»Erkältet an der Moderne« Eine überregionale deutsche Wochenzeitschrift über schreibt so eine kurze Betrachtung über den Wandel der öffentlichen Einstellung zur »alten« Bausubstanz. Hat es das wirklich gegeben, so fragt sich dort der Verfasser, daß private und staatliche Eigentümer mit ihren alten Gebäuden einmal nichts anderes im Sinn gehabt haben, als sie so schnell wie möglich zu verschleudern, abzu reißen und durch möglichst »pflegeleichte« Dutzend bauten zu erset zen. Nicht zu glauben, jetzt reißen sich die Leute um alte Häuser. Nun, dies ist aus westdeutschem Blickwinkel ge schrieben und trifft sicher auf die Fürther Situation nicht unbedingt zu, aber das mit dem Abreißen kennen auch wir vom »Gänsberch« bestens und können ein Lied davon sin gen. Nach einem alten Bauwerk stehen die Bewohner hier allerdings noch nicht unbedingt Schlange. Aber immerhin, auch w ir können erfreuliche Beispiele vorweisen, daß unter nehmungslustige und meist junge Leute ein altes und häufig total heruntergewirtschaftetes Anwesen erwerben und mit viel Engagement zu einem Schmuckstück der Alt stadt werden lassen. Immerhin, Renovieren kann unter gewissen Umständen durchaus billiger sein als ein Neubau, und außerdem liebt man ja wiederdas schnuckelige Gestri ge, historische Fassaden, alte Treppenhäuser, massive Holztüren oder Balkendecken. Allerdings liegt in diesem Gefühlshunger, hervorgerufen durch ein Frösteln an der Moderne, auch eine Gefahr, die man durchaus und trotz aller Freude am Alten nicht über sehen sollte! Der geschätzte Leser möge nun bitte nicht glauben, das »Altstadt-Bläddla« wolle nun selbst diese mühsamen Renovierungsversuche miesmachen. Schließ lich gilt auch heute noch der Spruch, der sich über man cher alten Haustür findet: »Wer baut an Straßen und Gassen muß Leute reden lassen«. Und deswegen wollen wir auch niemandem dreinreden. Aber es darf doch festgestellt werden, daß die Verunsicherung, welche eine vielfach nur noch auf das Funktionale ausgerichtete Architektur hinter lassen hat, oft zu einer ebenso falschen nostalgischen Verklärung alle dessen führt, was nur irgendwie nach »alt« aussieht. Die Sucht nach einer malerisch-verspielten und irgendwie alten Umgebung hat bereits zu vielen Ge schmacklosigkeiten geführt! Wer nach Frankfurt kommt,
sollte sich mal die »Knusperhäuschen« am Römerberg an sehen! Auch w ir haben solche Talmi-Architektur in greif barer Nähe. Man schaue sich doch mal das ImitationsFachwerk mancher Fertighäuser an! Oder das vielgeprie sene »City-Center« am Stadttheater sowie die vielgescholtene Nachfolgerin der ehemaligen »Sahlmann-Villa« am Bahnhof - beide Komplexe passen sich zwar recht gut in ihrer gewachsenen Umgebung an; ob es sich dabei um ei genständige Architektur handelt, wagt der Verfasser nicht zu beurteilen. Jedenfalls hat man sehr viel Wert darauf ge legt, wenigstens ein paar Sandsteinumfassungen des je weils abgerissenen Bauwerks zu retten, um sie an die neuen Fassaden kleben zu können. Das an moderner Bauweise erkältete Herz des Städters tröstet man auf diese Weise zumindest mit niedlichem Schnickschnack. Das ist ge wiß alles nicht besonders schlimm und niemand will dem ohnehin gebeutelten Mitmenschen das Wagenrad am Balkon oder den aus einem alten Bauernhaus stammenden Deckenbalken madig machen. Aber es sollte doch nicht schaden, wenn hin und wieder mal bei uns allen sozusagen die ästhetische Warnglocke bimmelt. Denn: nicht alles was alt ist, ist auch unbedingt schön! Ro.
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