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städtischen Arbeitsnachweis liegen 1.171 Gesuche und 736 Angebote vor, 560 Stellen sind nachweislich besetzt worden.168

August 1914 1. Zur Sicherung von Bahn-, Telegraphen- und Telephonanlagen wird aus Bürgern von 45 bis 68 Jahren ein Sicherheitsdienst gebildet. - „Abends 7 Uhr wurde die Mobilmachung dahier durch Schutzleute mit Schelle bekanntgegeben. Erster Mobilmachungstag ist der 2. August.“ - Deutschland erklärt Rußland den Krieg: „Die Kriegserklärung an Russland wurde um 8 Uhr abends an den Depeschentafeln angeschlagen. Die Bevölkerung ist schon gefaßter“.169 2. Wanderausstellung gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Die Fa. Kathreiner geben Malzkaffee, die Maggiwerke Suppenproben gratis ab. - „Sämtliche Kirchen waren gedrängt voll von Andächtigen, die Geistlichen führten die Worte unseres Kaisers an: Und nun empfehle ich Euch Gott, geht in die Kirchen, kniet nieder vor Gott und betet um Hilfe für unser braves Heer.“ - „Die vaterlandstreue Haltung der hiesigen, wie der gesamten deutschen Sozialdemokratie verdient allseits Hochachtung. Parteien gibt es zur Zeit nicht, ganz Deutschland ist ein Volk von Brüdern.“170 - [Der Krieg wird allgemein als von außen aufgezwungen betrachtet, als gerechte und sogar als heilige Sache bezeichnet, die Brechung der Neutralität von Belgien rechtfertige sich durch die Notlage und eine vermutete belgisch-französische Zusammenarbeit. Die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie schließen sich dem an (vgl. Rieß 1914b, S. 82b ff.); Anm. A.M] 3. „Jeden Abend in dieser Woche fanden in den hiesigen Kirchen Abendmahlsfeiern für die zum Kriege Einberufenen und deren Angehörige statt. Weit über 200 Nottrauungen wurden vollzogen und währten dieselben in den Gotteshäusern und auf dem Standesamt oft bis Nachts 1 Uhr.“171 - Ein „Liebesgabenkomitee“ zur Einrichtung von Sammelstellen etc. werden gebildet. BM Dr. Wild stellt sich an die Spitze der Zeichnenden und stellt die Hälfte seines Gehaltes auf die Dauer des Krieges zur Verfügung. - „Die Kgl. priv. Schützengesellschaft bewacht das städt. Wasserwerk, da von Spionen in anderen Städten versucht wurde, die Wasserleitung zu vergiften (mit Cholera-Bazillen).“ - Die Freimaurerloge stellt ihre große Parterreräumlichkeiten „während des Feldzuges“ der Stadt zur Verfügung und spendet der von BM Dr. Wild in Scene gesetzten allgemeinen Sammlung 1.000 M. - Die Stadt Schwabach will nun eine Anbindung Nürnbergs über Schweinau an die Automobillinie Fürth-Schwabach. Die Stadt Fürth zeigt sich hiervon wenig begeistert. - Der Turnverein 1860 stellt das Turnen ein und überläßt sein Gesamtanwesen während des Krieges den gemeindlichen Behörden. Schon am 3. August hat der Turnrat in einer Zeitungsanzeige „An unsere lieben Heerespflichtigen!“ die Turngenossen dazu ermahnt, sich dem Vaterland würdig zu zeigen. - Ein großer Teil der hiesigen Bevölkerung wird mit Einquartierungen bedacht. - Der bisherige Eisenbahnfahrplan tritt außer Kraft, es kann nur noch mit den Militär-Lokalzügen Beförderung gefunden werden.172 - In einem Flugblatt „An die deutschen Frauen!“ wird dazu aufgefordert, den Männern den Abschied in den Krieg nicht zu erschweren („Als unsere Vorfahren, die Germanen, im Kampfe gegen die Uebermacht der Römer zu ermatten drohten, da waren es die Frauen, die sie durch Rufe anfeuerten“) - Die Bäckerinnung beschließt, den hinterbliebenen Bäckermeistersfrauen Rabatte zu gewähren. Gegenwärtig sei kein Salz mehr zu erhalten.173 Deutsche Kriegserklärung an Frankreich, Einmarsch deutscher Truppen in Belgien. 4. „Zum Schutze gegen französische Flieger, deren in der Umgegend mehrere gesichtet wurden, sind auf dem Rathausturm, Vestnerturm und dem Türmchen der neuen Realschule Maschinengewehre mit 6 Mann Besatzung postiert worden.“ - „Jagd auf Automobile“, da angeblich Gold von Frankreich nach Rußland per Automobil geschafft werden soll; Kontrollen auf der Max- und Ludwigsbrücke sowie am Rathaus. - Abends um 11 Uhr wird die Kriegserklärung Englands an Deutschland bekannt.174 - Der deutsche Reichstag billigt einstimmig die Kriegskredite in Höhe von fünf Milliarden Mark .- Der englische Außenminister Grey richtet am frühen Nachmittag ein kurzfristiges Ultimatum an die Deutsche Regierung: Deutschland solle sofort seine Truppen aus Belgien zurückziehen, andernfalls um Mitternacht der Kriegszustand zwischen England und Deutschland eintrete. Die Deutsche Reichsregierung lehnt ab. Der britische Botschafter verlangt von Reichskanzler Bethmann Hollweg am Abend seine Pässe (gleichbedeutend mit Kriegserklärung). 5. Der Verkehr des Ludwigseisenbahn wird mangels Personal eingeschränkt.175 - Zweite Sitzung des Fürsorgekomitees: Berichtet wird über den Ausbau des Lazarettwesens (zunächst Turnhalle 1860, die Loge wird in Reserve gehalten), über die Stellung des Pflegepersonals und über weitere organisatorische Maßnahmen.176 - Die USA erklären sich neutral. 6. Die Magisträte stellen ihre ehrenamtliche Entschädigung dem Liebesgabenkomitee zur Verfügung. Alfred Nathan spendet 100.000 Mk., 60.000 Mk. davon für die Errichtung von Kriegslazaretten, 40.000 Mk. zur Unterstützung Fürther Familien. - Den eingezogenen städtischen Angestellen, Arbeitern und Beamten mit Familie wird das Gehalt unter Abzug des Soldes weiter bezahlt. Hierfür sollen gesonderte Kredite aufgenommen werden. - Vorverlegung der Polizeistunde von 2 Uhr früh auf Mitternacht. - Vom Fahrpersonal der Straßenbahn (900 Mann) sind fast 70% (640) einberufen, der Verkehr wird eingeschränkt. - Der Viktualienmarkt wird versuchsweise von der Gustavstraße in die 137