerte dagegen vor gähnend leeren Zuschauerreihen. Die Fürther FDP-Fraktion stellte einen Antrag an OB Scherzer mit dem Ziel des Baus einer Stadthalle auf dem Geismann-Komplex nahe dem Stadttheater. Zur Begründung des Antrags wurde angeführt, eine baldige Verwirklichung einer Stadthalle sei eine zwingende Notwendigkeit, um der Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens einer Großstadt wie Fürth eine Grundlage und Impulse zu geben. Freitag, 2. Februar 1973 Aus Höflichkeit, Neugier und vielleicht auch alter Liebe rückte eine Delegation von den Nürnberger Bühnen im renovierten Fürther Stadttheater an. Unter der Leitung des Nürnberger Kulturreferenten Dr. Hermann Glaser
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