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Altstadtverein ________ Fürth

Krieg der Illusionen - Fürth 1911 - 1914 So heißt mein Buch, daß zum 25jährigen Jubiläum des Alt­ stadtvereins erscheint. Es geht um unser Fürth, aber auch um die „große“ Weltpolitik am Vor­ abend und zu Beginn der „Urka­ tastrophe des 20. Jahrhunderts“, dem Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit wurde der Anfangspunkt des Weges zur noch größeren Kata­ strophe des Nationalsozialismus gesetzt.

de ihm die Arbeit von der Stadt, als er ab August 1914 in ihren Dienst übernommen wurde, zu­ letzt im Stadtarchiv. Paul Rieß schrieb bis 1945 die Fürther Stadtchronik: „Mit zähem Fleiß und größter Gewissenhaftigkeit hielt er in seinen Aufzeichnun­ gen und aufgeklebten Zeitungs­ ausschnitten die Ereignisse fest, die von Bedeutung für das Le­ ben der Stadt schienen“ (Adolf

mich, diesen Wunsch nun end­ lich erfüllen zu können. Paul Rieß hat den gleichsam fol­ genreichsten wie katastrophal­ sten Abschnitt der deutschen Geschichte miterlebt und aus der lokalen und persönlichen Sicht überliefert. Die alleinige Darstellung der Ereignisse in Fürth würde jedoch zu kurz grei­ fen. Deswegen habe ich dem er­ sten Band meiner Edition der

kriegsforschung auf internatio­ nalen Standard. Er war und ist der einzige Professor, den ich nicht nur respektierte, sondern auch für ein Vorbild halte. 1912: Entscheidung

zum Krieg

Kaiser Wilhelm II., General­ stabschef v. Moltke und Flotten-

Stadtchronist Paul

Rieß

Georg Paul Rieß wurde am 16. Dezember 1864 im Herzen der Stadt Fürth geboren, in der Gustavstraße 10. Rieß stammte aus einer schlichten Drechslerfami­ lie. Er selbst erlernte das Buch­ binderhandwerk. Rieß war nach Eröffnung des Berolzheimeraniums (Volksbibliothek) im Mai 1906 dort sonntags ständiger Gast. Am 3. September 1907 veröffentlichte er im „Fürther Tagblatt“ seine erste schriftliche Abhandlung zur Fürther Lokal­ geschichte. unterstützt vom da­ maligen Redakteur Georg Wü­ stendörfer (Rieß traute sich allei­ ne die sprachliche Ausgestal­ tung nicht zu). 1908 wagte er zwei, 1909 fünf und 1910 schon vierzehn Artikel. Am 27. Januar 1911 starb der damalige Stadt­ chronist Paul Käppner. Etwa drei Wochen später kam Magistrats­ rat Scheidig zur Arbeitsstelle von Rieß, der damals als Zu­ schneider in der Bilderbücherfa­ brik Löwensohn (Sommerstraße) beschäftigt war. Er fragte Rieß im Auftrag von Oberbürger­ meister Kutzer, ob er die Stadt­ chronik fortführen wolle, was Rieß hocherfreut annahm. Er nahm die Arbeit sofort auf und holte sie nach bis vor dem To­ destage von Käppner. Der ehrenamtliche bestellte Chronist erfüllte seine Aufgaben nach Feierabend mit Akribie (oft bei Kerzenlicht). Erleichtert wur10

Die Wett ist noch (fast) in Ordnung: Am 29. Juli 1913 besucht der Prinzregent und spatere König Ludwig Fürth. Von Boy­ kott-Aufrufen der Sozialdemokraten ließ man sich den Spaß nicht verderben. Paul Rieß schrieb: .Beim Rathause hatten weiß gekleidete Damen, die Offiziere der hiesigen Garnision und die Ehrenwache Platz genommen. Gegenüber hatten sich die vereinigten Sänger des Gauverbandes Fürth mit ihren Fahnen aufgestellt... Als die hohen Herrschaften vor dem Rat­ hause angelangt waren, wurden sie von Herrn O.B. Kutzer im Namen der Stadt empfangen und von den dort stehenden, nach vielen tausenden zählenden Personen mit ungeheurem Jubel begrüßt. Vom Turme spielte die Artilleriemusik herab. Es war eine feierliche Stunde, die jedem Beiwohnenden unvergeßlich sein wird. Helle Freude und Patriotismus war auf allen Gesichtern ausgeprägt". Repro: A. Mayer.

Schwammberger). Ich kann nur bestätigen, daß im Fürther Stadtarchiv ein wirklich außer­ gewöhnliches Lebenswerk im nur selten unterbrochenen Dornröschenschlaf liegt. „Leider konnte der liebste Wunsch des letzten Fürther Stadtchronisten, seine eigenen Werke gesammelt in Druck zu sehen, nicht mehr erfüllt werden" (Fränkische Ta­ gespost v. 17.1.1963). Ich freue

Paul Rieß Chronik vieles zur all­ gemeinen Geschichte jener Zeit vorangestellt. Ein wichtiger Ori­ entierungspunkt war dabei das Standardwerk „Krieg der Illusio­ nen. Deutsche Politik 19111914“ des am 1. Dezember 1999 verstorbenen Historikers Fritz Fischer - deswegen auch mein fast gleichlautender Titel. Fritz Fischer brachte gegen vielerlei Widerstände die deutsche Welt­

chef Tirpitz stellten am 8. De­ zember 1912 den Militärbevoll­ mächtigten der deutschen Staa­ ten das Szenario des Ersten Weltkrieges vor: Österreich sol­ le gegen Serbien vorgehen. Wenn Rußland dann Serbien stütze, wäre der Krieg unver­ meidlich. Wenn sich Rußland zu einem Krieg gegen Österreich habe provozieren lassen, sei Deutschland frei, um mit ganzer