Bierführer-Verein Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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Ende des 19. Jahrhunderts waren die Arbeitsbedingungen der Fürther Bierführer hart, die Arbeitszeiten lang (drei Uhr früh bis abends um 22 Uhr) und am Wochenende mussten die Bierkutscher, die sich lieber Bierführer nannten, den Stalldienst für ihre Kaltblüter in den Brauereien verrichten. Ihre Aufgaben bestanden im Beladen der Wagen mit den schweren Bierfässern, die Beschaffung des kühlenden Eises vom Weiher oder aus der Lagerhalle und die Verteilung des Bieres auf die verschiedenen Wirtshäuser. Im Krankheitsfall bekamen die Bierführer keine Bezahlung, im Todesfall waren die Hinterbliebenen unversorgt. Deshalb gründete man den Bierführer-Verein. Jeder zahlte einen Betrag in eine gemeinsame Kasse, aus der im Krankheitsfall ein Ausfallslohn und im Todesfall eine letzte Prämie für die Hinterbliebenen gezahlt wurden.  
 
Ende des 19. Jahrhunderts waren die Arbeitsbedingungen der Fürther Bierführer hart, die Arbeitszeiten lang (drei Uhr früh bis abends um 22 Uhr) und am Wochenende mussten die Bierkutscher, die sich lieber Bierführer nannten, den Stalldienst für ihre Kaltblüter in den Brauereien verrichten. Ihre Aufgaben bestanden im Beladen der Wagen mit den schweren Bierfässern, die Beschaffung des kühlenden Eises vom Weiher oder aus der Lagerhalle und die Verteilung des Bieres auf die verschiedenen Wirtshäuser. Im Krankheitsfall bekamen die Bierführer keine Bezahlung, im Todesfall waren die Hinterbliebenen unversorgt. Deshalb gründete man den Bierführer-Verein. Jeder zahlte einen Betrag in eine gemeinsame Kasse, aus der im Krankheitsfall ein Ausfallslohn und im Todesfall eine letzte Prämie für die Hinterbliebenen gezahlt wurden.  
  
Bereits ein Jahr später konnte sich der Verein über eine Vielzahl neuer Mitglieder freuen und weihte feierlich die Vereinsfahne ein. Das Stammlokal der Bierführer war die Gastwirtschaft "[[Altes Forsthaus]]". Später wechselte das Stammlokal in die Blumenstraße, in das ehemalige "Herrenstübla". Bei Beerdigungen hatte man die Tradition, mit gesenkter Fahne als Trauerzug vom Stammlokal bei leisem Trommeln zum Friedhof zu laufen. Dreimal senkte sich die Fahne zum Abschied ins offene Grab. Der Rückmarsch war trauernd und still - bis zur Ludwigsbrücke. Dort hob sich die Fahne und die mitlaufende Kapelle setzte voll ein, sofern die polizeilichen Auflagen dies erlaubten.
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Bereits ein Jahr später konnte sich der Verein über eine Vielzahl neuer Mitglieder freuen und weihte feierlich die Vereinsfahne ein. Das Stammlokal der Bierführer war die Gastwirtschaft "[[Altes Forsthaus]]". Später wechselte das Stammlokal in die Blumenstraße, in das ehemalige [[Zum Herrenstüberl|Herrenstüberl]]. Bei Beerdigungen hatte man die Tradition, mit gesenkter Fahne als Trauerzug vom Stammlokal bei leisem Trommeln zum Friedhof zu laufen. Dreimal senkte sich die Fahne zum Abschied ins offene Grab. Der Rückmarsch war trauernd und still - bis zur Ludwigsbrücke. Dort hob sich die Fahne und die mitlaufende Kapelle setzte voll ein, sofern die polizeilichen Auflagen dies erlaubten.
  
 
== Heutige Aktivitäten ==
 
== Heutige Aktivitäten ==

Version vom 30. Mai 2023, 14:23 Uhr

Der Bierführer-Verein Fürth wurde 1892 von 18 Bierkutschern der Fürther Brauereien gegründet, um soziale Härten bei Krankheit oder Todesfall zu mildern.

Entstehung

Ende des 19. Jahrhunderts waren die Arbeitsbedingungen der Fürther Bierführer hart, die Arbeitszeiten lang (drei Uhr früh bis abends um 22 Uhr) und am Wochenende mussten die Bierkutscher, die sich lieber Bierführer nannten, den Stalldienst für ihre Kaltblüter in den Brauereien verrichten. Ihre Aufgaben bestanden im Beladen der Wagen mit den schweren Bierfässern, die Beschaffung des kühlenden Eises vom Weiher oder aus der Lagerhalle und die Verteilung des Bieres auf die verschiedenen Wirtshäuser. Im Krankheitsfall bekamen die Bierführer keine Bezahlung, im Todesfall waren die Hinterbliebenen unversorgt. Deshalb gründete man den Bierführer-Verein. Jeder zahlte einen Betrag in eine gemeinsame Kasse, aus der im Krankheitsfall ein Ausfallslohn und im Todesfall eine letzte Prämie für die Hinterbliebenen gezahlt wurden.

Bereits ein Jahr später konnte sich der Verein über eine Vielzahl neuer Mitglieder freuen und weihte feierlich die Vereinsfahne ein. Das Stammlokal der Bierführer war die Gastwirtschaft "Altes Forsthaus". Später wechselte das Stammlokal in die Blumenstraße, in das ehemalige Herrenstüberl. Bei Beerdigungen hatte man die Tradition, mit gesenkter Fahne als Trauerzug vom Stammlokal bei leisem Trommeln zum Friedhof zu laufen. Dreimal senkte sich die Fahne zum Abschied ins offene Grab. Der Rückmarsch war trauernd und still - bis zur Ludwigsbrücke. Dort hob sich die Fahne und die mitlaufende Kapelle setzte voll ein, sofern die polizeilichen Auflagen dies erlaubten.

Heutige Aktivitäten

Heute sind nicht nur Brauereiangestellte im Verein, sondern auch deren Frauen und Handwerker anderer Berufe. Der Verein organisiert Ausflugsfahrten, Bälle und die jährliche Teilnahme am Fürther Kirchweihumzug. Auch in anderen Orten nimmmt man an Umzügen teil. Auf dem Wagen der Bierführer sitzen dann Menschen, die gerne teilnehmen möchten, aber nicht mehr so gut zu Fuß sind.

Lokalberichterstattung

  • Hans Lotter: Der Alltag bestand aus Trott und Mühsal. In: Fürther Nachrichten vom 3. November 1989, S. 57
  • Peter Budig: Bierführer machen ein Fass auf. In: Fürther Nachrichten vom 7. November 2017, S. 26

Siehe auch

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