Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder''' wurde [[1856]] von [[Daniel Berolzheimer]] und [[Leopold Illfelder]] gegründet. Nach Daniel Berolzheimers Tod 1859 übernahm der Sohn [[Heinrich Berolzheimer]] dessen Anteil und führte die Fabrik eine Zeit lang zusammen mit Leopold Illfelder weiter.
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Die '''Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder''' war eine bekannte und erfolgreiche Fabrik in der [[Schwabacher Straße 54]] mit Exporten in alle Welt.  
Die Firma gründete [[1861]] eine Niederlassung in New York ("Berolzheimer, Illfelder & Co." bzw. "B. Illfelder & Co."), aus der die späteren Firmen Illfelder Importing Co. bzw. Eagle Pencil Co. hervorgingen.  
 
  
[[1877]] wurde die Firma in Fürth auch "Dampfbleistiftfabrik Jos. Illfelder" genannt.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 478</ref>
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== Geschichte ==
Leopold Illfelder übernahm ab [[1882]] mit seinem Sohn Martin den Betrieb in Fürth (ab da unter dem Namen Illfelder & Co.).<ref>Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) [http://www.buettner-nuernberg.de/vgbleistift32.htm#ILLFELDER online]</ref>
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Im Oktober 1854 erwarben die Kaufleute [[Daniel Berolzheimer]] und [[Leopold Illfelder]] das Anwesen Nr. 271 in der Schwabacher Straße, Ecke [[Maxstraße]] von dem Zimmermeister Simon Giess. Laut Kaufvertrag bestand das Anwesen aus einem Haus mit zwei anstoßenden Gebäuden, zwei Remisen und einem Brunnen. Es gab einen eigenen Wasseranschluss, der sich, ebenso wie die Nähe zur Eisenbahnlinie als vorteilhaft erwies. Anfang November des gleichen Jahres stellten Berolzheimer und Illfelder einen Fabrikkonzessionsantrag an die Regierung von Mittelfranken, ''in der Absicht (dort) eine Bleistiftfabrik zu errichten und dieselbe mit Dampfkraft zu betreiben''.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 36: Konzessionsantrag vom 1. Nov. 1854</ref> Sie hatten erkannt, dass die Nachfrage nach Bleistiften, von welchen viele in den Export auch in überseeische Länder gingen, kaum befriedigt werden konnte. Nach Erhalt der Fabrikkonzession am [[16. März]] [[1855]] konnten sie den Bleistifthersteller Johann Georg Haas aus Stein als Werkführer verpflichten.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 17a, Nr. 469</ref> Der fünfzigjährige Witwer konnte vier seiner Kinder im Alter von 16 - 20 Jahren gleich in der Fabrik beschäftigen.
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Das Jahr [[1856]] gilt in manchen Quellen als Gründungsjahr der Firma.<ref>Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) [http://www.buettner-nuernberg.de/vgbleistift32.htm#ILLFELDER online]</ref> In diesem Jahr meldete [[Daniel Berolzheimer]] auch ein Privileg auf ''eine eigentümlich konstruierte Maschine zum Abschneiden der Bleistifte'' an.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 208, Nr. 31: Briefe vom 26. April und 12. Juni 1856</ref> Das Privileg, ursprünglich auf fünf Jahre erteilt, wurde bereits 1859 wieder aufgehoben. Wahrscheinlich hatte Berolzheimer die zweieinhalb Jahresfrist für den Nachweis versäumt.
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Nach Daniel Berolzheimers Tod [[1859]] übernahm der Sohn [[Heinrich Berolzheimer]] dessen Anteil und führte die Fabrik eine Zeit lang zusammen mit Leopold Illfelder weiter. Es begann die Blütezeit der Firma.<ref>Fürth von A bis Z (Buch)</ref> Nach einer Gewerbestatistik von [[1861]] bschäftigte die Fabrik wahrscheinlich 44 Arbeiter und 7 Aufsichtspersonen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 118, Nr. 59 - die Angaben sind teilweise durchgestrichen und dadurch nicht eindeutig</ref>
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Die Firma gründete [[1861]] eine Niederlassung in New York ("Berolzheimer, Illfelder & Co." bzw. "B. Illfelder & Co."), aus der die späteren Firmen Illfelder Importing Co. bzw. Eagle Pencil Co. hervorgingen. Auf der Londoner und auf der Pariser Weltausstellung in den Jahren 1862 und 1867 erzielten die Produkte der Firma internationale Anerkennung durch die Verleihung von Medaillen.
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Heinrich Berolzheimer betrieb die Firma in den USA zuerst zusammen mit seinem Bruder Martin, Leopold Illfelder, dessen Sohn Joseph sowie Josef Reckendorfer. Immer häufiger verweilte er auch dort und führte die Firma bald allein. Seit [[23. Dezember]] [[1875]] leitete Joseph Illfelder die Fürther Fabrik als Alleininhaber, nachdem sowohl sein Vater ais auch Heinrich Berolzheimer ausgetreten waren. <ref>{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=44f</ref> [[1877]] wurde die Firma in Fürth in "Dampfbleistiftfabrik Jos. Illfelder" umbenannt.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 478</ref> [[1880]] ließ er einen zweiten Dampfkessel als sogenannte Reserve für die 15 PS starke Siebertdampfmaschine in seiner Fabrik aufstellen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Agr. 8, 649A, Nr. 134</ref> [[1890]] dürfte die Fabrik ihren Höhepunkt erreicht haben. Vor allem die amerikanischen Märkte hatten sich durch hohe Zölle abgeschottet und eine lokale Produktion gefördert.
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Laut anderen Quellen übernahm Leopold Illfelder ab [[1882]] mit seinem Sohn Martin den Betrieb in Fürth (ab da unter dem Namen Illfelder & Co.).<ref>Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) [http://www.buettner-nuernberg.de/vgbleistift32.htm#ILLFELDER online]</ref>
 
Später wurde die Firma unter dem Namen '''VERA-Bleistiftfabrik''' bekannt.
 
Später wurde die Firma unter dem Namen '''VERA-Bleistiftfabrik''' bekannt.
[[1942]] wurde die Fabrik verkauft. Die Fabrik stand an der [[Maxstraße]] - Ecke [[Schwabacher Straße]]. Heute steht hier das Kaufhaus [[Woolworth]], ehem. bilka.
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[[1942]] wurde die Fabrik verkauft. Die Fabrik stand . Heute steht an der Ecke [[Maxstraße]] - [[Schwabacher Straße]] das Kaufhaus [[Woolworth]], ehem. bilka.
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== Literatur ==
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* {{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=183 - 189}}
  
 
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==Einzelnachweise==
 
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Version vom 15. Dezember 2018, 23:09 Uhr

Ehem. Bleistiftfabrik, ca. 1950

Die Bleistiftfabrik Berolzheimer und Illfelder war eine bekannte und erfolgreiche Fabrik in der Schwabacher Straße 54 mit Exporten in alle Welt.

Geschichte

Im Oktober 1854 erwarben die Kaufleute Daniel Berolzheimer und Leopold Illfelder das Anwesen Nr. 271 in der Schwabacher Straße, Ecke Maxstraße von dem Zimmermeister Simon Giess. Laut Kaufvertrag bestand das Anwesen aus einem Haus mit zwei anstoßenden Gebäuden, zwei Remisen und einem Brunnen. Es gab einen eigenen Wasseranschluss, der sich, ebenso wie die Nähe zur Eisenbahnlinie als vorteilhaft erwies. Anfang November des gleichen Jahres stellten Berolzheimer und Illfelder einen Fabrikkonzessionsantrag an die Regierung von Mittelfranken, in der Absicht (dort) eine Bleistiftfabrik zu errichten und dieselbe mit Dampfkraft zu betreiben.[1] Sie hatten erkannt, dass die Nachfrage nach Bleistiften, von welchen viele in den Export auch in überseeische Länder gingen, kaum befriedigt werden konnte. Nach Erhalt der Fabrikkonzession am 16. März 1855 konnten sie den Bleistifthersteller Johann Georg Haas aus Stein als Werkführer verpflichten.[2] Der fünfzigjährige Witwer konnte vier seiner Kinder im Alter von 16 - 20 Jahren gleich in der Fabrik beschäftigen.

Das Jahr 1856 gilt in manchen Quellen als Gründungsjahr der Firma.[3] In diesem Jahr meldete Daniel Berolzheimer auch ein Privileg auf eine eigentümlich konstruierte Maschine zum Abschneiden der Bleistifte an.[4] Das Privileg, ursprünglich auf fünf Jahre erteilt, wurde bereits 1859 wieder aufgehoben. Wahrscheinlich hatte Berolzheimer die zweieinhalb Jahresfrist für den Nachweis versäumt.

Nach Daniel Berolzheimers Tod 1859 übernahm der Sohn Heinrich Berolzheimer dessen Anteil und führte die Fabrik eine Zeit lang zusammen mit Leopold Illfelder weiter. Es begann die Blütezeit der Firma.[5] Nach einer Gewerbestatistik von 1861 bschäftigte die Fabrik wahrscheinlich 44 Arbeiter und 7 Aufsichtspersonen.[6]

Die Firma gründete 1861 eine Niederlassung in New York ("Berolzheimer, Illfelder & Co." bzw. "B. Illfelder & Co."), aus der die späteren Firmen Illfelder Importing Co. bzw. Eagle Pencil Co. hervorgingen. Auf der Londoner und auf der Pariser Weltausstellung in den Jahren 1862 und 1867 erzielten die Produkte der Firma internationale Anerkennung durch die Verleihung von Medaillen.

Heinrich Berolzheimer betrieb die Firma in den USA zuerst zusammen mit seinem Bruder Martin, Leopold Illfelder, dessen Sohn Joseph sowie Josef Reckendorfer. Immer häufiger verweilte er auch dort und führte die Firma bald allein. Seit 23. Dezember 1875 leitete Joseph Illfelder die Fürther Fabrik als Alleininhaber, nachdem sowohl sein Vater ais auch Heinrich Berolzheimer ausgetreten waren. [7] 1877 wurde die Firma in Fürth in "Dampfbleistiftfabrik Jos. Illfelder" umbenannt.[8] 1880 ließ er einen zweiten Dampfkessel als sogenannte Reserve für die 15 PS starke Siebertdampfmaschine in seiner Fabrik aufstellen.[9] 1890 dürfte die Fabrik ihren Höhepunkt erreicht haben. Vor allem die amerikanischen Märkte hatten sich durch hohe Zölle abgeschottet und eine lokale Produktion gefördert.

Laut anderen Quellen übernahm Leopold Illfelder ab 1882 mit seinem Sohn Martin den Betrieb in Fürth (ab da unter dem Namen Illfelder & Co.).[10] Später wurde die Firma unter dem Namen VERA-Bleistiftfabrik bekannt.

1942 wurde die Fabrik verkauft. Die Fabrik stand . Heute steht an der Ecke Maxstraße - Schwabacher Straße das Kaufhaus Woolworth, ehem. bilka.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 36: Konzessionsantrag vom 1. Nov. 1854
  2. Stadtarchiv Fürth, Fach 17a, Nr. 469
  3. Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) online
  4. Stadtarchiv Fürth, Fach 208, Nr. 31: Briefe vom 26. April und 12. Juni 1856
  5. Fürth von A bis Z (Buch)
  6. Stadtarchiv Fürth, Fach 118, Nr. 59 - die Angaben sind teilweise durchgestrichen und dadurch nicht eindeutig
  7. {{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=44f
  8. Fronmüllerchronik, 1887, S. 478
  9. Stadtarchiv Fürth, Agr. 8, 649A, Nr. 134
  10. Georg Büttner: "JOS. ILLFELDER, Fürth"; unter "Die vergessenen Bleistiftfabriken" (F-M) online

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