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Altstadtverein Fürth

Das System der Königshöfe

Königshöfe, allgemein in den schriftli­ chen Überlieferungen als „viUa", „domestici", „curia regis“ oder „curtis“ bezeichnet, haben gemeinsam mit den größeren Pfalzen und Reichsburgen die Aufgabe zur Beherbergung und Ver­ sorgung des königlichen Hofes und die Verwaltung des Königsgutes mit den um­ hegenden Siedlungen. Königliche Herr­ schaft bedeutet im frühen Mittelalter Politik aus dem Sattel. Eine feste Haupt­ stadt. einen organisierten Verwaltungs­ apparat. ein ausgebautes Straßensystem, oder moderne Kommunikationsmittel, wie Post oder Zeitung, sind nicht vorhan­ den. Das „Reisekönigtum“ übernimmt die Verwaltung und Organisation. Heer­ führung, Rechtsprechung und Kontrolle der regionalen Mächte. Permanentes Reisen durch sein „regnum" wird die Aufgabe eines jeden Herrschers im frü­ hen Mittelalter bis in die stauflsche Zeit. (12./13. Jhd). Einfache handwerkliche und landwirt­ schaftliche Einrichtungen, wie Gruben­ häuser. Viehställe und Scheunen, Korn-

lichen topographischen und verkchrslechnischen Vorraussetzungen, weniger mili­ tärische Aspekte. Ein wichtiger Standort­ faktor ist die topographische Lage, oft­ mals Tallagen, an Gewässern, um Viehhaltung, Gerberei. Metallbearbeitung oder einen Mühlenbetrieb zu unterhalten. Befestigungen hat man bisher noch nicht ausmachen können, vermutlich sind sie unbewehrt bzw. nur mit einem Zaun abgegrenzt oder mit einem einfachen Graben umgeben. Ein in unsere Region bedeutsamer und urkundlich bezeugter Königshof im frühen Mittelalter ist Forchheim. Er findet seine erste urkundliche Erwähnung in den Diedenhofer Kapitularien Karls des Großen im Jahre 805/806 . In diesen „Verordnungen“ werden eine Reihe von Grenzorten genannt, die den Handel und die Ein- und Ausfuhr von Handelsgütern mit den östlichen Nachbarn des Franken­ reichs überwachen sollen und könig­ lichen Grafen unterstellt werden. Forch­ heim liegt an der wichtigen Wasserver­ bindung zwischen Rcgnitz und Main, sowie an der Femstrasse von Regensburg

vermuteten Königshöfen wie Fürth, Schwabach und Roth entlang der Rednitz, entspricht diesen Abständen. Für das Jahr 793 wird in den „Anales Regni Francorum" überliefert, dass König Karl der Große im Herbst zu Schiff von Regensburg vom „Karlsgraben“, zwischen Altmühl und Rcdnitz, kommt und von dort aus auf der Rednitz zu Schiff in den Main fährt, um Weihnachten beim hl. Kilian in Würzburg zu feiern. In diesem Jahr hat Karl der Große einen Kanal bei Treuchtlingen und Weißenburg anlegen lassen, der die euro­ päische Wasserscheide, d.h die fränkische Rczat (und damit Regnitz und Main) mit der Altmühl, bzw. weiterhin mit der Donau verbinden soll. Der Karlsgraben gilt heute als eines der wichtigsten techni­ schen Kulturdenkmäler des frühen Mittelalters, der heute immer noch auf einer Länge von mehreren hundert Metern sichtbar ist. Forchheim wird zu einer der wichtigsten Königspfalzen in unserer Region und in der Spätphase der Karolingerherrschaft neben der bayrischen Hauptstadt RcgensDas System der Königshöfe wird ver­ mutlich bereits in merowingischer Zeit initiiert, vielleicht auch erst unter den karolingischen Hausmeiern umfassend ausgebaut. Das Land wird dabei mit einem Netz von Königshöfen überzogen, einer Art Relaisstationen, die aber in erster Linie landwirtschaftliche Betriebe sind.

Abb. : Rekonstruierte frühmittel­ alterliche Häusergruppe im Freitandmuseum von Bad Windsheim, Foto Andreas Faisst

Speicher, Mühlen und Gärten prägen das damalige Erscheinungsbild. Die Schenkungsurkunde von Fürth beschreibt in groben Zügen ein entsprechendes An­ wesen. Die Bauweise erfolgt im frühen Mittelalter zumeist in einfacher HolzErde Konstruktionen, nur bei wichtigen Königshöfen und späteren Pfalzen gibt es entsprechende Steingebäude. (Abb. 14) Den Ausschlag für die Anlage eines Königshofes ergeben die für einen land­ wirtschaftlichen Wirtschaftshof erforder-

nach Thüringen und Würzburg. Königshöfc sind Verkehrsknotenpunkte der Handel sfemstrassen und der Schifffahrt, die man vermutlich in einem Abstand von einem Tagesmarsch bzw. im Abstand einer Treidelfahrt anlegt. Man nimmt an, dass eine Strecke von 20 - 30km an einem Tag von dem königlichen Tross oder Amtsträgern leistbar war. Die Ent­ fernung zwischen den bezeugten Königs­ höfen wie Hallstadt und Forchheim ent­ lang der Rcgnitz. sowie zwischen den

bürg zu einer der bedcutetstcn Königs­ pfalzen ausgebaut, hn Jahre 900 und 911 werden in Forchheim Ludwig das Kind und Konrad I. zu Königen des ostfrän­ kischen Reiches gewählt. Die Bedeutung Forchheims sinkt im 10. Jhd, nachdem Nürnberg die vorherrschende Rolle eines regionalen Zentrums einnimmt. Das Königsgul Forchheim erleidet 1007 das gleiche Schicksal wie die Siedlung Fürth und wird von Heinrich II. an das neu ge­ gründete Bistum Bamberg verschenkt.

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