Freitag, 8. Oktober 1976 Eine Life-Sendung strahlte der Bayerische Rundfunk in seinem 2. Programm aus. Kurz nach den Mittagsnachrichten konnte man von OB Scherzer, Mundartdichterin Erika Jahreis, Schaustellern und interviewten Kirchweihbesuchern Statements zu ihrer „Kärwa“ hören. Alle Befragten waren voll des Lobes. Der Sendewagen stand neben dem Riesenrad auf der Fürther Freiheit. Begeistert waren die Fürther auch von einem abendlichen Riesenfeuerwerk, das in den Pegnitzwiesen in Höhe des Stadttheaters abgebrannt wurde. Zehn Minuten lang ertönten Donnerschläge der Raketen und vom Himmel regnete es wahre Lichtkaskaden. Danach wurde wieder in den die Kirchweih umgebenden Gaststätten kräftig gefeiert. In manchen Wirtschaften gab es Life-Stimmungsmusik. Seit einiger Zeit schon veranstaltete der MTV Fürth Karate-Kurse. Geleitet wurden diese von Victor van der Wijngaarden, der auch Mitglied der deutschen Nationalmannschaft war. Jetzt gründete man beim MTV die erste Karate-Gruppe ausschließlich für Frauen. Samstag, 9. Oktober 1976 Grundlage aller Berechnungen waren die Stromzähler: Die abendliche Kirchweih-Illumination kostete die Fieranten eine schöne Stange Geld. Während der gesamten Kirchweih belief sich der Stromverbrauch auf 110.000 KWh. Die Stadtwerke hatten dazu acht Hauptübergabestellen für Strom rund um das Gaudi-Revier aufgebaut. Von dort aus führten die Freileitungen über grüne Holzmasten zu den einzelnen Schaustellern und ihren Stromzählern. Rechtzeitig zum St-Michaels-Tag („Bauernsonntag“) legte Stadtpfarrer Bogner in der St.-Michaels-Kirche einen originellen Orgel-Opferstock mit Spendenbarometer auf. Mit einem Blick konnte man sich informieren, wie groß der Inhalt des Spendentopfs gewachsen war. Stadttheater Fürth: „Amanda“, Komödie von Barillet/Gredy (Der grüne Wagen). Montag, 11. Oktober 1976 An die 45.000 Besucher schoben sich beim „Grafflmarkt“ am Vortag des Bauernsonntag durch die Gustavstraße und Umgebung. Über 600 Verkäufer (200 mehr als beim Grafflmarkt zuvor) boten ihren Krimskrams feil. Angenehm vermerkt wurde, dass in Fürth keine „Händler-Profis“ anwesend waren. Einen Kirchweihzug der Superlative erlebten die Fürther und ihre vielen Besucher am Bauernsonntag, war es doch der größte nach dem Münchner Oktoberfestzug. Die Polizei sprach von 120.000 bis 150.000 Besuchern. Dazu verhalf nicht zuletzt das Prachtwetter. Geduldig stand man im Stau oder in übervollen Straßenbahnen und nahm bereitwillig vollbesetzte Parkplätze in Kauf. 90 Gruppen mit 36 Festwagen und 23 Musikkapellen zogen durch die fränkische Metropole, später quälten sich Massen durch das Kirchweihgelände. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 10.000 Zuschauern gegen den FV Würzburg 04 mit 2:0. Tore für Fürth durch Hilkes und Lausen. Damit belegte man Platz vier der Tabelle. Dienstag, 12. Oktober 1976 Rund ein halbes Tausend Zuschauer hatte der Volkstrachtenverein Neunhof, der an einem Kirchweihabend am Vorplatz des Fürther Stadttheaters wieder einmal den „Kärwa-Betzenaustanz“ vorführte. Etwa ein Dutzend Paare drehten sich zu den schmissigen Klängen der Kapelle Strobel, bis der Wecker klingelte und damit der Sieger feststand. Es war jedoch nur ein Ritual. Der Verein brachte seinen „Betzn“ mit, um ihn danach auch wieder in seine bisherige Obhut zurückzugeben. Fast schon eine kleine Tradition: Der Sportlertreff im Geismannsaal am zweiten Montag der „Färther Kärwa“. Viele Sportler vom Fußball oder der Leichtathletik waren im brechend vollen Geismannsaal vertreten. Die Mannschaft der SpVgg war speziell von der Patrizier-Brau AG eingeladen worden. Aufgrund des vierten Tabellenplatzes konnten sich die Kleeblättler wahrlich sehen lassen, ohne ausgepfiffen zu werden. Zur Kirchweih veranstaltete der „Tanzclub Noris Fürth“ im BRK-Haus ein Tanzturnier. 74 Paare aus dem gesamten süddeutschen Raum waren am Start, aber ohne Parkplatz. Mittwoch, 13. Oktober 1976 Nun trieb auch die Stadt Fürth die Ausbauarbeiten an der Verbindungsstraße West in Richtung Zirndorf voran. Der Einspruch einiger Anleger wegen möglicher Lärmbelästigung hatte den gesamten Bau erheblich verzögert. Nun war man zuversichtlich, bis November wenigstens die Hälfte des Verkehrsweges bis zur Jahnstraße nach Zirndorf zu schaffen. Der Fürther Anteil bis zur Landkreisgrenze betrug 260 m und kostete etwa 400.000 DM. Anlässlich der Jahreshauptversammlung der Baugenossenschaft „Volkswohl“ befasste man sich mit dem neuen Modernisierungsgesetz, das ab 1. Januar 1977 in Kraft treten sollte. In den Häusern aus den 50-er und 60-er Jahren mussten dringend Modernisierungen durchgeführt werden, so z.B. der Einbau von Heizungen und Bädern. In den Vorstand der Genossenschaft wurde einstimmig Stadtrat Ferdinand Metz berufen. Stadttheater Fürth: „Das Fenster zum Flur“, Volksstück von Flatow/Pillau (Fränkisches Theater Schloss Maßbach).
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