Brillenfabrik Abraham Schweizer

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Die Fürther Brillenfabrik Abraham Schweizer wurde 1852 von Abraham Schweizer und Eduard Buverier gegründet.

Geschichte

Schweizer erlernte ursprünglich den Beruf des Gürtlers (Bearbeitung und Verformung von Metallen zur Herstellung von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen) und ließ sich nach seinen Wanderjahren um 1840 in Fürth nieder, wo er mit der Produktion von Messingbrillen begann. Er gehörte zu den wenigen jüdischen Handwerksmeistern in Bayern bzw. Mittelfranken; für Mittelfranken lassen sich 1844 gerade fünf jüdische Gürtlermeister nachweisen.[1] Messingbrillen drohten aber durch die besseren Stahlbrillen aus französischer und schweizer Produktion verdrängt zu werden. Der Gewerbeverein Fürth erwog, entweder einen französischen Brillenmacher nach Fürth zu holen, oder sich das nötige "Know How" in Frankreich selbst anzueignen. Schweizer erbot sich freiwillig und ging im Mai 1852 nach Paris um dort "Industriespionage" zu betreiben. Da er jedoch immer wieder aus seinen Stellen entlassen wurde, macht er über einen Mittelsmann Eduard Buverier, bei dem er zuletzt beschäftigt gewesen war, das Angebot, mit ihm zusammen eine Fabrik in Bayern zu gründen. Das Angebot war für Buverier sehr gut: Schweizer trug alleine das finanzielle Risiko, Buverier bekam ein Mindestgehalt von 1 000 fl. zugesichert und einen einmaligen Zuschuß für den Umzug. Buverier sagte zu und übersiedelte mit seiner Familie nach Fürth. Das Unternehmen wurde ein großer Erfolg: 1857 produzierten 25 Arbeiter 5 000 Dutzend Brillen pro Jahr. Um auch die preisgünstige Massenware anbieten zu können, die das Hauptgeschäft der Konkurrenz ausmachte, ging Schweizer nach Morez und warb die in der dortigen Stahlbrillenfabrikation tätigen Gebrüder Vendel ab, denen er jeweils einen Jahreslohn 622 fl. - als Vorarbeiter in Fürth - versprach. Außerdem gewann er von dort noch den Mechaniker Bailly, der ihm die notwendigen Stanz- und Schneidwerkzeuge sowie kleine Drehbänke anfertigte.[2] Da die bisherigen Räumlichkeiten in der Alexanderstraße zu klein wurden, wurden die Produktionsräume 1859 in die damalige Hirschengasse Nr. 29 verlegt. Um 1859 produzierte man bereits 1 200, später sogar bis 2 000 Dutzend Brillen pro Woche bei 50-60 Arbeitern allein in Fürth. Weitere Produktionsstätten wurden außerhalb Fürths eingerichtet: in den Strafanstalten in Lichtenau (bei Ansbach) und Laufen. Etwa 200 Gefangene wurden dort für eine kostengünstige und konkurrenzfähige Produktion beschäftigt. Bis zum Ersten Weltkrieg behielt Schweizer die Brillenproduktion in den Strafanstalten bei. Den Absatz der Produktion gewährleisteten direkte Kontakte zu den wichtigsten europäischen Handelsstädten sowie ein eigener Vertreter in New York.[3] Nach dem Tod Abraham Schweizers übernahm dessen Sohn Max (geb. 21. Mai 1841 in Fürth) das Unternehmen. Max Schweizer gründete 1874 eine weitere Fabrik in Wien, 1890 in London und 1891 in Witebsk. Der Firmensitz befand sich immer noch in Fürth, die Fertigung wurde aber fast vollständig an andere Standorte verlagert. 1886 trat Emil Schweizer (geb. 28. Dezember 1859; gest. 1897), der Bruder von Max, in das Unternehmen ein. Um die Jahrhundertwende beschäftige die Firma ca. 600 Arbeiter, die jährlich 400000 Dutzend Brillenfassungen und 1 Million Paar Brillengläser fertigten. Diese Waren wurden in alle europäischen Länder exportiert, weiterhin bestanden auch Handelsverbindungen in die USA, Südamerika und Asien.

Heute

Der Firmensitz wurde nach Forchheim verlegt, das Unternehmen wird heute unter dem Namen Optische Fabrik A. Schweizer GmbH geführt.

Literatur

  • Schraudolph, Erhard: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole, Ansbach, 1993 (Mittelfränkische Studien Bd. 9), S. 172 - 179

Siehe auch

Optische-Industrie-Anstalt Philipp M. Winter

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kunst- und Gewerbeblatt 1844, München 1844, S. 766 ff.
  2. Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Selbstverlag, Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach (Mittelfränkische Studien, Band 9), 1993, S. 175.
  3. Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 34, Gewerbezeitung, 16. Jg. 1866, S. 63