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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla__

Zum Weihnachtsfest von Kurt Konrad Knippschild

Immer schon war es üb­ lich, daß auf eine bekann­ te Melodie neue Texte

Zu keinem Festtag im Jahresablauf, sei er weltli­ cher oder kirchlicher Art, gibt es wohl so viele Lieder wie zum Weih­ nachtsfest. Ab dem I Advent - und oftmals auch schon davor - hört man sie allerorten: in je­ dem Kaufhaus, auf jedem Weihnachtsmarkt. wir kennen sie und singen sie, wenn auch manchmal nur noch die erste Strophe.

Sie sind uns altvertraut. Wir lernten sie in der Kindheit, in der Schule, im Elternhaus. Von Ge­ neration zu Generation wurden sie weitergege­ ben. Es sind alte Lieder. Doch sind sie wirklich immer so alt. wie wir an­ nehmen? Wann und wie entstanden sie? Wenn man dieser Frage nach­ geht. erlebt man manche Überraschung.

geschrieben wurden und es konnte sehr wohl pas­ sieren, daß ein solch neu­ er Text den ursprüngli­ chen Wortlaut verdräng­ te, in Vergessenheit ge­ rieten ließ. Das Lied wur­ de zwar mit der ur-

Hier nun die ersten drei Strophen des Rätsel­ liedes:

ich kumm aus frembden landen her und bring euch vil der newen mär der newen mär bring ich so vil mer dann ich euch hie sagen wil die frembden land sie seind so weit darin wechst uns gut summerzeit darin wachsen blumlin rot und weiß die brechend junkfrawen mit ganzem fieiß

und machen darauß einen kranz und tragen in an dem abentanz und lond die gesellen darumb singen biß einer das krenzlin tut gewinnen

sprüngiichen Melodie, je­ haben, die Melodie ein doch nun mit dem neuen wenig zu variieren. So entstand die uns heute Text weitergegeben. noch bekannte Melodie zum Weihnachtslied, Oftmals geschah das mit welches dann I 539 erst­ Liedern weltlichen Ur­ mals mit Luthers Text sprungs. Sie erhielten ei­ und seiner Weise in nen neuen Wortlaut Schumanns Gesangbuch geistlichen Inhalt und veröffentlicht wurde. konnten so, da ja die Me­ lodie allgemein bekannt war. leicht zum kirchli­ Wie nah beide Melodien chen Gebrauch benutzt beieinander liegen, zeigen nachstenede Noten. Sie werden. lassen sich ohne weiteres zusammen spielen und Uns allen ist der Text des bereits 1544 geschah die­ Weihnachtsliedes „vorn ses in einem fünfstimminHimmel hoch, da komm gen Chorsatz von G. For­ ich her“ bekannt. Martin ster, veröffentlicht im Luther hat ihn für seine Liederbuch „Gesänge für Kinder zur Weihnachts­ gemeine Schulen". bescherung 1534 gedich­ tet. Als Melodie dazu be­ nutzte er eine schon da­ mals alte Weise, die si­ cherlich ins 15. Jhd., mochte die Quellen zu vorste­ wenn nicht sogar ins 14. Ich henden Angaben nennen: Jhd. zurückreicht.

Bei diesem Lied handelt es sich um ein Rätsellied beim ..Kranzsingen“. Der „Kranz" war der Preis, um den beim Reigen oder Ringeltanz von den Bur­ schen gesungen ward. In unserem Lied werden ihn mehr als dreißig Stro­ phen Rätselfragen ge­ stellt.

Franz M. Bohme. Geschichte des Tanzes in Deutschland. Band II. Nr. ISa. Leipzig 1886. Reprint Olms-Verlag 1980 Erk/Bohme. Deutscher Lieder­ hort. Band III, Nr. 1062 und Nr. 1928. Leipzig 1893. Reprint OlmsVerlag 1972 Franz M. Bohme. Altdeutsches Liederbuch. Nr. 271 und Nr. SI8. Leipzig 1877. Reprint Olms-Verlag 1966

In Klugs Gesangbuch aus dem Jahre 1535 steht nun die weltliche Melodie erstmals mit Luthers geistlichem Text unter­ legt. Und sie wurde auch sicherlich mit diesem zum krichlichen Ge­ brauch gesungen. Doch nach wie vor erklang auch sommers das weltli­ che Reigenlied. Für man­ chen waren mit diesem Lied wohl sehr „sommer­ liche" Erinnerungen ver­ bunden. Und das wird Luther wohl veranlaßt 27