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Burgervereinigung St. Michael Altstadtbläddla —
Altstadtviertel St, Michael: Wiege der Spielvereinigung Fürth „Es gab einmal eine Zeit, in der das Fußballspiel als so fürchterlich roh und so schrecklich verrohend angesehen wurde, daß alle zuständigen und nicht zuständigen Stellen die Ausübung des Spiels mit den lächerlichsten Grün den und den einfältigsten Mitteln erschwerten oder gar verhinderten. Der Staat nahm von die ser Sportbewegung geflis sentlich keine Notiz, die Städte gaben keine Plätze her, die Schulen verboten die Teilnahme und die lie ben Eltern verweigerten für solche Rohheiten je den Pfennig. Die Aechtung ging sogar so weit, daß jeder Fußballer bei den verschimmelten und verbildeten Bureaukraten jener Zeit als Rohling galt“. - So geschrieben in der 25jährigen Jubiläums schrift der SpVgg aus dem Jahre 1928. 1914 hieß es in einer Jubi läumsschrift: „Als allent halben in den neunziger Jahren des vorigen Jahr hunderts in unserem deutschen Vaterlande eine Bewegung entstand, dem Fußballsport Freun de zu verschaffen, da war es in dieser Beziehung noch still in unserer sonst so emsigen Stadt... Was damals in Fürth unter Sport verstanden wurde, hieß, von verschwindenen Ausnahmen abgese hen, Turnen... Alle ande ren Sportarten wurden beargwöhnt. “ Turnen und Sport galten damals sogar als Gegen satz. So soll um die Jahr hundertwende das Fuß ballspiel in Furth noch gänzlich unbekannt gewe sen sein. Zunächst faßte
ein anderes Mannschafts spiel, aus Italien kom mend, hier Fuß: das Faustball- und Tamburin spiel. Aber das änderte sich bald.
Turnvereins 1860 berie fen zunächst am 3. Sep tember 1902 und am 18. Februar 1903 erste Ver sammlungen mit dem Zwecke ein, eine Fußball
Stehplatz Nordkurve, is’ doch kloar, odder? Foto: A. Mayer.
Erste Spiele am Schieß anger In Fürth wurde am I. Juli 1901 der erste öffentli che Spielplatz für die Schuljugend am Schießan ger eröffnet. Schon im er sten Saisonbericht wird über die Nutzung als Fuß ballplatz durch Jugendli che berichtet, einem Sport, der von England zunächst in Nord deutsch land Fuß faßte und nun langsam auch im Süden des Deutschen Reiches Anhänger fand. Ein paar Faustballer des
abteilung des TSV 1860 zu gründen. Ein erstes Spiel fand dann am 19. März 1903 am Schießan ger statt, die SpVgg ver lor gegen den I. FCN mit 0:11. Bis zum ersten Sieg über den Erzrivalen muß te die SpVgg bis 1910 warten, wogegen Bayern München schon 1909 be siegt werden konnte.
Gründung im Gast haus Balzer In der eigentlichen Grün dungsversammlung am 23. September 1903 wur
de die provisorisch be stehende Vorstandschaft bestätigt, die Statuten ge nehmigt und damit die „Spielvereinigung des Turnvereins Fürth“ ins Leben gerufen. Der Ort des Geschehens war die Gasthaus Balzer in der Gustavstraße (heute „Zum Alten Rentamt“), das bis Ende 1906 Ver einslokal blieb. Das Wirtshaus der Witwe Balzer (Schwiegermutter vom langjährigen Vor standsmitglied Johann Ruff) wurde auch „Alte Balzerei“ genannt und lag aufgrund des Spielbe triebs am Schießanger sehr günstig: Nach dem Umkleiden in der „Alten Balzerei“ (!) marschierte die Mannschaft zum Schießanger, wobei sie den „Spott der zu anzüg lichen Bemerkungen gern geneigten Bevölkerung der Altstadt über sich er gehen lassen mußte“. Denn Fußball wurde be lächelt oder war verpönt, galt damals als sinnlose Spinnerei, heute würde man vielleicht „Beschäfti gungstherapie“ dazu sa gen. Und, wie oben schon erwähnt, es galt als hartes und rohes Spiel, selbst in den alten SpVgg-Festschriften wird einge räumt, daß beim „seiner zeitigen Stand der Spiel technik lederne Schien beinschoner unbedingt vonnöten waren“ Natürlich wurde in der Gustavstraße auch gefei ert, so heißt es in einem alten Text: „Bei der alt’n Balzerei fand der kleine Verein alles: Gaststube, Umkleideraum, gutes Es sen und Trinken und weitgehendste Gutmütig keit gegenüber allen mög lichen Streichen... Früh morgens, wenn die Häh ne krähten, sang der Schatzmeister Leber’s Pippi sein Leib- und Ma
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