Altstadtverein Fürth
Das Mädchengrab beinhaltet reiche Beigaben für ein 6-7 Jahre altes Mädchen. An beiden Schläfen finden sich eine silberne und zwei bronzene Nadeln mit doppelkonischen Kopf (1-3), sowie eine Bronze nadel mit verzierten Silberblechbeiag (7) . Ais Gewandverschluss in Brusthöhe ziert die Scheibenfibet mit vier Tierköpfen im germani schen Tierstiel, im Wirbel nach links, mit aufgepressten Siiberblech, zentral auf genieteter silbertauschierter Viereckplatte um einen Mittelniet mit Gold und gekerbten Eisenrahmen. Rückseitig findet sich eine eiserne Spiralrolie und Nadel in Bronzeösen und mit bron zenen Nadelhalter (4). Ais Brustschmuck dient eine Glasperlenkette und zwei zusammengewundene Bronzedrähte (12). Am rechten Handgelenk findet sich ein Armband mit zwei Hirschgrandeln (obere Eckzähne) (11). Weitere Glasperlen stammen wohl aus dem Besatz des Kleides (13), zwei Bronzeschnallen mit Gegenbe schlägen aus den Schuhen oder Wadenbinden (8-9). Als Handgelenkschmuck findet man einen Bronzereif mit rechteckig erweiterten Enden und Punktpunzierung (d.h.versenkte Prägung) (14). Vom Bereich der linken Hand stammen zwei silberne Fingerringe, aus rundem Silberdraht gebogen (5-6). Im Beckenbereich ist von der Gürteigarnitur die eiserne Schnalle erhal ten (15). Rechts neben dem Körper findet sich ein scheibengedrehter Topf (17), daneben liegen Tierknochen und ein Eisenmesser (16). Neben dem bronzenen Amuiettanhänger (10) sollen die Hirschgrandeln (11) vermutlich Unheil abwenden. Quelle: Landkreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim, Heimatbuch für den Landkreis 1982, sowie Herrmann Dannheimer, Schrifttum Nr. 5,1980 Abb. 11: Beigaben eines Frauengrab des späten 6. Jhd. aus Altheim, Gde. Dietersheim, Quelle: Landkreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim, Heimatbuch für den Landkreis 1982, sowie Herrmann Dannheimer, Schrifttum Nr. 5,1980
aufgrund der typischen Grab lege und Beigaben direkt aus den rheinisch fränkischen Kernlanden zurückzuführen ist. Neben clbgcrmanischcm Sachgut der, vielleicht „einheimischen“ Bevölkerung, finden sich nach fränkischem Vorbild Kammergräber, Keramik oder entspre chende Waffenbeigaben, wie zum Bei spiel der Wurfaxt („Franziska“), die sich meist nur in Kernbereichen fränkischer Sicdungstätigkeit wiederfindet. Die Einflüsse auf die Grablegen im 6. und 7. Jhd. weisen auf eine herrschaft liche Erschließung des nordbayerischen Raums hin, in dem nicht nur Franken, sondern Adelsgruppcn verschiedener Gebiete beteiligt werden . Rheinische, burgundische, alamannische und thürin gische. sowie bayerische Verbindungen werden anhand der Grablcgcn in Nord bayern sichtbar. Beispielhaft kann man hier das Gräberfeld von Zcuzlebcn, Lkr. Schweinfurt anführen, das wohl in Ver bindung mit adeligen thüringischen Sippschallcn steht. Grabbau. Keramik formen und spezifische Bcslattungssittcn lassen auf eine enge Beziehung zum Thüringer Raum schließen und enthalten neben einem sehr qualitätsvollen ßeigabenspektrum, Tierbestattungen, zum Beispiel mit enthaupteten Pferden oder Hunden. In karolingischer Zeit werden Gräber zunehmend zu den Siedlungen mit ihren neu entstandenen christlichen
Ortskirchen verlagert. Die späteren Bestattungen erfolgen hierbei zunehmend bcigabcnlos. Mitbewirkt hatte das Ende der ..heidnischen” Beigabensitte nicht nur der zunehmende Einfluss des Christen tums, sondern auch die Verordnungen Karls des Großen von 786 und 8)0/813, demzufolge zentrale Begräbnisplätze unter der Obhut einer Pfarrkirche zu benutzen waren. Die neue pfarrrechtliche Verordnung untersagt Bestattung auf „heidnischen“ Gräberfeldern,
sowie die Totenverbrennung. Die Grabfunde von Altheim
Etwa 500 m westlich von Altheim, Gde. Dietersheim, wurden beim Abbau in einer Lehmgrube mehrere Reihengräberbestat tungen geborgen. Für die Sonderausstelhing 2007 wird die Präsentation von Teilen eines Frauen- und Männergrabes als Zeugnis der mcrowingerzeitlichen Besiedlung des Windsheimer Beckens geplant. (Abb. 11 und Abb. 12)
Im Kopfbereich des 2 Meter langen Männer grabes fand sich eine eiserne Lanzenspitze (4), rechts des Beckens zwei Eisenmesser (6 und 7) und ein Eisentöffel (2). An der linken Schulter ein weiteres (5), links des Beckens ein eisernes Kurzschwert, ein sogenannter Sax (3). Desweiteren noch ein eiserner Riemenzug (1).
Abb. 12: Beigaben eines Männergrab, aus Altheim, Gde. Dietersheim, Quelle: Landkreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim, sowie Herrmann Dannheimer, Schrifttum Nr. 5,1980
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