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General Winter schlug sich auf die Seite des Mülls. Als Einheiten von Bundeswehr und amerikanischer Armee das Hainberggelände von Müll und Schutt befreien wollten, hüllte ein Schneesturm den „Feind“ ein und tarnte ihn so gut, dass sich die Bemühungen totliefen. Nur die größten Objekte wie Autos oder Matratzen konnten geortet und abtransportiert werden. Fürth erhielt ab 1. Dezember eine „echte“ Fußgängerzone im wesentlichen Einkaufsbereich: Die Schwabacher Straße wurde von der Maxstraße bis zur Sternstraße (heute Ludwig-Erhard-Straße) und die Rudolf-BreitscheidStraße von der Schwabacher bis zur Friedrichstraße gesperrt. 1972 lief diese Sperrung als Versuch nur an den verkaufsoffenen vier Samstagen bis Weihnachten. Jetzt galt die Regelung für den gesamten Dezember. Mit einem System von Einbahnstraßen versuchte man, den Fahrzeugverkehr um diese Fußgängerzone herumzuleiten. Donnerstag, 29. November 1973 Ein völlig neues Fahrgefühl erlebten die Autofahrer auf der Staatsstraße von Vach nach Mannhof. Die bisherige holprige Kopfsteinpflasterstraße war jetzt mit einem glatten Teerbelag bedeckt. Leider war die Strecke noch immer nicht hochwasserfrei. Der Winter sorgte in den letzten Novembertagen für Schneemassen. Der weiße Segen wurde zur Last. Für die Umrüstung auf Winterreifen blieb kaum Zeit, so dass die Fürther Autofahrer nur im Schritt fahren konnten. Die „Interessengemeinschaft Eschenau e.V.“ sah die Situation in den Notunterkünften am Himmelsweiher nicht mehr ganz so trostlos. Dem Verein wurde vom Sozialamt Fürth ein Mitspracherecht bei der Wohnungsvergabe zugesichert. Stadttheater: „Der Liebhaber“ Schauspiel von Pinter (Thalia-Theater Hamburg). Freitag, 30. November 1973 Der 53-jährige Leiter der Kassenabteilung beim Landratsamt Fürth und ehemalige Bürgermeister von Vach saß jetzt in Untersuchungshaft. Er war seit Wochen untergetaucht, nachdem er aus dem Safe des Landratsamtes über 12.000 DM gestohlen hatte. Er wurde mit nur noch dreißig Pfennigen in der Tasche in der Bahnhofsmission am Nürnberger Hauptbahnhof verhaftet. Prominente Kundenberatung: Heidi Fischer, geborene Mittermaier, das älteste der drei Mittermaier-Mädchen Heidi, Evi und Rosi von der Winklmoosalm bei Reit im Winkl, beriet zusammen mit ihrem Ehemann Heiner Fischer im Quelle-Markt wochenlang die Kunden beim Kauf von Wintersportartikeln. Die beiden aßen nach getaner Arbeit gerne einen gebackenen fränkischen Karpfen bei der Wirtin Berta Kropf in der „Promenade“. Die Energiekrise hatte auch Auswirkung auf die Beleuchtung der Fürther Innenstadt: Die Festbeleuchtung auf dem Fürther Weihnachtsmarkt, am Rat- und am Amtshaus wurde nur noch an den verkaufsoffenen Samstagen und dann nur von 16 bis 19 Uhr eingeschaltet. Samstag, 1. Dezember 1973 Auf der Fürther Freiheit wurde der Weihnachtsmarkt eröffnet: Die Kleinausgabe des berühmten Nürnberger Christkindlesmarktes brauchte sich nicht zu verstecken. Etwa 300 Volksschüler mit bunt flackernden Laternen säumten den Platz, als Ingrid Hofmann von der Stadtverwaltung als Feierabend-Christkind den Prolog sprach. Nach den Klängen des CVJM-Posaunenchors streiften die Besucher durch die glitzernde Budenstadt. Die Hallenbäder in Stadeln und Sack waren nun endgültig auf Kassen-Vollautomaten umgestellt. Wer in die Fluten eintauchen wollte, musste genügend Hartgeld bei sich haben, denn der Automat schluckte nur Münzen. Für häufigen Besuch gab es auch Wertmarken (5 Stück zu 13,50 DM) zu kaufen. Stadttheater: „Wirklich schade um Fred“ Einakter von Saunders (Thalia-Theater Hamburg) Montag, 3. Dezember 1973 Die Fürther Geschäftswelt zeigte sich nach dem ersten verkaufsoffenen Samstag nur verhalten optimistisch. Zwar drängten die Menschen in den Geschäften, aber mit dem Geldausgeben hielt man sich zurück. Von Hektik keine Spur. Die Polizei stellte fest, dass die Fürther ihre Monats-Fußgängerzone noch nicht richtig angenommen hatten. Sie drückten sich auf den vollen Gehsteigen entlang, während auf der autofreien Fahrbahn gähnende Leere herrschte. Wie die Metz Apparatewerke mitteilten, würde man bis Ende 1973 einen Umsatz von rund 150 Mio DM erzielen (Vorjahr 135 Mio DM). Über 60% der Produkte wurden exportiert. Die Mannschaft der SpVgg war an diesem Wochenende spielfrei. Stadttheater: „Das Zirkusabenteuer“ von Brown (Fränkisches Theater Maßbach). Dienstag, 4. Dezember 1973 Im Süden der Bundesrepublik herrschte weiter eine Bärenkälte. Bei Temperaturen unter 20 Grad minus ließen sich in Nürnberg/Fürth zahlreiche automatische Straßenbahntüren nicht mehr öffnen. Die Waggons mussten zum

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