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Saurer Regen - auch in Fürth? Keine Frage, den gibt es auch bei uns, denn wir leben ja nicht unter einer Glasglocke - eher schon mal unter einer Dunst- oder Smogglocke! Also werden auch wir in Fürth nicht verschont von den negativen Auswirkungen, welche Niederschläge heute in Stadt und Land verursachen. Die Gründe dafür sind auch bei uns die gleichen wir woanders auch: Wenn sich auch nicht genau ausmachen läßt, wel­ cher Verursacher die Hauptschuld trägt, so steht jedenfalls fest, daß Schwefeldioxyd aus Industrie, Hausbrand und Verkehr im Zusammenhang mit Feuchtigkeit zur Bildung von Sulfaten führt. Diese Salze kristallieren beim Austrocknen des Steins wie­ der aus und bilden an der O berfläche eine verdichte­ te Kruste, während die darunterliegende Schicht immer mehr auslaugt. Ein Auswaschen durch Regen erfolgt erst dann, wenn die zerstörte O berfläche mit abgelöst und der Substanzverlust erkennbar wird. Den Dreck produzieren nicht nur die „anderen“, son­ dern auch wir, ja gerade wir Fürthersind kräftig daran beteiligt! Noch immer müssen Altbauten, von denen es hier ja mehr als anderswo gibt, mit Kohle beheizt werden. Der Verbrennungsprozeß bringt dann eben die oben genannten chemischen Verbindungen her­ vor. Im Zuge der allgemein über uns hereinschwap­ penden Nostalgiewelle ist jeder Zentralheizungsbe­ sitzer bestrebt, sich einen Kachelofen in diegute Stu­ be zu stellen. Dieser W ärm espender ist ja auch w irk­ lich gem ütlich und seine W ärme angeblich unver­ gleichlich. Aber beheizt wird er dann doch in dem meisten Fällen m it Braun kohl ebriketts - Holz hält ja kaum vor - wenn er nicht gar dazu dient, Abfälle aller Art in den Äther zu blasen - so eine Art private Müll­ verbrennungsanlage. Ja aber, werden Sie vielleicht sagen, eigentlich merkt man von den negativen Folgen in Fürth gar nicht so viel wie woanders. Damit haben Sie natürlich recht, verehrter Leser! Aber das liegt nicht an der Filterwir­ kung der Fürther Luft, sondern daran, daß hier zwar viel m it Sandstein gebaut wurde, es aber nur sehr wenige alte Sandsteinplastiken gibt, die uns das Zer­ störungswerk der Säure besonders schmerzlich vor Augen führen. Wer sich aber umschaut, der wird sich bei den wenigen Beispielen vor Grausen abwenden und resigniert feststellen, daß auch wir uns im Auge des Taifuns - bildlich gesehen - befinden und es längst fünf Minuten n a c h zwölf ist. Bei den anderen hier herumstehenden steinernen Zeugen unserer Vergangenheit, den alten Gebäuden nämlich, muß

man gar nicht so scharf hinsehen! W ir haben u ns aber wohl daran gewöhnt, daß die Sandsteinfassaden der Häuser abblättern, als wenn sie die Krätze hätten. Nur: eine solche Fassade läßt sich m it modernen M it­ teln einigermaßen Sanieren - und nur deswegen sind w ir „besser" dran als manche Gemeinde in der nähe­ ren oder weiteren Nachbarschaft oder als der Staat, die Unsummen ausgeben und letztlich doch resig­ nierend feststellen müssen, daß der Kam pf bei vielen Objekten vergeblich war oder sein wird. Ob uns die Nachwelt wegen dieser Kulturschande einmal tadeln wird oder ob die Geschichte wie schon so o ft mit ihrem sprichwörtlich langen Atem über eine K ultur­ epoche hinweggegangen sein wird, indem sie viele ihrer Schöpfungen im wahrsten Sinne des W ortes zu Staub hat werden lassen? Ro.

Altstadt-Bläddla 21/86

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