geschwätzig hüpfen sie im Stadtpark in Scharen umher und suchen in den aufgeweichten Rasenflächen nach Nahrung. Ein Pfauenauge wurde auf einem Sandhaufen in der Cadolzburgerstraße von einem Schuljungen eingefangen. Es wird Frühling." - Vortrag des türkischen Schriftstellers Ali Almas im Stadttheater über das Thema "Halbmond und Adler". - In den Volksschulen wird zur Sammlung von leeren Patronenhülsen, Nickel, Aluminium, Kupfer, Messing und Blei aufgerufen. 14. Der Ausschank von Geismann-Pokulator beginnt, "jedoch ohne Musik und dem üblichen Gejohle". Er findet in den Wirtschaften der Brauerei statt, da der Geismanns-Saal von einer Kompanie des 6. Inf. Reg. belegt ist. 15. Aufruf zur Sammlung für den "Roten Halbmond". - Im Grünen Baum spricht Dr. Braun für die sozialdemokratische Partei über "Konsumentenpflichten im Handelskriege". Der Absicht der Feinde, Deutschland auszuhungern, soll durch entsprechende Lebenshaltung entgegengewirkt werden. 16. Fastnacht. Die städt. Ämter haben frei, allerdings nicht zum Vergnügen, sondern zur Ruhe. In den Schulen wird jedoch entsprechend einer Anordnung des Kgl. Kultusministeriums Unterricht gehalten, obwohl Fastnacht seit "altersher" schulfrei ist. - Weizenbrot darf nur noch in einfacher runder Form bereitet werden. - Die Munitionsfabrik in Knorrig beschäftigt derzeit Tag und Nacht 1.300 Personen. 17. Die Ausmaße des Siegs Hindenburgs in Preußen werden bekannt. "Ostpreußen ist von den Feinden gesäubert, in dem dieselben furchtbar gehaust hatten". Von 8-9 Uhr werden die Rathaus- und alle Kirchenglocken geläutet. Stadtpfarrer Fronmüller hält mittags auf der Außentreppe der Michaeliskirche vor den versammelten Schulklassen "eine kernige Ansprache". "Schneidige Märsche und patriotische Weisen spielend zog die wackere Wehrkraftjungen-Kapelle in der Mittagsstunde durch die Stadt, begleitet von Schülern und Schülerinnen, die siegesfreudig mit Fähnchen in allen Landesfarben schwenkten". (vgl. 13.2.) - Sämtliches Gold muss bei der städtischen Sparkasse abgeliefert werden, 300.000 Mk. sind schon eingegangen. 18. Schulfrei und Schulfeiern aufgrund des Sieges in Masuren (Mittelschulen). - Die unhaltbaren Zustände beim städtischen Kartoffelverkauf im Rathaus kommen in der Magistratssitzung zur Sprache, so würden Leuten die Kleider abgerissen und trotzdem müssten sie oft nach 2 Stunden ohne Kartoffeln wieder gehen. Der Kartoffelpreis beim städtischen Verkauf muss auf mindestens 3,80 Mk. pro Zentner erhöht werden. - Der Magistrat beschließt Anordnungen über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl. Es darf nur noch eine schwarzes und ein weißes Einheitsbrot hergestellt werden. Kuchen darf nur noch mit höchstens 10% Getreidemehl gebacken werden. Brot und Mehl darf nur noch gegen Aushändigung der vom Stadtmagistrat ausgegebenen Gutscheine abgegeben werden. - Der Magistrat ruft Hausfrauen und Köchinnen dazu auf, Küchenabfälle und Speisereste
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