Atzenhof

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Atzenhof ist seit dem 1. Januar 1918 ein Ortsteil von Fürth. Er liegt im Nordwesten der Stadt, am rechten Ufer der Zenn zwischen Unterfarrnbach und Vach, und weist ca. 520 Einwohner auf (Stand 1999). Der Name Atzenhof (atzen) kommt von fressen, weiden und füttern. Der Name bedeutet also Hof mit Weideplatz oder (wahrscheinlicher) Hof des Atzo, manchmal auch Matzenhof genannt, also im Atzenhof.[1]

Seit 1972 wird der Ort vom Main-Donau-Kanal (Europakanal) in zwei Hälften geteilt. An der östlichen Seite des Kanals liegt der Hafen Fürth.

Der Ort

Abendliche Aussicht vom Solarberg auf Atzenhof. Im Vordergrund der Main-Donau-Kanal

Atzenhof liegt im Fürther Nordwesten zwischen Unterfarrnbach und Vach. Auf dem Gebiet von Atzenhof lag auch der ehemalige Zivilflughafen, später Militärflughafen, dann Monteith-Barracks. Nach dem Abzug der Amerikaner im Jahre 1993 lag dieses Gelände zunächst brach. Inzwischen macht die Ansiedlung eines Gewerbegebiets und die Errichtung von Wohnungen große Fortschritte.

Atzenhof wurde am 1. Januar 1918 nach Fürth eingemeindet. Der Ort liegt am rechten Ufer der Zenn und wird auch von den Verbindungsstraßen Ritzmannshof-Stadeln und Burgfarrnbach-Stadeln durchschnitten. Der Ort ist heute noch sehr bäuerlich geprägt. Die Hälfte der Einwohner lebt von der Landwirtschaft, der Rest arbeitet in der Umgebung.

Geschichte

Die Anfänge

Möglicherweise gehörte der Ort auch zum Königshof Fürth, dafür gibt es aber keine Beweise. Die alte Form des Namens Atzenhoven oder auch Aczenhofen lässt auf eine Entstehung in der Mitte des 8. Jahrhunderts schließen, so dass Atzenhof als eine Außenstelle des Fürther Königshofs anzusehen ist.[2] Erstmals erwähnt wurde der Ort als Dorf an der Zenn um 1303.[3] Der Name Atzenhof wird am 26. April 1314 in der Stiftungsurkunde des Burggrafen Konrad des Frommen zum ersten Mal genannt. In der Urkunde verschenkt Burggraf Konrad von Nürnberg den Ort mit den dazugehörigen "Höfen in Atzenhoven" an das Domkapitel nach Bamberg. Südlich von Atzenhof wurden vorgeschichtliche Funde aus der Zeit vor Christus gemacht. Daraus ist zu schließen, dass der Ort in der Vorzeit schon besiedelt war. Siedlungsreste wurden bis heute nicht gefunden. Kirchlich gehörte Atzenhof bis 1349 zu St. Michael. Danach erfolgte die Umgemeindung zur neu gegründeten Kirche Burgfarrnbach.

Im Jahr 1414 wird Atzenhof als Dorf bezeichnet, während es im Jahr 1730 Weiler genannt wird.

Das Schloss

Die Gemeinde-Herrschaft und damit die Steuereinnahmen besaß seit der Stiftung von Konrad das Dompropst von Bamberg. Daneben besaß der Markgraf von Ansbach die Hochgerichtsbarkeit.

Atzenhof hatte auch ein Schloss mit dazugehörigem Bauernhof. Im Jahr 1349 wird der Ritter Rapoto von Külsheim, der die Martersäule an der Friedrich-Ebert-Straße errichten ließ, als Besitzer des Schlosses genannt. Rapoto von Külsheim war auch Vasall des Burggrafen von Nürnberg und hatte in Burgfarrnbach mehrere Güter in Besitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Atzenhof ebenso wenig verschont wie die anderen Dörfer und Städte.

Im Jahr 1730 war Atzenhof ein Weiler, wie aus Unterlagen hervorgeht. Er war im Besitz der Gräfin von Wolfstein zu Birnbaum, außer einem Hof, wahrscheinlich der Lämmermannsche Hof. Laut Salbuch von 1615 bestand das Schloss aus einem Wohnhaus, Stallung und Stadel mit einer Mauer und zwei Toren. Zum Schloss gehörte ein großer Besitz an Feldern und Wald. Laut Salbuch wird auch der Reichsgraf Christian zu der Wiedt als Besitzer genannt.

Im Jahr 1758 wurde das Schloss durch den Wirt Johann Drexel aus Nürnberg erworben. Er wird in alten Unterlagen auch Bürgermeister und Kaufmann genannt. 1763 gehörte das gesamte Schloss dem Sattlermeister Johann Löblein aus Atzenhof. Dieser erhielt von der Dompropstei Bamberg die Genehmigung zur Zertrümmerung des Schlossbesitzes.[4]

Das 19. Jahrhundert

Ende des 18. Jahrhunderts (1785) hatte der Weiler 6 Anwesen. Um 1788 war auch der Tabakbau heimisch, wie aus Unterlagen hervorgeht. Der Schlossbesitz wurde dann aufgeteilt in mehrere Besitze, auch der Backofen und der Brunnen. Vom Schloss war nur noch ein Teil der Mauer und ein Keller vorhanden.

1808 wurde Atzenhof dem Steuerbezirk Unterfarrnbach zugeteilt. Die Atzenhofer Kinder gingen allerdings weiter zur Schule nach Burgfarrnbach. Erst ab 1819, als sich Atzenhof mit Unterfarrnbach, Bremenstall und Stadelhof zu einer Gemeinde zusammenschlossen, konnten sie dann in die neue Unterfarrnbacher Schule. 1853 entdeckte der Maurer Johann Gulden von Atzenhof nach langen, vergeblichen Nachgrabungen ein Lager von schönem weißen Sandstein. Der weiße Sandstein aus dem "Atzenhofer Steinbruch" war damals in Fachkreisen bekannt und vor allem für Grabsteine, Fenstereinfassungen und Wassertröge verwendet. Atzenhof hatte außerhalb des Ortes an der Straße nach Ritzmannshof einen Steinbruch, aber heute ist nichts mehr von ihm zu sehen.

Am 13. April 1894 wurde die freiwillige Feuerwehr Atzenhof mit 32 aktiven und 3 passiven Mitgliedern gegründet.

Neuere Entwicklungen im 20. und 21. Jahrhundert

Die Flugwerft von 1918

1916 wurde der Militärflugplatz auf der Atzenhofer Heide errichtet. Dies war auch der Grund für die Eingemeindung nach Fürth im Jahr 1918, noch während des Ersten Weltkrieges. Von 1920 bis 1934 war in Atzenhof der internationale Verkehrsflughafen Fürth/Nürnberg, danach erfolgte die Inbetriebnahme des neuen Flugplatzes Nürnberg-Marienberg. Von 1934 bis 1945 hatte die Reichsluftwaffe dort ihren Fliegerhorst bis zum Einmarsch der Amerikaner am 18. April 1945. Von April 1945 bis 1992 hatten die US-Streitkräften dort ihren Stützpunkt Monteith-Barracks. Noch heute sieht man die Gebäude und die großen Hallen des ehemaligen Flugplatzes.

Im Jahr 1923 wurde das Kriegerdenkmal für 1914/1918 aus Sandstein in der Atzenhofer Straße/Abzweigung der Stadelner Straße errichtet.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten die US-Truppen den Flugplatz. Sie nutzten das Gelände als Kaserne weiter und gaben dieser am 11. Mai 1949 den Namen Monteith Barracks. Im Sommer 1993 erfolgte der Abzug der Amerikaner und die Freigabe des Geländes, auf dem nach 2002 der Golfpark Fürth mit etlichen Industrieansiedlungen entstand. Der Golfplatz der Amerikaner blieb daneben erhalten. Der Europakanal mit seiner hohen Trogbrücke durchschneidet den Ort und den ehemaligen Flughafen seit 1972. Seit 1968 diente eine Deponie im Stadtteil Atzenhof der Müllentsorgung. Wer den Namen Atzenhof hörte, dachte früher automatisch an den Atzenhofer Müllplatz. Der Name war bei den Bürgern der Stadt ein Begriff. Die Deponie wurde 1999 geschlossen und saniert. Ab 2003 begann an dieser Stelle die Errichtung einer großen Photovoltaikanlage. Der Solarberg entstand und bietet seither ein neues Wahrzeichen.

Bürgerhaus

1993 wurde in Eigeninitiative der dortigen Vereine und Bürger das Bürgerhaus errichtet. Der Grund für den Bau, war die Schließung der beiden Wirtschaften im Ort, durch die es keine Möglichkeiten mehr gab, sich zu treffen oder Veranstaltungen durch zu führen. Der Betrieb des Bürgerhauses findet durch den eigens dafür gegründeten Bürgerverein und dessen ehrenamtlichen Helfern statt. Vom Sontag nachmittags Kaffeekränzchen, Kirche, bis zu einem Jugendraum und vielem mehr. Wie z. B. diverse Veranstaltungen welche vom Bürgerverein ausgehen, z.B. der Weihnachtsmarkt, das Karpfenessen, das Sommerfest, usw. Auch die ortsansässigen Vereine nutzen das Bürgerhaus, um sich zu treffen oder für Veranstaltungen, die oft auch öffentlich sind. Jedermann kann den großen Saal im Bürgerhaus inkl. Küche für Veranstaltungen mieten, wie z.B. für Geburtstage, Hochzeiten, Taufen, usw.

Vereine

  • PM Eintracht (Fußball)
  • Zenngrund Canadier Atzenhof (Eishockey)
  • Verein für Gemütlichkeit

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Marcus Weier: Vom Handkarren über den Traktor zum modernen Einsatzwagen: Wie alles begann - 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Atzenhof. In Fürther Nachrichten vom 4. Mai 2019 (Druckausgabe)

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 153.
  2. Wolfgang Wiessner: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Stadt- und Landkreis Fürth, Mittelfranken. Band 1. 1963, ., In: Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 153.
  3. Atzenhof (Gemarkung Burgfarrnbach). In Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, Lipp, 1994, S. 432
  4. Robert Schönlein: Atzenhof. Altstadtbläddla, Ausgabe 34, 1999 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

Bilder