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Die heutige Instandsetzungspraxis zerstört diese Zeug­ nisse. Bei fortschreitender Entwicklung ist zu befürchten, daß wir bald nicht mehr wissen und nachweisen können, wie nun wirklich zum Beispiel die Farbigkeit in unseren Städten in vergangenen Zeiten war und wie die Fesnter »ursprünglich« ausgesehen haben.

Die heutige Baupraxis wird sich nicht so leicht verändern lassen; dieZeitdokumente, die alte Häuser bergen, müssen daher, wenn nicht am Ort, so wenigstens auf dem Papier erhalten werden. Dieses Ziel hilft u.a. auch die vom Denk­ malpfleger geforderte Befund Untersuchung, die üblicher­ weise von dem dafür ausgebildeten Kirchenmaler durch geführt wird. Sie ist besonders bei »Freilegungen« not­ wendig, d.h. bei dem Versuch, das ursprüngliche Er­ scheinungsbild des Hauses wiederzugewinnen. Die Alt­ stadt von Fürth war wohl im 17. Jh. von Fachwerkbauten charakterisiert und von Sandstein bauten, die meist farbig, aber untereinander ähnlich gefaßt waren. Später sind diese Fassaden verputzt oder mit Schiefer verkleidet worden, der Charakter der Straßen bi Ider hat sich grund­ legend geändert. Wir neigen heute dazu, daß ursrüngliche Bild wiederzugewinnen, müssen uns dabei aber immer wieder fragen, ob dies dem städtebaulichen Charakter des Straßenzuges entspricht, oder ob es nicht am Ende in lauter Einzelgebäuden auseinanderzufallen droht. Ein gutes Beispiel dazu ist das Haus Schindelgasse 13. Die Freilegung des Fachwerks war sicher für das Haus selbst ein Gewinn und für sich betrachtet denkmalpflegerisch richtig; städtebaulich fügt es sich jedoch nicht mehr ein, wirkt etwas als Fremdkörper, nicht viel anders, als stünde ein Neubau dort. Das Problem des »Ausei nander-Restaurierens« ist ja bei der Instandsetzung von historischen Innenräumen hin­ länglich bekannt. Im Kontext des Ensembles, des histo­ rischen Straßen raumes, ist es besonders zu beachten, weil allzugroße Kontraste und individuelle Lösungen historisch unglaubhaft sind. Die Stadtbilder waren früher viel gleichmäßiger, die Häuser stark aneinander ange­ glichen und nur im kleinen Detail, im Hauszeichen, in der besonderen Türrahmung und anderen kleinen Unterschie­ den sprach die besondere Individualität mit. Man mag einwenden: In früherer Zeit ist auch die Bausubstanz verändert worden. Das stimmt! Es gibt kaum ein Gebäude, das uns original erhalten ist. Die Veränderungen erfolgten aber unter einem einheitlichen Zeitgeist, mit einheitlichen handwerklichen Mitteln, die sich nicht prinzi­ piell von den der vorherigen Zeitphase unterschieden. Nicht so heute: Die moderne Industrie beschert uns lau­ fend neue Baustoffe, die Farbpalette ist praktisch unbe­ grenzt, Erkenntnisse und Erfordernisse werden in immer schnelleren Takt als veraltet angesehen. Hier muß der Denkmalpfleger korrigierend eingreifen - nicht zuletzt ist sein Amtstitel »Konservator«... Er muß den ärgsten Wucherungen und Moden Einhalt gebieten und ver­ suchen, Charakter und Aussage des historischen Ge­ bäudes zu wahren. Dies kann nur mit intensiver Beschäf­ tigung mit dem Objekt erreicht werden, mit Untersuchun­ gen, mit Versuchen und mit Beratungsgesprächen, die oft viel Zeit kosten Die geschilderten Umbauten, Verän­ derungen und Instandsetzungen, die in alter Zeit an einem alten Haus erfolgt sind, erschließen sich oft nicht sofort, jedes Haus hat, wie ein älterer Mensch, eine eigene Indi­ vidualität, der nicht mit Pauschalanweisungen beizu­ kommen ist.

Der Denkmalpfleger muß an dieser Stelle um Verständnis werben und bitten, geplante Hausinstandsetzung frühzei­ tig anzumelden um mitzuhelfen, bei dem Ringen um die richtige Entscheidung. Bei bereits aufgestelltem Gerüst, bei abgeschlagenem Putz, in der Werkstatt fertiggebauten Fenstern, reduziert sich unsere Arbeit auf einen Verwal­ tungsakt; die Ergebnisse werden für alle Beteiligten un­ befriedigend sein.

Trotz aller Rückschläge und Verluste zeigt sich in Fürth in steigendem Maße ein Bewußtsein für die Qualitäten der historischen Bausubstanz. Erfreulich sind die vielen Revitalsierungs- und Instandsetzungsvorhaben, gerade im Altstadtkern, dem noch vor 10 Jahren ein ähnliches Schicksal wie das des »Gänsbergs« zu drohen schien. Die behutsame Instandsetzung Haus für Haus, die anzu­ strebende Verbesserung, aber nicht völlige Vernichtung des angestammten sozialen Umfelds, sind Ziele, die wohl weniger Geld und Vorschriften als Phantasie, Zeit und Geduld benötigen und Teil eines Lernprozesses sein müs­ sen, dem sich auch die Denkmalpflege unterzieht. G. Marano

Traum und Wirklichkeit Erwerb eines denkmalgeschützten Hauses

Mancher unserer Leser und Leserinnen mag anläßlich eines Altstadtbummels und beim Anblick eines der immer mehr werdenden liebevoll renovierten Häuser wohl auch schon mit dem Gedanken gespielt haben, selbst ein renovierungsbedürftiges Anwesen zu erwerben. Gelegen­ heiten gibt es dazu ja immer wieder und der Markt ist durchaus in Bewegung, wenn man auch noch nicht von einem Boom sprechen kann. Vielleicht hat sich unser Altstadbesucher dann auch gefragt, was so alles auf ihn zu­ kommen wird, wenn er seinen Traum verwirklicht. Die Realität sieht schließlich immer anders aus, als der schöne Traum! Welchen Rat sollte man ihm also geben? Glücklicherweise gibt es in unserer Bürgervereinigung Mitglieder, die sich diesen »Traum« schon verwirklicht haben oder gerade dabei sind und entsprechende Er­ fahrung sammeln konnten. Was lag also näher, als sich einmal bei einem dieser frischgebackenen Altstadt-Neu­ bürger umzuhören. Und wir dachten, daß Gerhard Wunschel als einer unserer Ex-Vorsitzenden nicht der schlech­ teste Ratgeber sein würde. Er hat ja vor etwa zwei Jahren das Anwesen Waagstraße 5 erworben.

Ein Schritt, das kann man wohl ohne Übertreibung sagen, der bisher maßgeblich mit zur Verschönerung und Bele­ bung des Viertels beigetragen hat (Ladengalerie, Wollge­ schäft, Goldschmied). Es soll nun nicht Aufgabe dieses Ar­ tikels sein, die Erfahrungen und Erlebnisse unseres Gesprächspartners zu reproduzieren. Einige werden rein persönlicher Art gewesen sein und sich bei einem Nach­ ahmer wohl so nicht wiederholen. Andere wiederum - und um die soll es hier gehen - werden so oder ähnlich immer wieder gemacht werden. Auch sollen hier keine Rechen­ beispiele durchgezogen werden; die jeweilige Kalkulation wird individuell verschieden ausfallen und ist die Sache eines jeden Interessenten. Fangen wir einmal mit dem Motiv (oder dem Motivbündel) an, welches über dem Erwerb einer »alten Bruchbude« stehen wird. Als Extrempositionen sind da einmal »ideali­ stische« Überlegungen denkbar, also der Wunsch, etwas für das Altstadtviertel zu tun und dabei noch die Freude zu empfinden, einem historischen Gemäuer zu neuem Glanz zu verhelfen, ja vielleicht darin zu leben. Man kann aber auch aus Spekulations- oder Renditegründen eine Altstadtimmobilie erwerben; (diese Gründe können durch­ aus ehrenwert sein, wenn die Interessen der Altstadt und ihrer Bewohner dabei nicht völlig in den Hintergrund ge­ schoben werden). Ob sich der Kauf nun wirtschaftlich ren­ tiert, hängt entscheidend davon ab, zu welchem Preis man kaufen kann. Die Preissteigerungen auf dem Immobielienmarkt sind auch an der Altstadt von Fürth nicht spurlos vorübergegangen. Und: je niedriger das Angebot, desto mehr muß der Käufer erfahrungsgemäß investieren. Im Zweifel sollte die Schätzung eines Fachmannes den Preisüberlegungen zugrunde gelegt werden.

Altstadt-Bläddla 17/84 9