Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation

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Firmengeschichte

Die Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation ging aus der Erlanger Firma "Joh. Zephanias Fischer sel. Söhne" hervor, die in den Jahren zuvor rasch expandiert hatte und mittlerweile mehrere Fabriken in Erlangen und Forchheim, das Glasschleifwerk und mehrere Folienhämmer in Seebach sowie die Glasfabrik Zwickau in Sachsen umfasste. Doch die Expansion verlief wohl zu rasch, denn die finanziellen Verhältnisse der Firma verschlechterten sich derart, dass die Firma wegen Geldbedarf 1861 in eine AG umgewandelt wurde. Die Firmenleitung verblieb in des ersten Jahren noch bei den vier Söhnen von Zephanias Fischer. 1872 übernahm ein Hr. Ganser die technische Leitung. Doch ein Konzentrationsprozess war unausweichlich: Im selben Jahr wurde die Glashütte Zwickau verkauft, im Dezember 1874 schied schließlich der letzte Fischer, Wilhelm Fischer, aus der Direktion aus und 1875 wurde das Schleif- und Polierwerk Forchheim verkauft.[1]

Am 24. März 1875 wurde der Firmensitz von Erlangen nach Fürth in ein neuerbautes Geschäfts- und Wohnhaus (damalige Kirchenstraße Nr. 3) verlegt; L. Brand und Fr. Kraus wurden Direktoren und übernahmen die kaufmännische Leitung.[2]

1880 soll (noch einmal ?) ein eigenes Gebäude mit Direktoriatswohnung, Lager und Belegräumen erbaut worden sein.[3]

Am 2. Januar 1887 konnte die Firma ihr 25jähriges Jubiläum in Erlangen feiern.

Als die Spiegelindustrie wegen des neuen Arbeitsschutzgesetzes von 1891 von der Quecksilber- zur Silberbelegung übergehen musste, begann der Niedergang des Unternehmens, da der Markt für Zinnfolien verfiel. 1906 wurden die Fabrikgebäude im Zuge der Auflösung der AG veräußert.[4]

Produkte

Außer der Herstellung und dem Verkauf von hochwertigen Zinnfolien für die Quecksilberbelegung betrieb die Firma auch selbst die Veredelung und das Belegen von Spiegelglas, welches seit 1872 aus böhmischen und bayerischen Glashütten bezogen wurde. Die Belegung erfolgte teils noch mit Quecksilber, teils aber auch schon mit Silber. Die Firma nahm 1879 an der Weltausstellung in Australien teil.[5]

Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen

Die Arbeiter mussten in Akkord und Schicht arbeiten (14 Std. Arbeit - 14 Std. Pause). Deshalb wurden in der Nähe der Fabriken in Erlangen Arbeiterwohnungen gebaut. Für diese Wohnungen musste keine Miete, sondern nur eine geringe Renovierungs- und Unterhaltungsentschädigung bezahlt werden. Es gab eine von einem Arbeiterausschuss mitverwaltete Krankenunterstützungskasse, die nicht nur freie ärztliche Behandlung gewährte, sondern auch Krankengeld, Pensionen an Invaliden, Witwen und Waisen sowie ein Beerdigungsgeld auszahlte. Die Beiträge kamen zu gleichen Teilen von den Arbeitern und der Firma.[6] Daneben gab es auch einen Glasbelegerhilfsverein, dessen Vorstand Direktor Kraus war.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georg Schanz: "Bayerische Wirthschafts- und Verwaltungsstudien.", Erstes Heft, Erlangen, 1884, S. 230 f - online-Digitalisat
  2. Fronmüllerchronik, 1887, S. 444, 510 und 671
  3. Georg Schanz: "Bayerische Wirthschafts- und Verwaltungsstudien.", Erstes Heft, Erlangen, 1884, S. 231 - online-Digitalisat
  4. Stadtmuseum Erlangen: "Stadt-Land-Fluss. Erlangen und die Regnitz." 2013 - pdf-Datei
  5. Fronmüllerchronik, 1887, S. 444, 510 und 671
  6. Georg Schanz: "Bayerische Wirthschafts- und Verwaltungsstudien.", Erstes Heft, Erlangen, 1884, S. 231 - online-Digitalisat