Altstadtverein Fürth
Freigelassener des Herrn sein, wenn du deinem irdischen Herrn getreulich dienst!" Die Gleichheit aller Seelen im
Jenseits wird nie angezweifelt und ist so ein Trost für diejenigen, die vom Schicksal benachteiligt sind.
Umwelt und Alltag im frühen Mittelalter Pferde werden vom Adel als Reittiere genutzt, beim einfachen Mann ziehen die genüg samen Ochsen Pflüge und Karren. Auf dem Feld angebaut werden Zwergformen von Hirse, Emmer (alte Variante des Weizens), Einkorn (einfacher Weizen) und Roggen, der von den Slawen übernommen war. Ein gesätes Koni bringt nur den dreifachen, unter sehr günstigen Bedingungen den vier Abb. 3: Bauer mit Nutztieren; aus dem Woifenbütteier fachen Ertrag. Das Sachsenspiegel Getreide wird weniger Die bäuerliche Lebensweise als Brot verzehrt, sondern als ein mit Der einfache Mensch der Mero wingerzeit Honig oder Kräutern gewürzter Brei. ist geprägt durch seine bäuerliche Weiterhin baut man in Hausnähe Hanf, Umgebung. Die Bevölkerung lebt in den Flachs, Hülsenfrüchte, Blatt- und Wurzel fruchtbaren und klimatisch begünstigten gemüse an. Altsiedellandschaften; andere Gebiete Die Bewirtschaftung der Äcker ist relativ wie Sümpfe und Berg land schäften sind einfach. Man kennt nur den Hakenpflug, fast siedlungsleer. In dieser Zeil ist der bereits in der Antike verwendet wur Deutschland zum größten Teil von Wald de, der aber die Erde lediglich aufritzt. bedeckt, aus dessen noch unerschöpf Düngung ist unbekannt. Die Fruchtfolge lichen Reserven man Brenn- und Bauholz wird gewechselt (ZweiteVerwirtschaft); sammelt oder schlägt, Kräuter und Pilze ist der Boden erschöpft, zieht die sammelt oder durch Köhlertätigkeit Siedlungsgemeinschaft weiter. Holzkohle und Pech gewinnt. Die Tiere des Waldes werden gejagt und das einzige Der Landesausbau Süßungsmittel jener Zeit, der Honig, wird Durch das kontinuierliche Anwachsen der hier gewonnen. Eicheln dienen zur Bevölkerung wird es schon zur Schweinemast. Merowingerzeit notwendig, neues Land Die Menschen leben meist auf ver durch das Trockenlegen von Sümpfen streuten F.inzclhöfcn und Weilern. und das Roden von Waldgcbictcn zu Zu jedem Gehöft gehörten auch Neben erschließen. Durch dieses Eingreifen in gebäude oder Grubenhäuser. In ihnen die Naturlandschaften wird der Grund werden Vorräte gelagert oder sie dienen stock für die europäische Kulturland als Webkammern. in denen man die schaft gelegt. Platz rauhenden Gewichtswebstühle aufIn den ehemals römischen Gebieten wird stcllen kann. dabei der bereits urbar gemachte Boden Rinder und Schweine weiden auf den genutzt, so bleiben manche Plätze konti Waldweiden und Brachen. Nur das nuierlich besiedelt - wie dies bei Köln, Zuchtvieh wird im Winter - in Wohnge Mainz und Trier der Fall ist. Hier können meinschaft mit seinen Besitzern im sich auch Reste römischer Handwerks Haus gehalten. Als Ein streu dient Laub. kunst erhalten (Töpferei). Größere Sied Die Viehwirtschaft steht zu dieser Zeit lungen entstehen auch oft in der unmittel eindeutig im Vordergrund vor der Acker baren Umgebung der Königshöfe, an wirtschaft (Abb. 3). Die Versorgung mit denen sich Handel und Wirtschaft kon Fleisch ist meist ausreichend gesichert. zentrieren.
Das Bevölkerungswachstum setzt sich auch im 8. und 9. Jahrhundert fort, begünstigt durch eine leichte klimatische Verbesserung und die stabilen politischen Verhältnisse zur Zeit der ersten Karolinger. Wie sehr aber das Wohl des Einzelnen von politischen Wirren und Kriegen abhängt, zeigt ein verlangsamtes An wachsen der Bevölkerung zur Zett Ludwigs des Frommen (814-840), in der kriegerische Auseinandersetzungen und Einfälle feindlicher Heerscharen der Ungarn und Wikingern eine ständige Gefahr darstellen. Rodungen und SiedlungsVergrößerungen lassen in dieser Periode deutlich nach. Erst mit dem Sieg Otto des Großen über die Ungarn auf dem Lcchfeld im Jahr 955 werden die allgemeinen Verhältnisse wieder ruhiger und die Bevölkerung wächst im ostfränkischen Reich auf 5-6 Millionen an. Ein wirtschaftlicher Auf schwung setzt ein und neuer Bedarf an Land entsteht. In dieser Zeit werden auch die Mittelgebirge im süddeutschen Raum besiedelt, in Norddeutschland erfolgt Neulandgewinnung durch Eindeichung. Die „karolingische Renaissance"
Bereits in der späten Karolingerzeit erfolgt ein allmählicher Übergang von Einzelgehöften zu Dorfsiedlungen. Das Leben in einer größeren Gemeinschaft hat durchaus Vorteile; so können Arbeiten besser organisiert und Ressourcen gemeinschaftlich genutzt werden. Auch das soziale Leben wird dadurch berei chert. Durch den stetigen Anstieg der Be völkerung ändert sich auch die Wirt schaftsform. Der Boden wird intensiver genutzt und die Vichwirtschafl tritt zugunsten des Ackerbaus in den Hinter grund. Die Dreifelderwirtschaft ermög licht eine bessere Ausnutzung des Bodens. Ein Jahr wird ein Feld mit Sommergetreide (Hafer, Gerste), ein Jahr mit Wintergetreide (Roggen, Weizen. Dinkel) bebaut und erst im dritten Jahr lässt man es brach liegen. Es dient dann als Weide und wird so natürlich gedüngt. Statt des Hakenpflugs verwendet man nun den asymmetrische Schollenpflug auf Rädern, der den Boden vollständig
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