Bronzefabrik J. Brandeis jr.

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Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums "200 Jahre eigenständig" im Jahr 2018

Die Bronzefabrik J. Brandeis jr. war eine der zahlreichen Fürther Blattmetall- und Bronzefarbenfabriken im 19. Jahrhundert.


Geschichte

Die Bronzefarbenfabrik mit Namen J. Brandeis jr. entstand ungefähr in den vierziger Jahren 19. Jahrhunderts. Der Gründer Jakob Löw Brandeis entstammte einer spätestens Ende des 18. Jahrhunderts in Fürth nachweisbaren Kaufmannsfamilie. Bereits der Vater, der Kaufmann Jesaias Jacob Brandeis (1755 – 1838), obwohl erst seit dem 30. April 1795 als Schutzjude in Fürth immatrikuliert, hat seinen Handel dort wohl schon länger betrieben.[1] Das Handelshaus, in dem auch die beiden Söhne Jakob Löw und Abraham lange Jahre tätig waren, verkaufte vor allem Ausschnittwaren und Wolltücher. Aufgrund erlittener Verluste mussten die Brüder Brandeis ihr Handelsgeschäft einschränken. Sie hatten sich mit dem Verkauf zu Dumping-Preisen und beim missglückten Wertpapierhandel selbst geschädigt. Die Familie geriet schließlich Ende der Dreißigerjahre in einen Bankrott in Höhe von 300.000 Gulden. Dadurch verloren sie ihren guten Ruf und das geschäftliche Vertrauen, was sowohl Jakob Löw Brandeis als auch sein Sohn Isaak zu spüren bekamen. Bedingt durch die geschäftliche Misere suchte Jakob Löw Brandeis 1838 um die Erlaubnis zur Herstellung von Bronzefarben nach. Obwohl sein Gesuch abgelehnt worden war, kaufte er in großen Mengen Schabin (Blattmetallabfall von Gold- und Silberschlägereien), produzierte mit zwei Reibmaschinen und einigen Schwarzarbeiterinnen heimlich Bronzefarben und exportierte diese durch sein Handelsgeschäft. Die zuständige Kreisbehörde hatte inzwischen auch in zweiter Instanz sein Gesuch nicht anerkannt. Zwei seiner Konkurrenten, die Bronzefarbenhersteller Lepper und Stoeber, kamen Brandeis auf die Schliche und zeigten ihn an, worauf der Stadtmagistrat Brandeis zu einer geringen Geldstrafe wegen Verstoß gegen das Gewerbegesetz verurteilte. Seit den Jahren 1839 bzw. 1840 besaß Brandeis allerdings in Büchenbach eine Lizenz sowohl zur Bereitung von Bronzefarben als auch zur Buchmetallschlägerei. Die beiden Söhne Samuel und Isaak, bisher als Lehrlinge und Gehilfen im väterlichen Geschäft, kümmerten sich jetzt um die Herstellung der Bronzefarben, während der Vater die Produkte unter seinem Namen als Fürther Ware besonders nach den USA vertrieb. Ab 1842 erfolgte die Produktion in Bruck bei Erlangen in einem Betrieb mit 6 - 10 Arbeitern, und im März 1845 wollte Jakob Löw Brandeis seine Fertigungsstätte aus Altersgründen nach seinem Wohnort Fürth verlegen. Dem wurde nur unter Auflagen stattgegeben, weil die Stadt das nach ihrer Ansicht überbesetzte Metallschlägergewerbe gegen die Konkurrenz zu schützen suchte. Brandeis seinerseits wollte den Ausgangsstoff, den Schabin, selbst erzeugen und damit von den Fürther Metallschlägern unabhängig sein. Der Stadtmagistrat Fürth musste seine Auflagen auf Anordnung der übergeordneten Ansbacher Behörde allerdings wieder zurücknehmen, denn die Metallschlägerei zählte damals zu den freien Gewerbearten.

Unterdessen hatte Isaak Brandeis ein Privilegiumsgesuch eingereicht, in dem er ein eigenes Verfahren bei der Bereitung von Bronzefarben umsetzte. Statt des mühsamen und langwierigen Verfahrens Schabin zu gewinnen, konnte er direkt mit rohem Kupfer unter Zusatz von Zink die Bronzefarbenproduktion durchführen. Unter Einsatz der Dampfkraft anstelle der Muskelkraft entstand eine billige industrielle Massenproduktion mit verhältnismäßig wenig Arbeitskräften. Am 18. Mai 1848 erhielt Isaak Brandeis die Konzession zum Manufakturwarenhandel en détail, verbunden mit der Ansässigmachung. Dadurch konnte Brandeis noch im selben Jahr Kaufmannstochter Sara Neumann aus Pappenheim ehelichen.[2] Allerdings ging dadurch die Lizenz zur Buchmetallschlägerei in Erlangen verloren. Nach einigen Versuchen im Manufakturwarenhandel konzentrierte sich Brandeis dann aber ab dem Jahr 1867 ausschließlich auf seine Bronzefarbenfabrik. Zehn Jahre zuvor hatte er nach 16 Jahren endlich die Konzession für die Fabrikation von Bronzefarben erhalten: Im Jahre 1857 hat zuerst Herr J. Brandeis jr. in Fürth die Fabrikation der Bronzefarben mit der des gezainten Metalls und des Rauschgoldes verbunden und den Betrieb mit Dampfkraft in's Leben gerufen. Bis dahin wurde das Material für die Bronzefarben und Metall überhaupt nur mittelst Wasserkraft in verschiedenen Dörfern fabriciert.[3] Das Fabrikgebäude erbaute er in der Schwabacher Straße Nr. 284, obwohl dies zunächst abgelehnt worden war, weil es sich in unmittelbarer Nähe der Krankenanstalt befand.

Das Dampfmetallhammerwerk von J. Brandeis jr., so die offizielle Bezeichnung, beschäftigte um 1866 in Fürth 50 Personen, die jährlich Zainmetall und Bronzefarben zu einem Geldwert von etwa 110.000 Gulden erzeugten. Die 30 PS starke Dampfmaschine trieb 48 Hilfsmaschinen, wie z. B. Zainhämmer oder Brokatstämpfer an. Die männlichen Arbeitnehmer der Firma gehörten der 1869 gegründeten Unterstützungskasse der Fürther Metall- und Bronzearbeiter an, die im Krankheitsfall sowie Todesfall Kosten übernahm. Im Jahr 1870 konnte die Firma vorübergehend wegen Geldknappheit, verursacht durch den Krieg, keine Wechsel diskontieren, musste aber die Löhne der 150 Arbeiter bezahlen.

1882 plante er die Vergrößerung seiner Fabrik in seinem Anwesen, das sich mittlerweile in der damaligen Theresienstraße 23 befand und unmittelbar an das Hammerwerk von Georg Benda grenzte. Die angrenzende Nachbarschaft protestierte, doch wurde die Erweiterung unter Auflagen zur Geräusch- und Erschütterungseindämmung genehmigt.[4]

Nach dem Tod von Isaak Brandeis im Alter von fast 75 Jahren am 28. November 1890, ging die Fabrik 1891 an die Firma Bernhard Ullmann & Co, die den Betrieb aus Fürth weg verlegte und die Gebäude 1902 abbrechen ließ. Anstelle der Brandeis’schen Fabrik wurde die Mietshausgruppe Theresienstraße 4 - 10 errichtet.[5]

Literatur

  • Gilbert Krapf: Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil IV, in 'Fürther Geschichtsblätter 1/2010' - online abrufbar

Siehe auch

Einzelnachweise