Altstadtverein Fürth
Hoch- und Spätmittelalter (1007 bis ca. 1500) von Markus Tarasconi Politische Lage
Das Deutschland des Hoch- und Spätmittelalters ist ein Staatenverbund unter der Oberhoheit eines Königs bzw. Kaisers. Unter der Herrscherdynastic der Salier (1025-1125) erlebt das Reich seine größte Machtausbreitung, doch findet unter ihnen auch der zunehmende Streit zwischen den weltlichen Herrschern und dem Papst um die Vorherrschaft in der römisch-christlichen Welt einen Höhe punkt. Am Anspruch des Kaisers, bei der Berufung von Bischöfen frei entscheiden zu können, und dem Anspruch des Papstes auf das Primat über den Kaiser entzündet sich der so genannte Investitur
streit, in dessen Verlauf Heinrich IV. vom Papst mit dem Kirchenbann belegt wird. Zwar erreicht der Kaiser im „Gang nach Canossa" (1077) die Aufhebung dieser Strafe, doch werden seine Macht und sein Ansehen nachhaltig geschwächt. Der Übergang zu den Staufern (ab 1125) wird von Bürgerkrieg begleitet, in dem sich diese gegen das Haus der Welfen be haupten. Unter den Staufern, die als be gabte Herrscher und als den kulturellen Strömungen der Zeit gegenüber aufge schlossen gelten, erlebt das Reich eine letzte Blüte. Unter Friedrich l. „Barba rossa“. dem wohl bekanntesten Stauferkaiser, erfahren das Rittertum und seine
das Leben am Hofe prägenden Ideale eine Blüte. (Abb. i) Mit dem Finde der Staufer 1254 ändert sich die Machtgrundlage des Königs, der nun nicht mehr durch die Erbfolge bestimmt sondern durch Teile des Adels gewählt wird. Uneinigkeiten in diesem Gremium fuhren dazu, dass während des so genannten Interregnums bis 1273 zeit weise mehrere Herrscher gleichzeitig regieren, ohne dass jedoch einer Stabilität im Reich gewährleisten könnte. So ist etwa im gegen Ende des 14. Jh. zuneh menden Fehde- und Raubritterwesen (z.B. Ritter Eppelein von Gailingen) sowie bei Bedrohung von außen das Reich annähernd hilflos, da die hinrei chend starke, zentrale Autorität fehlt. Ein weiterer Nachteil der Wähl des Re genten ist, dass durch den häufigen Dynastiewechsel der jeweils amtierende Herrscher zwischen dem Ausbau des eigenen Hausgutes und dem Interesse des Reiches wählen muss. Da ein Herrscher nur soviel Gewicht hat, wie seine Haus macht ihm gibt, kommt ihrer Mehrung eine hohe Bedeutung zu. Diese Ent wicklung bildet eine der Grundlagen für die Aufspaltung des Deutschen Reiches in zahlreiche kleine Nationalstaaten. Be völ keru ngsstru ktu r
Abb. 1.: Kaiser Friedrich i. „Barbarossa“ in Kreuzfahrertracht auf einer Darstellung aus dem Jahr 1188 (Vatikan. Bibliothek, Rom)
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Um die Mitte des 11. Jh. kommt es zu einem Anstieg der Bevölkerungszahl, die den Landesausbau durch Rodung nach sich zieht. Auch die ab dem 12. Jh. vermehrten Dorf- und Stadtgründungen sind vor diesem Hintergrund zu sehen, doch gibt es auch machtpolitische Gründe, d.h. Ausbau, Demonstration und Festigung des Machtanspruchs der jewei ligen Landesherren. Eine hcrausgehobene Stellung nehmen Reichsstädte wie etwa Nürnberg ein, die nur dem König und dem ihn vertretenden Burggrafen unterstehen. Noch immer stehen in der so genannten Ständegesellschaft den herrschenden Minderheiten von Adel und Klerus die abhängigen Bauern als Masse der Be völkerung gegenüber. Mit dem Auf streben der Städte im späten 11. Jh. ge winnt zunehmend auch das Bürgertum an Macht und übernimmt Aufgaben, die zuvor von adligen Stadtherren wahrge nommen wurden. Unter dem „Bürger tum“ ist jedoch nicht die Gesamtheit aller Stadtbewohner auf Basis von Freiheit und Gleichberechtigung zu verstehen - nur