Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freunde der Fürther Altstadt! Zeit ist relativ! Das gilt sicher besonders, wenn man nur kurzfristig bedeutende Ereignisse am langen Atem der Geschichte - so auch an der viel hundertjährigen Ge schichte alter Städte mißt Und so war sich auch unsere Bürgervereinigung - bei aller Ungeduld - darüber im Klaren, daß sich die Probleme unseres »Sorgenkindes« nicht in Windeseile lösen lassen würden. Hin und wieder gerät aber etwas in Bewegung und man weiß oft gar nicht, warum auf einmal. Und so haben sich die Aktiven der Bürgervereinigung seit dem Erscheinen des letzten Altstadt-Bläddlas des öfteren verwundert die Augen ge rieben: Probleme, die jahrelang unlösbar schienen, sind ihrer Lösung ein tüchtiges Stück nähergerückt. Behörd liche Barrieren, die uns das Leben immer wieder schwer machten und gelegentlich dazu führten, daß sich auf gestauter Ärger vernehmlich Luft machte, konnten bei seite geräumt werden. Ich denke da nun an die ins Rollen kommende sogenannte »Verkehrsberuhigung« der Gustavstraße und Waagstraße, an den Silberstreif, der sich durch den Verkauf des An wesens » Rotes Ross « andeutet, und überhaupt an das verbesserte Klima zwi schen Stadtverwaltung und Bürgervereinigung. Damitsoll auf keinen Fall angedeutet werden, daß erst die jetzige Vorstandschaft entsprechende Fähigkeiten besessen hät te. Unsere Teilerfolge waren nur auf dem gut vorbereiteten Boden unserer zähen und manchmal zu Recht ungedul digen Vorgänger möglich. Wir hoffen nur, daß diese Verbesserungen nicht das Schicksal von Eintagsfliegen teilen muß und etwa nur kurzfristig im Zusammenhang mit dem Wahl kam pf zu sehen ist. Immerhin: wenn ich an das Damoklesschwert denke, welches immer wieder über dem Graffl-Markt schwebt, ist auch weiterhin gesunde Vorsicht geboten. Die vor Ihnen liegende 16. Ausgabe spricht überwiegend Probleme an, die in weitem Umfang dem Denkmalschutz zuzuordnen sind. Die Bürgervereinigung sieht sich zwar nicht nur als Denkmalschutzverein! Aber die von uns angestrebte Wiederbelebung der Altstadt setzt auch eine vernünftige Erhaltung der Bausubstanz voraus, so daß es sich nicht vemeiden läßt, wenn immer wieder Fragen des Denkmalschutzes in den Vordergrund drängen. Viele Bürger, die ein altes Gebäude renovieren wollen (oder müssen!), werden zwar im Prinzip für Denkmalschutz sein, was auch immer wieder darunter zu verstehen sein wird. Sie werden aber meistens irritiert oder sogar ver ständnislos reagieren, wenn sie sich konkret den jeweili gen Forderungen gegenüber sehen. In Einzelfällen ver sucht die Bürgervereinigung, so gut es geht, zu vermit teln. Und wir freuen uns besonders, daß wir diesmal Herrn Marano, den für den hiesigen Bezirk zuständigen Vertreter des in München ansässigen »Landesamts für Denkmalpflege« als Autor gewinnen konnten.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der folgen den Seiten und beim Betrachten der Bilder. Übrigens: wir sind immer dankbar für Anregungen - im allgemeinen sowieso - im besonderen aber auch für unser AltstadtBläddla!
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Attstadt-Siäddla 17/84
Helmut Maurer gestorben Im März dieses Jahres verloren wir eines unserer treuesten und aktivsten Mitglieder der Bürgervereinigung, den lei denschaftlichen Altstadtarchitekten Helmut Maurer. Mit 51 Jahren wurde er durch akutes Herzversagen aus seinem Schaffensbereich herausgerissen. Gerade er hätte es ver dient, sein Ziel, die Verkehrsberuhigung der Gustavstraße und die Verschönerung des Waagplatzes miterleben zu können. Dieses Ziel hatte er sich in seiner langjährigen Tätigkeit von 1977 bis 1981 als Vorsitzender der Bürger vereinigung immer wieder neu gesteckt.
Der Ankauf des von 1977 bis 1981 nunmehr restaurierten Schuppens an der Freibank und der Gedanke, durch eine alternative Altstadtweihnacht in der Waagstraße »echtes« Leben in die gewachsenen Parzellen um St. Michael zu bringen, zeugen vom großen Engagement des verstor benen Mitglieds. Wir haben in Helmut Maurer einen stets ansprechbaren und hilfsbereiten Mitstreiter für die Belange der Altstadt verloren. Seine weiterführenden Impulse zu einer echten Sanierung des historisch erhaltenswerten Stadtkerns wer den wir weiterhin aufgreifen und verfolgen. Ihm Dank und Anerkennung posthum an dieser Stelle aus zusprechen ist nicht nur unser Anliegen, sondern unsere Pflicht. G.W.
Helmut Maurer zusammen mit Bundeswohnungsbauminister Dr. Dieter Haack beim Rundgang durch die Fürther Altstadt im Herbst 1981
Das Märchen vom alten Haus - oder sieben Wege, ein solches zu verschandeln. Es war einmal ein Haus. Gebaut wurde es nach einem schrecklichen langen Krieg auf den Grundmauern seines Vorgängers. Man baute es aus Stein, Holz und Eisen und etwas Glas für die Fenster. Seine Erbauer waren stolz. Und so zeigte auch das Haus stolz seinen weißen Sandstein und das schmucke Fachwerk, die kleinen. Hügeligen Fenster mit den davorliegenden farbigen Fensterläden und die geschnitzte Eichentüre.
Doch es dauerte nicht lange, ein neuer Besitzer kam und dem gefiel das Haus mit seinem Fach werk nicht mehr. Denn der Nachbar hatte sein Haus mit schwarzen Schieferplatten verkleiden lassen. Und der neue Besitzer meinte, das stünde seinem Haus doch auch recht gut. Es kamen Handwerker, die nagelten Bretter über das Fachwerk und darauf viereckige, mit der Hand behauene schwarze Schindeln. Das ehemals aus Stein, Balken und Kalkputz bestehende Haus hatte nun eine schwarze Haut, doch es zeigte auch diese noch immer mit Stolz. Es kamen wieder Kriege über die Stadt, und obwohl andere Städte zerstört worden waren, blieb unser Haus unbescha det. Es hatte nun schon seinen zehnten Besitzer.
Der war es eines Tages leid, jeden Abend die alten Fenster läden zu schließen, wo es jetzt doch so schöne Plastik rollos gäbe, die sich von innen bedienen ließen. Und weil man gerade dabei war, ersetzte man auch die alten, zweiflügeligen und unterteilten Fenster durch größere Einscheibenfenster. Man mußte zwar einige Balken des